19.02.2015 |
Dandelo
Falruspony
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
(19.02.2015)Blue Sparkle schrieb: Ich finde es immer faszinierend wenn Leute es schaffen sich so konsequent an Metrum, Silbenzahl und Reimschema zu halten ohne Wörter kürzen zu müssen und gleichzeitig es noch schaffen, dass nicht nur belangloser Quatsch da steht. ^^
Mein Respekt dafür. Bei mir kommt immer nur ziemlich banales Geschwurbel raus, wenn ich dichte.
Ach na ja. Übung macht den Meister ^^ Ich glaube einfach, wenn man sich lange genug mit Gedichten, Metrik und dergleichen auseinandergesetzt hat (und darauf auch wirklich Acht geben will in seinen lyrischen Texten), der kriegt dafür irgendwann ein Gefühl dafür. Dann wird das von Mal zu Mal besser. Bei mir war es so, dass ich in meinen ersten Gedichten unbedingt auf das Metrum geschaut habe, damit ich es lerne. Das hatte zur Folge, dass der Inhalt eher ... banal war. Mittlerweile versuch ich Form und Inhalt zu verbinden, und das klappt eigentlich schon ganz gut, finde ich.
(19.02.2015)Whitey schrieb: (19.02.2015)Dandelo schrieb: Mit Schreck musste ich dann feststellen, dass das einzig vorzeigbare Werk unvollendet war. Also so viel dazu :y
Ach naja, ich bin zwar ein furchtbar neurotischer Perfektionist, aber im Notfall sollte man einfach soviel Zeug raushauen, wie möglich. Ich sage ja immer, dass man nicht auf ein Meisterwerk warten kann, sondern bloß irgendwas schreiben und hoffen dass es eins wird. :3
Haha, guter Rat Aber den Perfektionisten finde ich zu gewissen Teilen auch in mir. Denke, es ist wirklich nicht verkehrt, einfach rauszuhauen, was es rauszuhauen gibt.
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20.02.2015 |
Dandelo
Falruspony
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Mal wieder gekramt und drei kleine Stücke zu Tage gefördert. Haben keinen Titel und stehen im Dokument direkt untereinander, ohne zusammenzugehören.
Das Erste entstand während meines bisher einzigen Krankenhausaufenthaltes vor etwas mehr als drei Jahren. Es war in erster Linie motiviert durch meine schlechte Laune, da ich einfach nach Hause wollte. Hinzu kam der Gedanke, wie simpel und zerbrechlich ein Mensch eigentlich sein kann. Meine Einlieferung damals geschah aus dem Grund, dass ich am Morgen damals aufwachte und keine Luft mehr bekam.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.05.2022 von Dandelo.)
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22.02.2015 |
Dandelo
Falruspony
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Mal wieder ein Update.
Die ersten Gedichte habe ich vor einiger Zeit für eine DSA-Gruppe geschrieben. Sie wollten ein paar Verse haben, die die Gruppe quasi wie eine Weissagung leiten. Herausgekommen sind diese beiden Werke, die keinen Titel haben.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.05.2022 von Dandelo.)
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20.10.2015 |
Dandelo
Falruspony
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Seit einem halben Jahr gab es hier kein Update mehr. Das möchte ich jetzt ändern. Ich habe mich hingesetzt und sinniert. Kennt ihr jemanden in eurem Leben, der so viel für euch tut und ihr die Befürchtung habt, dies nicht zu erwidern?
Unter diesem Aspekt habe ich mir folgende Verse zurechtgelegt.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.05.2022 von Dandelo.)
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21.06.2016 |
Whitey
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Sehr schönes Stück. Das "Die Nacht!" in der dritten Strophe finde ich großartig, das erinnert mich an Goethe, mit sowas hat man mich ja gleich gewonnen.
Ich würde vielleicht in der ersten oder zweiten Strophe das Wort schlafend austauschen, weil das da zweimal direkt hintereinander kommt und sich so etwas unschön wiederholt, aber sonst sehr gut. Obwohl, was anderes erwartet man bei dir ja auch eigentlich nicht. ^^
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21.06.2016 |
Dandelo
Falruspony
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Witzig, hatte mehr Rilke im Kopf, aber dafür lös ich mich einfach zu selten noch vom Zeilenstil. Gelingt mir nur sehr selten, hier hab ichs der Einfachheit halber gelassen.
Zitat:Obwohl, was anderes erwartet man bei dir ja auch eigentlich nicht. ^^
Wiederholung hat Methodik bei mir, das musste damals der liebe Corexx schon erfahren. Ich weiß nicht wieso, aber ich mag das sehr gern. Hier war es dann natürlich auch kein Zufall.
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21.06.2016 |
Whitey
Draconequus
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Ich meinte eigentlich dass man von dir gute Sachen gewöhnt ist. ^^
Ich muss sagen, ich mag solche Wiederholungen nicht so, aber das ist ja Geschmackssache.
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21.06.2016 |
Dandelo
Falruspony
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Aso. Du alter Charmeur
Ja, ist wohl bei jedem unterschiedlich. Ist auch nur normal.
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22.06.2016 |
wil
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Hallöle, da ich gerade feststellen musste, dass ich zwar in deinem Treath gelesen habe aber noch nicht einmal ein Paar Worte hinterließ, nun der Versuch, meine Schande zu tilgen.
Als erstes muss ich allerdings mal folgende Frage stellen: Auf wie weit zurückliegende Posts sind Bezugnahmen noch erwünscht? Gibt es sowas wie "über die ollen Kamellen redet keiner mehr"?
