Ich benutzte seit gut einem Jahr Android und wie soll ich es am besten sagen? Meine Erfahrungen mit diesem Betriebssystem waren ziemlich gemischt.
Innerhalb des letzten Jahres habe ich zwei verschiedene Android-Geräte aus zwei völlig verschiedenen Preisklassen besessen, nämlich das Sony Xperia E3 und das Samsung Galaxy S5 Plus.
Hardwarespezifikationen:
CPU: Qualcomm Snapdragon 400 quad-core @ 1,2 GHz ARM Cortex-A7
GPU: Adreno 305
RAM: 1024 MB
Interner Speicher: 4GB
Diagonale: 4"
Auflösung: 854x480 LCD
Max. Android: 4.4.2
Expansionsmöglichkeiten: SD-Karte
CPU: Qualcomm Snapdragon 805 quad-core @ 2,5 GHz Krait 450
GPU: Adreno 420
RAM: 2048 MB
Interner Speicher: 16 GB
Diagonale: 5,1"
Auflösung: 1920x1080 AMOLED
Max. Android: n/v (angeblich 6.0)
Expansionsmöglichkeiten: SD-Karte, wechselbarer Akku
Haptik:
Diese beiden Geräte sind aus zwei völlig verschiedenen Preissegmenten, und trotz deutlichen Unterschieden in der Hardwareleistung fühlen sich beide Geräte ziemlich ähnlich an. Beide wiegen ungefähr gleich viel und der Metallrahmen des S5 fühlt sich deutlich weniger "edel" an als man meinen würde, allerdings dennoch wertiger als der Ganz-Plastik-Rahmen des E3. Der Plastikrücken des S5 lässt das Handy jedoch etwas billig wirken und hat trotz des "Pflastermusters" recht wenig Grip (zumindest bei meinem Modell, manche Modelle haben einen recht rutschfesten Rücken). Der Bildschirm fühlt sich beim S5 jedoch deutlich glatter an und es deutlich angenehmer, auf ihm zu swipen. Die kapazitiven Tasten des S5 bevorzuge ich zwar gegenüber den Onscreen-Tasten des E3, ich finde jedoch dass sie etwas zu empfindlich sind.
Bildschirm:
Hier gibt es überhaupt keinen Vergleich, das S5 hat das beste Display, das ich jemals auf einem selbst besessenen Mobilgerät gesehen habe. Dank der sehr hohen Pixeldichte ist es extrem scharf (1440p braucht auf solch einem Display kein Mensch
) und die Farben wirken fröhlich und natürlich, ohne überbelichtet zu sein. Die Displayhelligkeit ist auch sehr gut, allerdings ist die automatische Helligkeitsanpassung teils etwas zu sparsam mit der Helligkeit. Es stellt sogar das bereits sehr gute Retina-Display des iPhone 4S, welches ich davor besaß, in den Schatten.
Das E3 hingegen wirkt da fast vorsintflutlich.
Sound:
Der Lautsprecher ist bei beiden Geräten dämlicherweise auf der Rückseite angebracht, was dafür sorgt dass die Tonqualität stark abhängig von der Oberfläche, auf der das Handy aufliegt, abhängig ist.
Die Tonqualität über Kopfhörer ist jedoch bei beiden Geräten angemessen. Da ich mich dort nicht so gut auskenne, werde ich auf diesen Bereich nicht weiter eingehen.
Zur jeweiligen vorinstallierten Abspielsoftware kann ich jedoch was sagen. Hier sind beide in Ordnung, mit jeweils herausstechenden Punkten und Macken. Das S5 hat eine deutlich schlichtere aber meiner Meinung nach schickere Oberfläche als das E3, allerdings funktioniert die Funktion für automatische Lautstärkeanpassung nur bedingt.
Das E3 hat einen leichter konfigurierbaren "SoundTrue"-Modus, leidet allerdings unter Ausfällen.
Batterielaufzeit:
Das E3 hielt gerne mal 2 Tage, ich nutzte es aber auch nicht so oft.
Das S5 hingegen ist teils schon vor 16:00 auf 25-30% Akkukapazität runter (was auch am komisch konfigurierten Uni-WLAN liegen kann). An anderen Tagen liegt es Spätabends noch bei 53%. Völlig unterschiedlich.
Software:
Jetzt kommt der interessante Teil. Da ich das E3 nicht all zu lange benutzt habe, werde ich es hier nur nebensächlich erwähnen.
Auf dem S5 befindet sich die berühmt-berüchtige TouchWiz-Oberfläche, welche zwar schick ist, aber einige bei Android eigentlich als Standard etablierte Funktionen vermissen lässt wie etwa der Parallax-Homescreen. Ich selbst benutze den Nova Launcher, welcher recht nah an Stock Android dran ist, aber immer noch viele Anpassungsmöglichkeiten bietet und zudem etwas schneller arbeitet.
