11.01.2016 |
bisty
Wonderbolt
Beiträge: 1.824
Registriert seit: 16. Jul 2012
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Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Shalom, (hoffentlich) diskussionbereite Mitbenutzer dieses Forums.
Ich möchte heute über ein ziemlich kontroverses, aber auch interessantes Thema reden - über das Zusammenleben der Moral und der Wissenschaft.
Wie wir alle wissen, hatten die Wissenschaft und gesellschaftliche Moral schon immer die Themen, bei denen Wissenschaft der moralischen Einstellungen der Gesellschaft nicht immer entsprach. Besonders stark ist diese Auseinandersetzung bei den Menschenversuchen geprägt. Betrachten wir mal folgende Beispiele:
https://en.wikipedia.org/wiki/Tuskegee_s...experiment
https://en.wikipedia.org/wiki/Project_4.1
Die Öffentlichkeit war sehr entsetzt und empört, wenn die über diese Experimente erfuhr - es gab große Aufschreie in den Medien und viel Diskussionen, da diese Experimenten als unmenschlich galten. Aber andererseits haben die Wissenschaftler aus diesen Experimenten einiges lernen können, auch wenn man für die gewonnene Wissen und Kenntnisse sehr hohen Preis zahlen musste, den man sich auch mal sparen könnte.
Oder betrachten wir weniger kontroverses Beispiel - Stammzellforschungen. Einerseits könnten Stammzellen eine enorme Hilfe bei der Rettung von Menschenleben leisten, aber andererseits entspricht diese Art von Forschungen auch nicht der Moraleinstellung von vielen Menschen.
Und solche Auseinandersetzungen, auch wenn viele davon im Vergleich zu den oben genannten Beispielen sehr unbedeutend sind, gibt es ständig. Ja, es gibt mittlerweile diverse Ethikkommissionen, aber das beweist auch, dass man die Forschungen gerne kontrollieren möchte, damit die von den Moralvorstellungen der Gesellschaft nicht zu stark abweichen.
Was denkt ihr zu diesem Thema? Sind solche Auseinandersetzungen zwischen Wissenschaft und Moral normal? Braucht man die Ethikkommissionen tatsächlich? Und falls ja, wie weit dürfen die in die Forschungsarbeiten eingreifen? Und umgekehrt - wie weit dürfen die Forscher in ihrer Arbeit gehen? Dürfen die die herrschende Moralvorstellungen brechen? Falls ja, wie weit?
/discuss.
P.S
Was die erwähnte Menschenversuche angeht - Ich habe absichtlich weder Einheit 731 noch Mengele erwähnt - das wäre ein ganz anderes Thema, das schon jedem bekannt ist, und zu dem fast alle hier sowieso mehr oder weniger die gleiche Meinung haben.
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11.01.2016 |
Beaumaris
Marienkäfer
Raricow Love Machine
Beiträge: 695
Registriert seit: 02. Jan 2014
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RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Um mal das obligatorisches Einstein-Zitat zu bringen:
As long as we remain within the realm of science proper, we can never meet with a sentence of the type "Thou shalt not lie" ... Scientific statements of facts and relations... cannot produce ethical directives.
Das fasst es ziemlich gut für mich zusammen. Man trifft in der redlichen Wissenschaft nie auf Sätze, die mit "Du sollst..." beginnen. Man kann schon aus der rein deskriptiven Natur der Wissenschaft niemals auf normative Sätze stoßen. Allein schon daher sind Wissenschaft und Moral von Grund auf verschieden.
Ich finde, die Wissenschaft kann sehr gut ohne Moral auskommen, jedoch kann die Moral nicht ganz ohne Wissenschaft auskommen. Man kann nur moralisch Handeln, wenn man vor der Handlung die wahrscheinlichen Konsequenzen und Auswirkungen der Handlung bedenkt. Diese Abwägung bedarf in vielen Fällen eines grundlegenden Verständnisses der Welt, wie sie die Wissenschaft bereitstellt. Zudem gibt der Erkenntnisgewinn neue Möglichkeiten, moralisch zu handeln und Gutes zu tun. Mit neuen Erfindungen lässt sich die Welt durchaus verbessern.