Ich fang mal mit dem an, das bei dir aktuell ist
(21.06.2016)Dandelo schrieb: Nachdem hier im Bereich wieder mehr los ist, juckt es mich selbst in den Fingern Deshalb gibt es auch was Neues von mir.
Ich fürchte mich vor wolkenlosen Tagen,
Der Himmel ist dann blank und schleierlos;
Die Schatten, die im Licht verborgen lagen,
Sie sinken schlafend in den Erdenschoß.
Es sinken schlafend Schatten auf uns nieder,
Am Horizont die Dämmerung entfacht,
Der Wind singt säuselnd seine sanften Lieder
Und wiegt die Erde hin zur guten Nacht.
Die Nacht! Bedrückend nur und sternbekleidet,
Wenn sie dem wolkenlosen Tag entspringt.
Ein kluger Mann, der diese Nächte meidet!
Wer weiß schon, was der nächste Morgen bringt?
Ich fürchte mich vor allzu klarem Dämmern!
Die Luft ist glasig bloß und schwimmt im Tau.
Die Menschen treibt es aus den dumpfen Kämmern,
Und über allem - grenzenloses Blau.
Ich fürchte mich vor unbekannten Dingen,
Ich fürchte mich vor allem, was mich sieht.
Wer weiß schon, was die nächsten Morgen bringen?
Wer weiß, was in den Nächten noch geschieht?
Ein glasgefasstes Auge ohne Lider,
Ein Horizont, an dem der Tag entfacht,
Der Wind erlahmt und singt mir niemals wieder;
Ich fürchte mich vor dieser letzten Nacht.
Die Idee finde ich gut. Nun bin ich nicht sicher ob es an mir liegt oder ob das Gedicht wirklich keinen Rhytmus hat. Hab ich den möglicherweise übersehen? Auf mich wirkte es irgendwie relativ holprig.
Zum Inhalt: Es hat einen roten Faden, dem es folgt, neue Blöcke schneiden andere Themenbereiche an aber sie bauen alle sinnvoll aufeinander auf, das ist ganz gut gelungen. Oftmals beschreibst du aber, dass du dich vor etwas fürchtest und ich habe Schwierigkeiten, das Gefühl in den entsprechenden Passagen nachzuvollziehen, aber viele Phobien sind ja auch reichlich subjektiv und schwer verständlich, da will ich mal nicht so kleinlich sein.
Ein kluger Mann, der diese Nächte meidet!
Wer weiß schon, was der nächste Morgen bringt?
Da hab ich aber wirklich Probleme, zu begreifen, was da für eine Gedanke dahintersteht. Man ist klug wenn man die Nacht meidet. Verständlich, wenn man Angst davor hat. Aber ich finde, dass die Angst davor, nicht zu wissen, was am nächsten Morgen kommen wird, keine Begründung sein kann, sich in der Nacht nicht draußen aufzuhalten. Denn dasselbe gilt dann im Umkehrschluss auch für den Tag. Darf man sich dann vor allgegenwärtiger Angst vor der Zukunft, die unweigerlich und kontinuierlich immer wieder kommt, niemals des Lebens erfreuen? Das wäre wirklich traurig. Ich hoffe nicht dass du solche Gedanken miteinbezogen und als Schlussfolgerung eingeplant hast. Probier doch einfach nochmal, tiefer in die Materie deiner Gedichte einzutauchen, dann kannst du solche (Logikfehler?) bestimmt vermeiden.
Alles in allem wirkt das Gedicht auf mich wie Beschreibung einer Gegebenheit. Es lässt mich die beschriebenen Ängste nicht fühlen und ich hoffe, dass es nicht an Gefühlskälte liegt.
Ich fürchte mich vor unbekannten Dingen,
Ich fürchte mich vor allem, was mich sieht.
-Die Stelle gefällt mir übrigens am besten.
Der Wind erlahmt und singt mir niemals wieder;
Ich fürchte mich vor dieser letzten Nacht.
-Die Stelle verstehe ich wirklich nicht. Warum die letzte Nacht? Die letzte überhaupt weil man vor Angst stirbt? Die letzte die man draußen verbringt weil man lieber drinnen sein will? Erklär mal bitte
So viel zu meiner ersten Kritik bei dir, ich hoffe, ich habe mich nicht unbeliebt gemacht
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.06.2016 von wil.)
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22.06.2016 |
Dandelo
Falruspony
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: So viel zu meiner ersten Kritik bei dir, ich hoffe, ich habe mich nicht unbeliebt gemacht
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: Hallöle, da ich gerade feststellen musste, dass ich zwar in deinem Treath gelesen habe aber noch nicht einmal ein Paar Worte hinterließ, nun der Versuch, meine Schande zu tilgen.
Als erstes muss ich allerdings mal folgende Frage stellen: Auf wie weit zurückliegende Posts sind Bezugnahmen noch erwünscht? Gibt es sowas wie "über die ollen Kamellen redet keiner mehr"?
Na ja, das kommt drauf an. Bei Geschichten und Gedichten kann man sicher jederzeit eine Meinung kundgeben. Gäbe es jetzt hier eine seitenlange Diskussion, würdest du wahrscheinlich merkwürdige Blicke fangen, wenn du ein Argument von vor einem Jahr aufschnappst. Also ist Aktualität gewünscht, aber kontextuell gesehen kein Zwang.
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: Die Idee finde ich gut. Nun bin ich nicht sicher ob es an mir liegt oder ob das Gedicht wirklich keinen Rhytmus hat. Hab ich den möglicherweise übersehen? Auf mich wirkte es irgendwie relativ holprig.
