Eigentlich würde ich gerne von diesem Wort "Böse" wegkommen, da es auf vielfältige Weise emotional vorbelastet und vor allem unscharf definiert ist, aber sei's drum.
(29.05.2012)apfelzahnpasta schrieb: Warum ist Breivik für dich/euch böse? Er meinte es ja nur gut,alles was er getan hat war seiner Ansicht nach das richtige,das wahre,etwas gutes
Breivik ist böse, weil er gemordet hat. Mord ist nach meiner Auffassung immer und ohne Ausnahme falsch. Ich beziehe mich dabei auf
die Definition von Mord nach deutscher Rechtsprechung. Glücklicherweise teilen die meisten Menschen meine Ansicht, so dass wir uns auf diesen gesellschaftlichen Konsens einigen konnten.
(29.05.2012)apfelzahnpasta schrieb: Hitler genauso für ihn war es gut und richtig,wer bestimmt dann das das was er getan hatte,etwas gutes also denn so böse war?
Für Hitler gilt das selbe wie für Breivik. Hätte er nicht Selbstmord begangen wäre er ebenfalls in
Nürnberg vor Gericht gestellt worden.
Außerdem wäre ich vorsichtig mit der Annahme, ob Hitler wirklich davon überzeugt war, etwas Gutes zu tun. Ich höre bei ihm immer heraus, dass er der Meinung war, das Nötige oder Richtige zu tun. Das ist ein Unterschied. Häufig verwenden Menschen solche Begrifflichkeiten, die ihre eigene moralische Verantwortung verklären wollen - gegenüber anderen, aber vor allem auch gegenüber sich selbst.
Es ist an dieser Stelle auch nicht wirklich wichtig, wie diese Menschen sich selbst sehen/sahen, sondern wie ihre Handlungen gesellschaftlich bewertet werden. Daher ist die ständige Diskussion über den gesellschaftlichen Moralkonsens auch so wichtig - schließlich leiten sich daraus auch unsere Gesetze ab.
Eine solche Diskussion sollte um konkrete Ideen und Handlungen geführt werden, nicht um
transzendente Konzepte.
(29.05.2012)apfelzahnpasta schrieb: Was wäre wenn wir ein verqueres Verständnis haben und Leute die Gutes tun Verurteilen?
Moral ist zwar subjektiv aber im gesellschaftlichen Kontext nicht willkürlich. Es gibt einen evolutionären Grund dafür, dass wir den Wunsch haben, innerhalb unserer jeweiligen Gruppe Frieden und Kooperation zu fördern:
Kooperation funktioniert! Unsere Vorfahren die kooperiert haben, lebten im Allgemeinen sicherer und länger, vermehrten sich daher stärker, so dass wir als heutige Menschen nun über einen ausgeprägten Gruppeninstinkt verfügen. Es ist nicht davon auszugehen, dass wir uns plötzlich alle gegenseitig auslöschen, da wir damit möglicherweise auch unsere eigene(n) Gruppe(n) auslöschen würden. Sollten wir eines Tages alle Menschen als Teil unserer Gruppe begreifen, dürfte es mit den kriegerischen Auseinandersetzungen vorüber sein.
Soziopathische Ausnahmefälle wir es immer geben, aber daraus sollte man keine Regel für die Gesellschaft ableiten - lediglich geeignete Schutzmaßnahmen.
(29.05.2012)apfelzahnpasta schrieb: Was wäre wenn Jesus das Böse war und wir es nicht erkennen weil wir alles falsch sehen.wir auf der seite des Bösen stehen?
Wie ich schon sagte: DAS BÖSE gibt es nicht. Daher gibt es auch keine Seite auf die man sich Stellen könnte, wie hinter einen General (wobei diese Typen ja meistens eher kaffeeschlürfend an einem sicheren und warmen Ort sitzen).
Und Jesus würde ich zwar nicht direkt als böse bezeichnen, aber er hat definitiv ein Problem, da er sich nicht von den größtenteils zutiefst menschenverachtenden Gesetzen des Alten Testaments distanziert hat. Seine Stellung zum alt-testamentarischen Gesetz ist da ganz eindeutig:
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. (Matthäus 5, 17)
Damit bestätigt Jesus, dass er weiterhin hinter Gesetzen steht, die Sklaverei explizit gestattet, sowie die Steinigung von unartigen Kindern und die Tötung von Homosexuellen fordert, um nur mal ein paar wenige zu nennen.
(29.05.2012)apfelzahnpasta schrieb: (es heißt nicht das ich seine Tat Befürworte!)
Wessen Taten? Ich verurteile bestimmte Taten aller genannten Personen in unterschiedlichen Graden. Um das genau zu besprechen, könnte man locker einen ganzen Thread zu jedem Einzelnen aufmachen.
(29.05.2012)Sundance schrieb: Den gleichen Anstoß wollte ich mit meinem Post anfangs auch geben. Hat nicht funktioniert. Vielleicht kennt auch nur keiner den Manga.
Ich kenne den Manga nicht, daher sorry, dass ich nicht darauf eingegangen bin. Lass mich zuvor sagen, dass ich nur auf die Zusammenfassung antworte, die Du gegeben hast. Möglicherweise fehlt mir für eine umfassende Beurteilung Hintergrundwissen, welches in dem Manga gegeben wird. So kann ich dazu nur sagen:
Mir scheint der Boss lediglich ein stereotypischer Bösewicht zu sein. Eine Phantasiefigur, die in dieser Form niemals in der Realität existieren würde. Ist er vielleicht in Wirklichkeit ein Außerirdischer? Wie dem auch sei, da der Boss eine so unglaubwürdige Gestalt ist, ist ein Gedankenexperiment auf dieser Basis schwierig für mich. Ich versuche es trotzdem.
Der "Held" ist ziemlich dumm wenn er meint, dass die Zerstörung von Trinkwasseranlagen, Krankenhäusern, Hilfsorganisationen und Forschungslaboren die einzige mögliche Lösung dieser Situation ist. Wenn er schon Gewalt als Lösung ansieht, warum greift er nicht den Konzernchef direkt an? Warum veröffentlicht er nicht seine Erkenntnisse? Warum sorgt der Held nicht dafür, dass die Bevölkerungsexplosion ausbleibt? Er könnte ja auch rumfliegen und Kondome verteilen. Der Held wäre bei seinem Vorhaben die Welt zu retten auf keinen Fall allein, solange er KONSTRUKTIV handelt. Wenn er jedoch ein Terrorist sein möchte, bekommt er dafür eben die Quittung.
Die Sache ist doch, dass solch simple Szenarios in der Realität nicht stattfinden - erst recht nicht auf einer globalen Ebene. Wenn die Geschichte für sich allein genommen lediglich sagen will "Moral ist subjektiv" finde ich das OK. Aber weitere Ableitungen vermag ich aus solchen Geschichten nicht zu führen.