Die Wissenschaft kann bspw. nicht sagen, baue und teste keine Wasserstoffbomben. Jemand der aber weiß, welche Auswirkung eine Wasserstoffbombe hat, wenn man sie bspw. über ein bevölkertes Gebiet einsetzt, kann darüber moralische Überlegungen anstellen. Beachten sollte man jedoch, dass (natur)wissenschaftliche Erkenntnisse keine letzten, apodiktischen Wahrheiten sind, sondern aufgrund von Forschung ständig in der Kritik bzw. Überprüfung stehen. Die Faktenlage über einen Gegenstand kann damit jederzeit revidiert oder erweitert werden. Das muss man bei solchen moralischen Überlegungen beachten.
Menschenversuche sind daher auch nicht aus wissenschaftlicher, sondern aus moralischer Sicht abzulehnen. Daher haben Ethikkommissionen schon ihren Sinn, um das ganze nochmal von einem anderen Blickwinkel aus zu bewerten. Wobei ich den Eingriff schon relativ kritisch betrachte. Stammzellenforschung finde ich bspw. nach meinem Ethikkompass für moralisch legitimiert.
Wissenschaftliche Fakenlage muss frei von jeder Moral sein und man darf Fakten nur weil sie jemandem nicht passen, nicht einfach abhändern. Für mich ist Wahrheit bpsw. ein moralisch höherwertiges Gut als bpsw. die Nichtverletztung von religiösen Gefühlen. Andererseits soll die wissenschaftliche Praxis zum Erkenntnisgewinn keine grundlegenden Menschenrechte verletzten. Weil körperliche Unversehrtheit für mich höher steht als potentielles Wissen über einen bestimmten Sachverhalt (welches man möglicherweise auch auf andere Art und Weise erlangen könnte).
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12.01.2016 |
Richelieu88
Enchantress
Beiträge: 556
Registriert seit: 12. Sep 2012
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RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Ich würde man sagen, dass egal wie viel man von der Moral innerhalb der wissenschaftlichen Forschung zurücknehmen würde, eine einzige moralische Forderung übrig bleiben würde, in der sich alle minimal einig wären: Dass die Forschungsergebnisse auch der Menschheit zugute kommen soll.
Seien wir mal (theoretisch) ganz ehrlich: Wenn jemand für die Gesellschaft moralisch fragliche Methoden anwendet, um ein wichtiges Problem zu erforschen und diese Ergebnisse auch der Öffentlichkeit und der Forschung allgemein zugänglich macht, dann würde man mit diesem eher Nachsicht haben als mit jemandem, der die ganzen Ergebnisse aus egoistischen Motiven für sich alleine behält und für viel Geld innerhalb eines - nennen wir es mal - in sich verschlossenen und nicht ganz an der Allgemeinheit interessierten Gesellschaft oder Firma weiterverkauft oder es nur als Steigbügel für den eigenen Erfolg nutzt.
Diese Moral würde einerseits nur die Intension des Forschenden betreffen - da aber die persönliche Intension Auswirkung auf die wissenschaftliche Tätigkeit hat, müsste eine "moralfreie Zone" im Praktischen allgemein zu Bedenken geben. Besonders nach solchen Typen wie Dr. Mengele & Co, die wirklich mit einem rassistischen Menschenbild an die Arbeit gingen und es deswegen heute noch vielen kalt den Rücken hinunterläuft, wenn sie daran denken, was mit den Ergebnissen alles Praktische umgesetzt worden ist.
Und ich meine damit nicht nur "Moralisten", sondern auch Leute, die der "allgemeinen Moral" auch kritisch gegenüberstehen und mit denen ich mich auch schon öfters unterhalten durfte.
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12.01.2016 |
Dr.Wandschrank
Royal Guard
Beiträge: 3.960
Registriert seit: 16. Feb 2012
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RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Im Grund sollte ein moralischer Wissenschaftler ja an sich selsbt testen.
Meiner Meinung nach ist es Fakt da Moral der Wissenschaft im Weg steht, das ist ganz einfach logisch.
Es is aber ein gutes Zeichen das man in so was wie der Wissenschaft an die Moral und Ethik denkt.
Sicher wären wir ohne Moral und Ethik viel weiter als wir es jetzt sind. Dies ist aber offensichtlich nicht der Weg denn wir Menschen einschlagen wollten. Anstatt für schnellen Fortschritt und Entwicklung haben wir uns für Vernunft und Menschlichkeit entschieden, zumindest was das betrifft. In einer moralisch idealen Gesellschaft kann und darf man niemanden zwingen sein Leben für das andere zu geben, selsbt wenn man mit einem Leben 1000 retten könnte.