Nun, was verstehst du denn unter Rhythmus? Ich schreibe traditionell in sehr strengen Metren und breche die innerhalb eines Gedichts nur sehr selten auf. Vielleicht hab ich hier einen Fehler drin, aber ich kann mir nicht vorstellen, damit das ganze Versmaß zerhauen zu haben Hier hab ich mich für einen simplen fünfhebigen Jambus entschieden.
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: Zum Inhalt: Es hat einen roten Faden, dem es folgt, neue Blöcke schneiden andere Themenbereiche an aber sie bauen alle sinnvoll aufeinander auf, das ist ganz gut gelungen. Oftmals beschreibst du aber, dass du dich vor etwas fürchtest und ich habe Schwierigkeiten, das Gefühl in den entsprechenden Passagen nachzuvollziehen, aber viele Phobien sind ja auch reichlich subjektiv und schwer verständlich, da will ich mal nicht so kleinlich sein.
Okay, es wird mir jetzt schwerfallen, mich richtig auszudrücken
Die Sache ist, dass ich mich (noch) nicht so weit sehe, meine Thematik in jeder Zeile wirklich konsequent zu halten. Will sagen: Die großen Meister zeichneten sich ja auch dadurch aus, dass man in den Worten wirklich das gefühlt hat, was man gelesen hat, und oft hat man dafür nicht mal den Rhythmus aushebeln müssen. Das gelingt mir nach eigenem Ermessen noch nicht. Insofern stimme ich zu, dass es mehr ein (subtiles) Beschreiben dessen ist, was das lyrische Ich fühlt. Ich hatte beim Schreiben nur eine vorsichtige, unterschwellige Furcht vor dessen im Kopf, was man nicht beeinflussen kann und was doch für uns alle von Bedeutung ist.
Hier schneide ich dann aber doch ein und sage, dass es sich weder um eine Phobie im klassischen Sinne noch um eine Phobie von mir handeln soll.
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: Ein kluger Mann, der diese Nächte meidet!
Wer weiß schon, was der nächste Morgen bringt?
Da hab ich aber wirklich Probleme, zu begreifen, was da für eine Gedanke dahintersteht. Man ist klug wenn man die Nacht meidet. Verständlich, wenn man Angst davor hat. Aber ich finde, dass die Angst davor, nicht zu wissen, was am nächsten Morgen kommen wird, keine Begründung sein kann, sich in der Nacht nicht draußen aufzuhalten. Denn dasselbe gilt dann im Umkehrschluss auch für den Tag. Darf man sich dann vor allgegenwärtiger Angst vor der Zukunft, die unweigerlich und kontinuierlich immer wieder kommt, niemals des Lebens erfreuen?
Du hast es fast. Ich versuche darzulegen, was ich im Kopf hatte bei diesen zwei Zeilen: Das lyrische Ich fürchtet sich vor klarem Himmel, weil es sich ausgesetzt und beobachtet fühlt. (Das "glasgefasste Auge" aus der letzten Strophe soll eine Beschreibung für den Himmel sein, ich erwähn es nur zur Verständlichkeit noch mal ausdrücklich hier.) Für mich ist es dann nur konsequent, auch klare Nächte zu meiden, wenn so viele Sterne, so viele flackernde Augen am Himmel sind, die auf einen herunterstarren. Die Angst vor dem nächsten Morgen - was bringt er? Ist er wolkenlos oder verhangen? - steckt in der unbekannten Zukunft und wirkt sich zugleich auf die Gegenwart aus. Da hast du schon ganz recht: "Wie kann ich mich auf etwas freuen, wenn es wieder so voller Angst sein kann wie die Vergangenheit (also der letzte Tag)?"
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: Probier doch einfach nochmal, tiefer in die Materie deiner Gedichte einzutauchen, dann kannst du solche (Logikfehler?) bestimmt vermeiden.
Ich hab dir meine Gedanken ja nun dargelegt und gehe deshalb nicht von Logikfehlern aus
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: Alles in allem wirkt das Gedicht auf mich wie Beschreibung einer Gegebenheit. Es lässt mich die beschriebenen Ängste nicht fühlen und ich hoffe, dass es nicht an Gefühlskälte liegt.
Neinnein, sicher nicht Ich hab mich ja schon dazu geäußert.
(22.06.2016)wilkommen im leben schrieb: Der Wind erlahmt und singt mir niemals wieder;
Ich fürchte mich vor dieser letzten Nacht.
Die Stelle verstehe ich wirklich nicht. Warum die letzte Nacht? Die letzte überhaupt weil man vor Angst stirbt? Die letzte die man draußen verbringt weil man lieber drinnen sein will? Erklär mal bitte
Die letzte Strophe soll eine Art (offenes) Ende für all das sein, was ich vorher beschrieben hab. Dafür hab ich die Reime aus der zweiten Strophe, in welcher die Nacht anbricht ("sinkende Schatten"), hier wieder aufgegriffen und somit einen Bogen geschaffen, da nun der Tag wieder beginnt ("der Tag entfacht"). Ich habe also diese Klammer, die sich um all seine Ängste schließt und selbst die Gegenwart beschreibt. Für mich war das wichtig, da ich mich ja sehr allgemein mit der Angst des lyrischen Ichs befasst habe, denn für den Leser könnte jede Nacht gemeint sein. Und ein wenig meine ich auch jede Nacht. Ich hatte das Bild eines Mannes vor mir, der jeden Morgen voller Furcht erlebt, da er, von Angst übermannt, daran glaubt, dass selbst der Wind für ihn nicht mehr weht und er sein Ende finden wird. Insofern deckt sich das mit deiner Annahme, dass man vor Angst stirbt - nur nicht im wörtlichen, dafür im übertragenen Sinne. Zumindest wollte ich das damit ausdrücken.