Die schnellere Arbeit hilft in der Praxis aber oft nicht. Trotz starker Hardware fühlt sich die Software-Erfahrung oft an wie die in einem Gerät, das nict einmal halb so teuer ist (wie eben die des E3). Multitasking ist wegen der für ein Ex-Flaggschiff recht kleinen Arbeitsspeicherkapazität gefühlt kaum möglich, Apps stocken, unter bestimmten Bedinungen stottert sogar der Homescreen. Die RAM-Auslastung liegt zudem fast immer bei mindestens 65%, selbst wenn keine einzige App geöffnet ist. Zwar ist leerer RAM, anders als einem die sog. "Optimierungstools" weismachen wollen, bei Android verschwendeter RAM, allerdings sorgt diese Auslastung dafür, dass man eigentlich mit nicht mehr als 2 Apps gleichzeitig wirklich gut multitasken kann.
Apps laufen auch oft recht instabil, in den letzten Monaten ganz besonders Google Chrome, welches regelmäßig die ganzen Google Play-Services abstürzen lässt. Zwar muss ich das Handy nicht dauernd neustarten, aber einmal im Monat ist dies praktisch Pflicht.
Apps, die nicht für Android 5.0 optimiert sind, benehmen sich unterschiedlich. Manche funktionieren weiterhin, andere lassen das ganze Handy ohne ankündigen vollständig abstürzen und neustarten. Hurra für Qualitätskontrolle im Play Store.
Ach ja, die Updatesituation auf Android kann <lieber nicht>. Anders als bei PCs, iPhone oder Windows Phone ist es hier praktisch immer eine Sache des Herstellers, ob das eigene Handy nun ein Update oder gar mehrere kriegt. Support wird meistens nach 18 Monaten eingestellt (wohl um die Leute zu nötigen, sich ein neues Gerät zu kaufen) und will man wirklich brauchbaren Support, ist man auf Google Nexus-Geräte angewiesen. Motorola liegt auf Platz 2, LG auf Platz 3, OnePlus auf Platz 4.
Viele günstigere Modelle kriegen gar keine Updates mehr nach dem Kauf und viele Geräte können sich aktuellere Systeme wie Android 5 oder 6 ganz von der Backe putzen. Es ist eine absolute Farce und das größte Problem, das Android hat.
Unter Auslastung kann das Teil zudem ziemlich warm werden. Die Hitzeprobleme sind zwar wahrscheinlich nicht so schlimm als beim Snapdragon 810, allerdings beeinträchtigen auch sie die Leistung merklich. Dabei können Benchmarking-Werte teils um mehrere tausend Punkte fallen.
Apropos Benchmark, in 3DMark Ice Storm Unlimited hält sich der Snapdragon 805 im Vergleich mit dem 810 ziemlich gut. Aber in der Praxis würde man bei beiden Prozessoren vermutlich keinen Unterschied bemerken. Die Spec-Kriege sind auf die Smartphone-Plattform umgezogen. Eine Nachricht an die Geeks: Specs aren't everything. Man macht sich gerne über die "uralte" iPhone-Hardware lustig, etwa darüber dass erst mit dem 6S der RAM auf 2GB erhöht wurde. Leute, iOS arbeitet selbst mit schwächerer Hardware flüssiger als Android! Hier wird planlos hochleistungsfähige Hardware verschwendet.
Fazit:
Ob man nun ein günstiges oder ein teures Android-Handy kauft, macht oft wenig Unterschied, da deutlich teurere und stärkere Geräte von Bloatware und überflüssig stark modifizierten Oberflächen verlangsamt werden. Der Play Store ist ebenfalls trotz seiner offenen Natur ein zweischneidiges Schwert.
Will man Android, sollte man eigentlich unbedingt die Finger von Markengeräten lassen, Ausnahmen bilden da Motorola und anscheinend LG und OnePlus. Und natürlich Google.
Würde ich persönlich mir nochmal ein Android-Gerät kaufen? Hmm, ich weiß nicht. Wenn dann wird es höchstwahrscheinlich ein aktuelles Nexus oder LG-Flagschiff (bei Vertrag) werden. Da kann ich zumindest erwarten, halbwegs annehmbar mit Updates versorgt zu werden.
Oder ich gehe zurück zu iOS, welches mir deutlich mehr Spaß gemacht hat als Android. Da ist es wiederum eine Preisfrage. Aber dort gilt zumindest meistens das Prinzip "You get what you pay for."