In einer moralisch idealen Gesellschaft würde sich jemand aber freiwillig opfern um 1000 zu retten. ^^
Ich halte so was wie die Ethikkommissionen für sehr wichtig, zudem ist sie ein Zeichen für unsere Menschlichkeit und Vernunft.
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13.01.2016 |
Sonnentau
Wonderbolt
Beiträge: 2.327
Registriert seit: 07. Mär 2013
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RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Die Ethik ist, wie schon vorher gesagt, auch meiner Meinung nach ein wohlwollender Bremshebel für den Wissensdurst der Forschenden.
Eine Wissenschaft ohne Ethik hätte mit Sicherheit bei weitem mehr Opfer gefordert, als sie es mit dieser ohnehin schon getan hat. Selbst scheinbar ethisch vertretbare Menschenversuche haben sich aufgrund der Langzeitfolgen ins Gegenteil verkehrt. So die Tests von Chemiewaffen an US-Soldaten.
Leider ist diese Bremse nicht in allen Gebieten so stark vertreten wie ich es mir wünschen würde. So sind viele Tierversuche heutzutage aufgrund der zu erwartenden Andersreaktion des Menschen auf beispielsweise einen Impfstoff obsolet.
In manchen Bereichen kann ich aber auch die Befürchtungen der Kritiker nicht verstehen. So in der Stammzellforschung, wo kein Mensch ernsthaft gefährdet wird, es aber wichtige Heilmittel bergen könnte.
Es muss von Fall zu Fall unterschieden werden, ob man seinen Wissensdurst oder seinen Moraltrieb stillen möchte, für das Ereignis, dass sich beide gegenseitig behindern. Goldene Regeln, wie keine schädlichen Langzeitversuche an Menschen oder Versuche ohne deren Zustimmung durchzuführen sind enorm wichtig und definieren uns als moderne Gesellschaft.
Ohne Moral und Ethik hat unter anderem Edward Teller gearbeitet. Das ging so weit, bis die Regierung einschreiten musste. Viele Filmcharaktere sind unter anderem an ihn angelehnt.
(12.01.2016)Dr.Wandschrank schrieb: Im Grund sollte ein moralischer Wissenschaftler ja an sich selbst testen.
Einige "moralische Wissenschaftler"
Im Dienste der Wissenschaft starben unter anderem auch zwei Wissenschaftler durch den Demon Core
The ride never ends.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.2016 von Sonnentau.)
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13.01.2016 |
Blue Sparkle
Ex-Bannhammeradmin
Beiträge: 11.615
Registriert seit: 22. Mär 2012
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RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Menschenversuche sind nicht per se unmoralisch. Es kommt auf eine gesunde Abwägung an. Bei der Einführung neuer Medikamente sind sie sogar vorgeschrieben in Form von klinischen Tests.
Wissenschaft ist ja kein Selbstzweck. Sie ist ein Werkzeug. Um zu selektieren wofür sie genutzt werden sollte haben wir die Moral.
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20.01.2016 |
Rainbro
Great and Powerful
Beiträge: 336
Registriert seit: 17. Jun 2015
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RE: Wissenschaft und Moral - kompatibel oder nicht?
Wissenschaft und Moral... Das ist eine Gute Frage...
Ich sehe in Moral und Ethik ein Werkzeug um die Macht der mächtigsten zu reglementieren und dadurch den schwächsten mehr Handlungsraum bieten zu können. Warum? Ich denke das ist evolutorisch sehr sinnvoll. Dadurch werden die innerartlichen Konflikte reduziert und so potenzielle Gefahren "von innen" vermieden.
Die Wissenschaft hingegen will die Macht Einzelner erweitern.
Natürlich gibt es dann wieder Mechanismen, die die Machtverhältnisse auszugleichen versuchen oder deren Aspekte replizierbar und verfügbar machen, was zuerst nur eine Person konnte oder hatte.
Bspw wird (geistiges) Eigentum Einzelner durch Medien (für alle) verfügbar gemacht. Prototypen werden vereinfacht. Und Fertigkeiten/Fähigkeiten Einzelner werden gelehrt.
Interessant ist es in diesem Kontext zu bedenken, dass Macht sowohl den direkten Einfluss auf andere Menschen beschreibt, als auch den Handlungsspielraum den der Mensch im Geiste und Körper zur Verfügung hat.
Wissenschaft wird so zweierlei verwendet: Zum vergrößern des Einflusses auf andere, als auch um den Handlungsspielraum anderer zu erweitern. Beides ist mit einander verknüpft und bedingt einander.