So, das war jetzt wohl eine ziemliche Wall of Text Deine Kritk hat mich aber sehr erfreut. Whitey hatte es, glaub ich, in seinem Thread auch geschrieben: Es ist nicht so oft, dass hier wirklich tiefgründig diskutiert wird. Also eine erfrischende Abwechslung Hat auch Spaß gemacht, sich im Nachhinein noch mal genauer mit dem eigenen Stück zu beschäftigen.
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23.06.2016 |
wil
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Gut, dass du das glasgefasste Auge noch erklärst, das hatte mir auch Rätsel aufgegeben. Da in der folgenden Zeile eben auf diesen Horizont erklärend eingegangen wird, hätte ich das Auge als etwas anderes gewertet.
Klänge ja komisch wen man mal nicht die Umschreibung mit dem Auge nutzen würde:
(mal übersetzt) Ein Horizont
(nächste Zeile) ein Horizont, an dem der Tag entfacht
Ich wäre da nicht darauf gekommen, dass du dieselbe Sache zwei mal, formal unabhängig voneinander näher beschreibst.
Was dein Metrum angeht- Das gibt es tatsächlich auch fünfhebig. Ich arbeite eigentlich nicht mit 10 Silben oder mehr, das wirkt mir zu steif und etwas unflüssig. 8 Silben, also vierhebig, ist da eher das Maximum für mich. Bei mehr sollte man schon wissen, wie man es zu lesen hat damit es nicht völlig daneben klingt, das habe ich bemerkt. Aber wenigstens strengt es mal ein wenig den Kopf an, wenn man vorerst in Stocken kommt.
Mhh dein Ende... ich glaub ich versteh es jetzt. Das lyrische Ich geht jedes Mal von neuem davon aus, dass er die Nacht nicht überstehen wird, weil ihn am Morgen (angeblich) kein Wind begrüßt, der im ein Gefühl von Lebendigkeit gibt. Dann aber verstehe ich deinen fünften Block nicht mehr- "wer weiß schon was die nächsten Morgen bringen?"- das lyrische Ich glaubt also doch einen Morgen danach? Und sogar daran, dass es immer wieder einen neuen Morgen geben wird, den er miterlebt, um ihn beurteilen zu können? dasselbe mit weiteren Nächten, in der vorherigen Zeile. Verdammt knifflig! Ich verliere ständig den Faden, wenn ich über dieses Gedicht nachdenke.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.06.2016 von wil.)
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23.06.2016 |
wil
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Seit einem halben Jahr gab es hier kein Update mehr. Das möchte ich jetzt ändern. Ich habe mich hingesetzt und sinniert. Kennt ihr jemanden in eurem Leben, der so viel für euch tut und ihr die Befürchtung habt, dies nicht zu erwidern?
Unter diesem Aspekt habe ich mir folgende Verse zurechtgelegt.
Spoiler (Öffnen)
An ein Stück Butter
Oh du süßer Butterstengel,
Schmierig-goldne Frühstücksliebe,
Wächst im Schatten meiner Triebe,
Weckst in mir den Naschebengel,
Schläfst in meinem Griff, um binnen
Augenblicken wie von Sinnen
Durch die Finger mir zu rinnen:
Stirbst in meiner Hand - es gießen
Buttertränen auf die Fliesen.
Find ich ja neckisch^^ hier hab ich nur wenige und einfache Verständnisfragen:
Wie kommst du auf Butter"stengel"? Ist Butter nicht in Block/Klotzform zu haben?
Naschebengel? Nascht du Butter? Mir wäre das zu fettig als pure Leckerei...
"Wächst im Schatten meiner Triebe" versteh ich auch nicht so ganz- Triebe= Arme glaub ich, aber Schatten? Da könnte "Schutze" oder so besser passen. "Wachsen" tut die Butter doch aber nicht mehr... was meinst du da? Vielleicht doch in Verbindung mit Schatten zu verstehen, wenn sich Blickwinkel oder Lichteinfall verändern?
Schläfst in meinem Griff, um binnen
Augenblicken wie von Sinnen
Durch die Finger mir zu rinnen:
Finde ich richtig super die drei Zeilen, alle denselben Reim und auch noch zeilenübergreifend und flüssig, mit einer Gesamtaussage, die unter der tollen Schreibweise nicht leidet, Kompliment!
Die Idee des Gedichtes ist natürlich, wie anfangs erwähnt, eine, die mich zum Grinsen bringt und da steh ich drauf!
Sry, hab deinen Beitrag nicht zitiert sondern kopiert und wusste nicht, wie ich ein Zitat nachträglich einfügen kann. Da hab ich das Gedicht gleich mit reinkopiert, ich kann den Kommentar ja nicht löschen.
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23.06.2016 |
wil
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
(22.02.2015)Dandelo schrieb: Mal wieder ein Update.
Die ersten Gedichte habe ich vor einiger Zeit für eine DSA-Gruppe geschrieben. Sie wollten ein paar Verse haben, die die Gruppe quasi wie eine Weissagung leiten. Herausgekommen sind diese beiden Werke, die keinen Titel haben.
Ein wüster Ort sei dir gezeigt,
Denn mahnend hallt die Stimme hier.
So zog schon immer Menschengier
Die Strafe nach sich, die sich neigt
An einem Grund, dem nicht gewahr
Der Himmel noch die Hölle war.