Doch warum man Moral und Ethik braucht.. ist, weil man sowohl die Einflussnahme auf andere, als auch den hinzugewonnenen Handlungsspielraum stets zweierlei nutzen kann: Zum "Guten" und zum "Schlechten".
Moral und Ethik wird aber auch zweierlei verwendet: Zum einen werden potenzielle Gefahren die zu Ängsten führen reglementiert, zum anderen werden Konzepte entworfen um Ängste direkt zu reglementieren. Denn Ängste können sowohl paralysieren (Geist/Körper) und Kontrollwerkzeug darstellen, als auch "Gründe und Orte" für weiteren Handlungsbedarf aufzuzeigen und daher Motivation zu liefern.
Angst und Macht sind daher verknüpft..
Angst entsteht dann, wenn man sich gegen eine höchst wahrscheinliche Situation ohnmächtig vorkommt.
Macht entsteht dann, wenn Situationen möglichst wahrscheinlich gemacht werden können.
Alles im Universum versucht eine stabile Position einzunehmen und seine eigene Form beizubehalten. Seien es Teilchen, Planeten oder selbstgebaute Dinge.. Hinzu kommt, dass die lebendigen Dinge versuchen ihre Form weiter zu geben, um im übertragenen Sinne weiterhin existieren zu können (Tiere, Pilze, Pflanzen, Vieren und Einzeller, DNA/RNA).
Deshalb ist der Lebenserhaltungstrieb in meinen Augen, nicht nur reine Beobachtung, sondern eine Naturkonstante.
Der Mensch allerdings kann dieser Naturkonstante widersprechen, als einziges Wesen.
Und von da an gilt es die ethischen und moralischen Werte aufzurollen. Um jegliche Macht zu begrenzen, die dieser Naturkonstante widersprechen.
Ohne Moral finde ich, ist die Wissenschaft sinngemäß ziellos. Damit meine ich nicht die faktische Gültigkeit der Daten oder den darin enthaltenen möglichen positiven Nutzen. Sondern ein grundlegendes Bestreben, ein "Was ist Richtig?", dass nur durch Ethik und Moral richtig beantwortet werden kann.
Die Wissenschaft ist gezwungen sich auf moralische Aspekte zu berufen, um das Ziel der Machtgewinnung verwirklichen zu können.
Es ist aber zugleich auch ein Reglementierungsversuch, da der Wissenschaft eindeutig zuviel Macht eingeräumt wird und potentiell eine "innere Gefahr" darstellt, weil "auch" "Schlechtes" verursacht werden kann.
Im weiteren und um auf die Natur der Psyche einzugehen..
Denn auch dort finden ständig Abwehrmechanismen gegen etwas und zum Wohle vielerlei Dinge statt. Es dient formal dem Schutz des Individuums. Doch wie bereits erfahren kann der Schutzinstinkt offensichtlich fehlgeleitet werden.
Nicht umsonst versucht man durch Psychologen Leuten mit Suicid/Ammok-Gedanken zu helfen.
Man will den Einzelnen bzw das Kollektiv vor Schaden bewahren.
Ein Problem besteht in dem hinterfragen von lange bestehenden Traditionen..
Wenn man genügend Gründe "wogegen" abbekommen hat, gibt es zwei grundlegende Reaktionen..
Entweder man wehrt sich und hält gegen.. oder man wird orientierungslos, wenn keine Alternativen vorliegen. Alternativen werden dann in jedem Fall über das Wenden an das Kollektiv angenommen, weil eigene Denkvorgänge nicht richtig scheinen.
Die Wissenschaft hinterfragt aber bestehende Traditionen um Irrtümer zu widerlegen.
Ich denke, dies ist nicht der Aufgabenbereich der Wissenschaft.
Interessant wird es, wenn man nun sowohl die Wissenschaft als auch die Moral versucht erklären zu lassen, welcher Mensch wie viel Wert ist?
Dass es die Diskussion zu Hitlers Zeiten gab ist klar.. aber ich meine aus heutiger Sicht.
Denn darauf die Frage gibt es mathematische/wissenschaftliche Antworten, indem man z.B. alles mögliche an Parametern festlegt, die das eigene Leben beschreiben, um das im Leben verdienbare Geld in Ziffern zu fassen.
Rein theoretisch ist das der Wert eines Menschen; nämlich der Anteil an Arbeitsleistung, den er dem Kollektiv beisteuern können wird.