Ein Artefakt ist hier versteckt,
Von keiner Seele je entdeckt,
Entfernt von allem Recht, ins Eis
Gesperrt, dort liegt es wie ein Stein.
Versteckt; – und keinem ist´s allein.
So führt dein Schicksal dich im Kreis:
Nicht Anfang und nicht Ende hat
Im Norden diese kalte Stadt,
Von Wänden, die im Nebeldunst
Herniederwallen ohne Gunst,
Von Schluchten, Schlünden, einer Gruft,
In die das Echo ihn beruft,
Der töricht seinen Pfad beschritt,
Nicht achtend, was sein Bein betritt.
Die letzte Biegung birgt ein Loch,
Verschlingt, der so begehrte, doch
Umsonst, und während er noch fällt,
Erkennt er, was den Orb umstellt –
Ein Schatten es im Auge hält.
Nur ein Narr wagt es zu reiten
In die toten Einsamkeiten.
Weh! Es brennt ein toter Baum
Unter ew'gem Sonnentraum.
Glasumrahmter Weltensaum,
Drin ein Sandkorn schlummert kaum.
Dort, wo jede Seele blutet,
Wogt ein Meer, das nie geflutet,
Wuchern Dornen auf den Ästen
In zerfallenen Palästen,
Schimmert Gold, das nie gewesen,
Kritzelei im Staub gelesen.
Und ein Schädel schaut zur Seite
In die abendliche Weite –
Und ein Tropfen tröstlich kühlet,
Was der Hitze Stachel fühlet –
Und ein See, der lustvoll weht,
Schließt sich ein in dein Gebet.
In den roten Einsamkeiten,
Die er wagte zu beschreiten,
Bei den ausgedörrten Teichen
Dünen bis zum Himmel reichen;
Himmel, die zur Erde weichen,
Ihm ein Name und ein Zeichen.
Das nächste Stück ist unvollendet. Ich habe es vor vielen Monaten begonnen, aber nie fertiggestellt. Es heißt "Als fiele alles aus der Hand".
Als fiele alles aus der Hand;
Die Welt – zu groß und unbekannt,
Ein Lied und Rätsel auch für mich –
Verfinstert und verflüchtigt sich.
Der Sehnsuchtsschrei der Menschheit steigt
Zum Himmel, wo ein Bild sich zeigt,
Wie wenn ein Glas die Blicke hält,
Doch schwankt und schon zusammenfällt:
Die Angst, die jeden greift und packt.
Wir liegen brach und stehen nackt
Und wissen nichts und sehen bloß
Den Schattenriss und lassen los.
Das letzte Gedicht des Updates wurde von mir zu Ehren Blue Sparkles geschrieben, als er damals zum Administrator befördert wurde. Es ist eine Hommage an Fontanes "Der alte Dessauer".
Ich will ein Lied euch singen!
Mein Held ist eigner Art:
Ein Mod vor allen Dingen
Mit Hammer, fair und hart,
Trägt stattlich weiße Westen
Und bannt die Trolls im Nu –
Ihr merkt, es gilt dem Besten,
Dem alten Sparkle Blue.
Dem Forum dient er ehrlich
Seit Jahren Tag wie Nacht,
Und wird es auch gefährlich:
Blue Sparkle hält die Wacht.
Er thront auf seinem Posten,
Das sagt ihm seine Pflicht,
Und graut der Tag im Osten,
Den Admin graut es nicht.
Es zieren seine Züge
Ein Lächeln hier und da,
Er freut sich zur Genüge
Und hält sich wunderbar.
Den Freunden ist er gänzlich
Ein Hafen und ein Hort,
Er weiß: ist es mal brenzlig,
Reicht oft ein weises Wort.
Gezeter kann er schlichten,
Hilft gern von dort bis hier.
Doch manchmal heißt es: richten!
Dann kommt er auch zu dir.
Er jagt dich wie ein Tiger,
Den Hammer in der Hand –
Wähnst du dich noch als Sieger,
Hat er dich schon gebannt.
Ich weiß, es muss erst währen,
Ich wünsch ihm alles Glück,
Es kann an einem zehren
Und mancher tritt zurück.
Geht er noch, ist's ein Jammer,
Wir brauchen diesen Mann:
Ich halt es mit dem Hammer,
Wenn solch ein Admin dran!
Das erste hintersteig ich einfach nicht so recht... einige Passagen finde ich ganz gut, andere verstehe ich gar nicht und es erschließt sich mir kein richtiger Eindruck... Es wirkt irgendwie gestelzt wenn man den Inhalt nicht versteht, leider, als ob es sich einfach nur reimen müsste. Mir ist klar dass das nicht so gewesen sein kann.
Das zweite dagegen kann ich recht gut verstehen und finde es toll! Ganz ehrlich, es gibt gute Zeilen und phantastische Zeilen und Blöcke!
Glasumrahmter Weltensaum- denke ich da richtig wenn ich eine verquerte Schneekugel im Kopf hab? Der Weltensaum begrenzt die Welt, bzw. hält sie zusammen. Warum ist er auch noch glasumrahmt? Irgendwie doppelt gemoppelt... oder ich hab es falsch verstanden.
------Kritzelei im Staub gelesen.- Da hätte ich irgendeine andere Zeile erwartet, ich hab Schwierigkeiten, sie in die vorangegangenen Beschreibungen der Welt einzuordnen, da hätte es bestimmt einen besseren Abschluss für die Aufzählung gegeben.
------Und ein Schädel schaut zur Seite
------In die abendliche Weite –
------Und ein See, der lustvoll weht,
------Schließt sich ein in dein Gebet.