Und die Zukunft ist durch ausführliche Statistik, Beobachtung, Überwachung und Kontrolle leicht(er) einzuschätzen.
Die Moral sagt aus dass das Leben jedes Menschen denselben Wert hat, egal um welche "Parameter" es da geht. Dies ist bereits Teil des BgB (Politik).
Wenn aber alle Menschen die gleiche Würde haben, wieso gibt es dann z.B. das Notwehrgesetz?
Ist der Tod nicht durch die Hand gleichartiger eine moralisch falsche Handlung?
Sollte man da nicht auf denjenigen Rücksicht nehmen, der da einen bedroht?
Die Vernunft sagt sowohl ja als auch nein. Das ja ist der Angst verpflichtet und damit direkt mit dem Lebenserhaltungstrieb. Das nein hingegen hofft auf die Raîson des drohenden und dessen Besinnung auf gleiche moralische Konzepte. Grade bei diesem Gedankenexperiment, wenn man selbst eine Waffe hat und von jmd mit einer Waffe bedroht wird.. die Frage zu stellen, was solle getan werden?..
Brachte mich immer wieder zu zwei Ergebnissen..
Entweder Menschen aufgrund ihrer bloßen Gedanken und Gefühle bzw daraus abzuleitender Handlungen zu töten, weil eine "unaufhaltsame Tötungsmaschine" das Kollektiv gefährde;
oder aber selbst einen märtyrer-ähnlichen Opfertod zu sterben.. in der Hoffnung, dass irgendwann der Zwang zur Reflexion bestünde, wohlgleich es jegliche Gegengewalt und damit zusammenhängende Kausalitäten verhindert wird, die durch "weitere Tote" zustande kämen.
Muss Moral also Außnahmen zulassen? Und auch in ihrem Machtanspruch begrenzt werden?
Grade wenn irgendjmd umgebracht wird.. wird jmd anderes traurig deswegen sein und womöglich Vergeltung wollen.
Was wiederum ein Anlass zu weiterem Töten wäre. Hinzu kommt natürlich noch die Angst, die einen zur Flucht oder zum Angriff bewegt und meist das rationale Denken umgeht (und damit die moralischen Konzepte).
Ich denke jedenfalls, dass es normal ist, dass sich Wissenschaft und Moral auf diese und andere Weisen in die Wolle kriegen.
Aber da der Mensch quasi-unendliche Macht besitzt durch seinen freien Willen..
Ist es in meinen Augen Gesetz, die Macht die damit einhergeht, zum Schutz des Kollektivs, unserer ganzen Art, zu reglementieren.
Wider dem Satz "Wer seine Freiheit zu Gunsten der Sicherheit opfert hat beides nicht verdient".
Denn die Freiheit alles zu denken, zu tun oder zu wollen muss Beschränkungen unterliegen, um die Fehlentscheidungsquote Einzelner Menschen, sowie Gruppen und dem ganzen Kollektiv, maximal zu vermindern.
Um aber einheitliche ethische und moralische Vorstellungen festigen zu können, muss zunächst die Frage geklärt werden, was unabdingbar für den Einzelnen sowie für das Kollektiv ist.
Es muss geklärt werden, was der Mensch mind. und max. brauchen darf.
Auch muss geklärt werden, wer der Mensch sein will und sein soll, und wie mit Abweichungen von den entstehenden Regeln umgegangen werden darf.
Und es muss sich jegliche wissenschaftliche Disziplin danach ordnen, jedem Menschen die Mindestbedürfnisse erfüllbar zu machen.
Wer gegen die Mindestbedürfnisse Einzelner oder Gruppen handelt, begeht damit eine Abweichung.
Grade weil "potenzielle Abweichler" irgendwann vorhergesagt werden können, muss es auch für den Fall dieses Erkenntnisgewinns eine Maßnahme geben. Damit korrekt gehandelt werden kann.
Denn Ziel der Aufstellung dieser grundlegenden Ethik- und Moralvorstellungen wird sein, dass sie danach nie wieder geändert werden dürfen. Eine ewige Tradition wenn man so will.
Die Frage bleibt nur, ob der Mensch fähig genug ist, darüber sinngemäße Entscheidungen fällen zu können.
Denn es geht nicht um konkrete Regeln. Sondern um ein Entscheidungsmuster, durch welches Regeln und Gesetze erst definiert werden können!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.01.2016 von Rainbro.)
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