Die Zeilen fand ich zum Beispiel super, da fällt mir nichts mehr dazu ein. Liest sich ruhig und stimmig.
------Ihm ein Name und ein Zeichen.
Versteh ich nicht so ganz. Gehört dem Wanderer nicht der beschriebene Schädel, weshalb er tot sein müsste? Die Zeile klingt als hätte er etwas tolles erreicht und betrachtet die Überwindung der Wüste als Errungenschaft... aber ist sie das, wenn er dabei gestorben ist?
Ich mag übrigens den dreifachen Reim im letzten Block. Wieder geschafft, ohne beim Inhalt Abstriche zu machen, sehr gut!
Das dritte hat einige sehr gute Reime, nur merkt man dass es noch nicht ganz fertig sein dürfte, ein paar Einzelheiten könnte man vielleicht noch verbessern oder ergänzen. Das Ende wirkt ein wenig abrupt aber das muss nicht schlecht sein. Dadurch wirkt es etwas brachialer und tragischer.
Das Gedicht hat eine tiefsinnige und schlüssige/nachvollziehbare Kernaussage, ein Gesamtbild.
Nur die ersten 4 Zeilen fügen sich da nicht so gut ein, die könntest du nochmal überarbeiten oder streichen, den Rest, der sehr gut und stimmig ist, so lassen oder ihn um weitere, kompatiblere Inhalte ergänzen.
Das vierte ist sowieso der Oberknaller! "Der alte Deserteur" kenn ich leider nicht, nur den Namen Theodor Fontane, ich war schließlich an einer Theodor-Fontane-Gesamtschule
Das, was du nun fabriziert hast ist einfach super, auch wenn ich nicht weiß, wie stark es an das Original angelehnt ist. Ich hätte mich jedenfalls geehrt gefühlt. Ob der Deserteur dasselbe dachte? Mhh...
Viel Spaß mit meiner Kritik, du scheinst sie ja zu mögen.
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24.06.2016 |
Dandelo
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
Uff, da gibt es aber viel, worauf es antzuworten gilt
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Gut, dass du das glasgefasste Auge noch erklärst, das hatte mir auch Rätsel aufgegeben. Da in der folgenden Zeile eben auf diesen Horizont erklärend eingegangen wird, hätte ich das Auge als etwas anderes gewertet.
Klänge ja komisch wen man mal nicht die Umschreibung mit dem Auge nutzen würde:
(mal übersetzt) Ein Horizont
(nächste Zeile) ein Horizont, an dem der Tag entfacht
Ich wäre da nicht darauf gekommen, dass du dieselbe Sache zwei mal, formal unabhängig voneinander näher beschreibst.
Der Horizont ist ja Teil dieses Auges. Genauer: Der Himmel ist das Auge, der Horizont ist die gläserne Fassung.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Was dein Metrum angeht- Das gibt es tatsächlich auch fünfhebig. Ich arbeite eigentlich nicht mit 10 Silben oder mehr, das wirkt mir zu steif und etwas unflüssig. 8 Silben, also vierhebig, ist da eher das Maximum für mich. Bei mehr sollte man schon wissen, wie man es zu lesen hat damit es nicht völlig daneben klingt, das habe ich bemerkt. Aber wenigstens strengt es mal ein wenig den Kopf an, wenn man vorerst in Stocken kommt.
Mir fallen kurze Verse mittlerweile schwieriger, muss ich eingestehen. Ich habe immer das Gefühl, dass ich dann keine richtigen Sätze bilden kann. Für mich forciert es quasi diesen Zeilenstil, den ich eigentlich allmählich ablegen möchte.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Dann aber verstehe ich deinen fünften Block nicht mehr- "wer weiß schon was die nächsten Morgen bringen?"- das lyrische Ich glaubt also doch einen Morgen danach? Und sogar daran, dass es immer wieder einen neuen Morgen geben wird, den er miterlebt, um ihn beurteilen zu können? dasselbe mit weiteren Nächten, in der vorherigen Zeile. Verdammt knifflig! Ich verliere ständig den Faden, wenn ich über dieses Gedicht nachdenke.
Die Unwissenheit vor der Zukunft ist ja das, worauf seine Angst (auch) fußt. "Ich fürchte alle unbekannten Dinge." Es bekräftigt seine Überzeugung, die Nacht nicht zu überstehen, weil er solche Angst vor dem hat, was sein könnte oder eben nicht. Und Angst ist ja das, was ihn so zugrunde richtet.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Find ich ja neckisch^^ hier hab ich nur wenige und einfache Verständnisfragen:
Wie kommst du auf Butter"stengel"? Ist Butter nicht in Block/Klotzform zu haben?
Es ist ja ein Spaßgedicht und somit nicht ernst gemeint Insofern fand ich die Vorstellung sehr passend, ein Stück Butter wie einen Schokoriegel bei sich zu haben.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Naschebengel? Nascht du Butter? Mir wäre das zu fettig als pure Leckerei...
Wie eben geschrieben.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: "Wächst im Schatten meiner Triebe" versteh ich auch nicht so ganz- Triebe= Arme glaub ich, aber Schatten? Da könnte "Schutze" oder so besser passen. "Wachsen" tut die Butter doch aber nicht mehr... was meinst du da? Vielleicht doch in Verbindung mit Schatten zu verstehen, wenn sich Blickwinkel oder Lichteinfall verändern?
Triebe heißt hier Lust, Verlangen. Das Wachstum ist hier bildhafter Natur. Das Stück Butter "wächst" an Bedeutung, da das lyrische Ich sich in Lust und Verlangen danach verzehrt.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Schläfst in meinem Griff, um binnen
Augenblicken wie von Sinnen
Durch die Finger mir zu rinnen:
Finde ich richtig super die drei Zeilen, alle denselben Reim und auch noch zeilenübergreifend und flüssig, mit einer Gesamtaussage, die unter der tollen Schreibweise nicht leidet, Kompliment!
Die Idee des Gedichtes ist natürlich, wie anfangs erwähnt, eine, die mich zum Grinsen bringt und da steh ich drauf!
Freut mich natürlich, dass es dir so gefällt! Diese Dreifaltigkeit an Reimen kam mir auch zuerst in den Sinn. Den Rest des Gedichts hab ich drumherum geschrieben.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Sry, hab deinen Beitrag nicht zitiert sondern kopiert und wusste nicht, wie ich ein Zitat nachträglich einfügen kann. Da hab ich das Gedicht gleich mit reinkopiert, ich kann den Kommentar ja nicht löschen.
Das kannst du im Nachhinein über die Bearbeiten-Funktion machen. Einfach den zu zitierenden Teil in folgende Befehle einschließen:
Code:
[quote]TEXT[/quote]
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Das erste hintersteig ich einfach nicht so recht... einige Passagen finde ich ganz gut, andere verstehe ich gar nicht und es erschließt sich mir kein richtiger Eindruck... Es wirkt irgendwie gestelzt wenn man den Inhalt nicht versteht, leider, als ob es sich einfach nur reimen müsste. Mir ist klar dass das nicht so gewesen sein kann.
Mit dem bin ich auch unzufrieden. Es war ja ein Stück, das ich für jemanden und dessen RPG-Gruppe geschrieben habe. Infolgedessen habe ich mich da an einige Vorgaben halten müssen. Deren Umsetzung ist mir rein gar nicht gelungen, wie ich finde. Hab es denen damals geschickt mit der Anmerkung, dass ich das eigentlich noch überarbeiten will. Allerdings waren die total zufrieden, also hab ich's sein lassen.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Das zweite dagegen kann ich recht gut verstehen und finde es toll! Ganz ehrlich, es gibt gute Zeilen und phantastische Zeilen und Blöcke!
Glasumrahmter Weltensaum- denke ich da richtig wenn ich eine verquerte Schneekugel im Kopf hab? Der Weltensaum begrenzt die Welt, bzw. hält sie zusammen. Warum ist er auch noch glasumrahmt? Irgendwie doppelt gemoppelt... oder ich hab es falsch verstanden.
Eins vorneweg: Ich find es immer schwierig, bei Interpretationen von "falsch verstanden" zu reden. Als Leser hat man ja ein (möglichst) klares Bild von dem Gelesenen. Die decken sich dann mit der Intention des Schreibers oder nicht, macht sie aber dadurch nicht zwingend falsch. Außer es sind wirklich, wirklich krasse Abweichungen und Missdeutungen. Zum Beispiel bei politischen Schriften, da kann man ja gern mal das reinlesen, was man lesen will.
Nun aber wirklich. Du siehst hier vielleicht ein Motiv, das sich durch meine Gedichte wie ein roter Faden durchzieht: Ich setze den Horizont immer gern mit Glas gleich. Ich habe viele Stunden damit zugebracht, einfach den Horizont zu beobachten, weil ich einen Weg finden wollte, ihn möglichst passend zu beschreiben. Und ich fand das Bild sehr passend, dass er den Himmel wie ein gläsernes Band mit der Erde verbindet. "Weltensaum" ist quasi das, was man von der Erde noch sieht; "glasumrahmt" beschreibt den Horizont, der mit diesem Saum zusammenfällt.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: ------Kritzelei im Staub gelesen.- Da hätte ich irgendeine andere Zeile erwartet, ich hab Schwierigkeiten, sie in die vorangegangenen Beschreibungen der Welt einzuordnen, da hätte es bestimmt einen besseren Abschluss für die Aufzählung gegeben.
Stimm ich zu, ist nicht die beste Methode, den Vers abzuschließen. Hat aber, wie fast alles bei meinen Gedichten und Geschichten, seine Begründung. Das Gedicht beschreibt ja auch das Vorfinden einer Ruine in der Wüste. Die "Kritzelei im Staub", die vom lyrischen Ich gelesen wird, soll nur stellvertretend für die Anzeichen einer gebildeten Zivilisation sein, die den Palast einst baute. Quasi Schriftstücke, Inschriften oder ähnliches, welche im Lauf der Zeit von Staub und Dreck überlagert wurden.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: ------Ihm ein Name und ein Zeichen.
Versteh ich nicht so ganz. Gehört dem Wanderer nicht der beschriebene Schädel, weshalb er tot sein müsste? Die Zeile klingt als hätte er etwas tolles erreicht und betrachtet die Überwindung der Wüste als Errungenschaft... aber ist sie das, wenn er dabei gestorben ist?
Nein, der Schädel gehört nicht dem Wanderer. Er findet das Skelett eines Menschen vor, der an derselben Stelle gestorben ist, an der er sich nach langer Wanderung nun wiederfindet. Man kann es vielleicht auch als Fingerzeig deuten, was ihm bevorsteht. Der Schädel schaut in die Richtung, in die es den Wanderer zieht, in die "abendliche Weite".
"Ihm ein Name und ein Zeichen" bezieht sich auf das, was er zu finden ausgesandt wurde. Er weiß, dass er auf der richtigen Spur ist - er kennt den Namen des Ortes, so to speak. Er weiß aber auch, was es bedeutet, in dieser Wüste gefangen zu sein. Er deutet das "Zeichen" als eine Art Ausweglosigkeit; immerhin sind vor ihm ja schon andere hier gestorben. Man könnte es auch als Warnung beschreiben. Das hätte aber nicht ins Reimschema gepasst
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Das dritte hat einige sehr gute Reime, nur merkt man dass es noch nicht ganz fertig sein dürfte, ein paar Einzelheiten könnte man vielleicht noch verbessern oder ergänzen. Das Ende wirkt ein wenig abrupt aber das muss nicht schlecht sein. Dadurch wirkt es etwas brachialer und tragischer.
Das Gedicht hat eine tiefsinnige und schlüssige/nachvollziehbare Kernaussage, ein Gesamtbild.
Nur die ersten 4 Zeilen fügen sich da nicht so gut ein, die könntest du nochmal überarbeiten oder streichen, den Rest, der sehr gut und stimmig ist, so lassen oder ihn um weitere, kompatiblere Inhalte ergänzen.
Wie du richtig sagtest, hier fehlt die Verbindung zwischen den ersten vier Zeilen und dem Ende. Hab es nie fertigstellen können, weil ich keinen Übergang finden konnte, der mir gefiel. Was du hier siehst, ist sogesehen Anfang und Ende eines Gedichts, dass es (noch) gar nicht gibt. Stimme also zu, dass da noch dran gefeilt werden muss. Wenn man die zwei Blöcke in ihrer Reinform kombiniert, fehlt wirklich ein Verbindungsstück.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Das vierte ist sowieso der Oberknaller! "Der alte Deserteur" kenn ich leider nicht, nur den Namen Theodor Fontane, ich war schließlich an einer Theodor-Fontane-Gesamtschule
Das, was du nun fabriziert hast ist einfach super, auch wenn ich nicht weiß, wie stark es an das Original angelehnt ist. Ich hätte mich jedenfalls geehrt gefühlt. Ob der Deserteur dasselbe dachte? Mhh...
*Dessauer meinst du Und ja, ich habe mich hier sehr, sehr eng am Original gehalten, wie man hier unschwer erkennen kann. Hab es damals zu Ehren Blue Sparkles geschrieben, als er zum Admin befördert wurde Ich meine mich daran zu erinnern, dass es ihm gefallen hat. Ich kann hier also maximal Credits dafür annehmen, dass mir die Ummünzung gut gelungen ist. Der äußere Aufbau (bis hin zu einigen Satzstrukturen) ist aber komplett Fontane.
(23.06.2016)willkommen im leben schrieb: Viel Spaß mit meiner Kritik, du scheinst sie ja zu mögen.
Ach, es ist schön, wenn man mal über das diskutieren kann, was man so fabriziert Häufig beschränkt sich das Feedback, so es welches gibt, auf ein "gut" oder "nicht gut". Nur wenige machen wirklich Anmerkungen zu ihren Gedanken. Also: Be my guest.
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24.06.2016 |
wil
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RE: Dandelos Schreibwerkstatt
So ist das also! Das Nacht Gedicht habe ich jetzt zu etwa 90% hinterstiegen und das reicht erstmal. Wenn ich meinen Kopf daran ganz zerbreche, kann ich mich dem lyrischen Ich sonst noch anschließen.
Schizophrenie ist ne unangenehme Sache- schon blöd, wenn man sich nicht auf seinen eigenen Kopf verlassen kann. Wenn das Gehirn "ausbrennt", verliert es an Fähigkeiten und man fühlt sich leer, tot, unwirklich, unfähig, unsicher und glaubt nichts und niemandem vertrauen zu können. Unsicherheit bringt Angst, auch vor Verfolgung und den Glauben, das einem nur geschadet werden will. "Ausbrennen" tut das Gehirn durch zu starke Aktivität. Das Endprodukt ist die Paranoide Schizophrenie.- daher reichen mir 90%.
Das Buttergedicht ergibt jetzt 100% Sinn und ist damit sogar noch lustiger geworden
Das Wüstengedicht leuchtet mir nun auch mehr ein, 95% würde ich sagen.
Nur die Kritzeleien im Staub hätte ich trotzdem eher als Fingerspur in einer dicken Staubschicht verstanden, wie wenn Mutti mal wieder "Sau" in den Dreck schrieb, als man zu faul zum Staubwischen war.
Weltensaum als Ende der sichtbaren Erde und die gläserne Hülle als Horizont sind nun auch bei mir angekommen, alles klar.
Mal sehen, was ich sonst noch so "auseinandernehmen" kann. Super Beschäftigung übrigens, an einer sehr langen Nachricht über komplexen Inhalt oder über mehrere, sitze ich nie unter einer Stunde.
Mit den Teilzitaten werde ich mich noch anfreunden, versprochen.
Weiter gehts mit einer ollen Kamelle^^
Zitat:Mein Herz, du bist so eigen,
Du musst es mir nicht sagen,
Denn leiser als dein Schweigen
Spricht ganz allein dein Schlagen.
Eine schöne Anekdote, und warum? Schweigen hört man schonmal gar nicht. Und das Schlagen deines Herzens ist sogar noch leiser? Wie kommst du damit klar? Ist das eine Anspielung auf dein Profilbild?
Als nächstes nehme ich mir die erste Seite dieses Themas mit der Riesensammlung vor, mach dich schonmal auf was gefasst. War das eine Drohung? War die negativ gemeint?
Klingt komisch, ist aber so.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.06.2016 von wil.)
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