(06.02.2018)brony95 schrieb: Wenn ich jetzt umsteigen möchte, was muss ich da alles beachten?
Erstmal: Geh nie irgendwo davon aus, daß es so wie Windows ist.
Ein häufiger Irrglaube von Leuten, die nur Windows kennen, ist, daß GNU/Linux (ja, das werde ich weiterhin so schreiben) im Prinzip ein kostenloses Windows ohne Viren und ohne NSA ist, aber ansonsten wie Windows, weil sie sich nicht vorstellen können, daß an einem Betriebssystem irgendwas irgendwie anders sein könnte als unter Windows. Dann probieren sie GNU/Linux aus – welche Distribution auch immer –, alles™ ist anders, sie kommen damit nicht klar, und "Linux ist scheiße", weil es "voll kompliziert" ist, weil es nicht 100% wie Windows ist.
Man wird sich also schon umgewöhnen müssen.
Das fängt schon vorm Installieren an. GNU/Linux legt man sich ja nicht zu, indem man in einen Laden geht und eine Schachtel kauft, wo "Linux" drauf steht, wie man auch in einen Laden geht und eine Schachtel kauft, wo "Windows" drauf steht. Im Gegensatz zu Windows gibt's nicht nur "eins". Auch nicht nur "eins" in verschiedenen Preisklassen. Man hat die Wahl. Allerdings muß man selbständig wählen.
Und an der Stelle muß man wissen, was eine Distribution ist. Überhaupt erstmal, wie die ersten Grundbegriffe von Windows in der GNU/Linux-Welt heißen. Hier mal ein paar Übersetzungen:
- Das Gegenstück zu Microsoft – also der Hersteller – ist keine Firma, sondern das sind zwei Stiftungen: die Linux Foundation und die GNU Foundation.
- Das Gegenstück zu Windows – also das Betriebssystem – ist GNU.
- Linux ist der Kernel und somit das Gegenstück zu KERNEL32.EXE (oder wie auch immer das unter 64-Bit-Windows heißt).
Aber was um alles in der Welt ist eine Distribution?
Eine Distribution bündelt das Betriebssystem mitsamt Kernel mit gewissen Voreinstellungen, einer Desktopumgebung/einem Fenstermanager, vorinstallierten Anwendungen und hauseigenem Artwork. Das wird dir alles so fix und fertig installiert.
Das auf Windows zu übertragen, ist nicht ganz einfach. Eine Desktopumgebung bekommst du unter Windows auch vorinstalliert, aber es gibt ja nur eine. Ein paar Grundanwendungen gibt's auch schon. Aber im Vergleich zu GNU/Linux-Distributionen ist das mager.
Eine Distribution ist, wenn du z. B. auf einer Installations-DVD nicht nur Windows hast, sondern auch gleich Microsoft Office, Adobe Photoshop Elements, Media Player Classic, Firefox, Thunderbird und noch ein paar andere Sachen und dann auch noch ein schickes grünes Design. Eine andere Distribution ist mehr auf Grafikproduktion ausgelegt und installiert dir die komplette Adobe Creative Suite, zusätzlich gibt's vielleicht noch iTunes, Google Chrome usw. und ein hellgraues Design. Wieder eine andere ist auf Geeks ausgelegt und installiert TeX Live, Notepad++, Palemoon, eine Entwicklungsumgebung wie Microsoft Visual Studio etc. und ist dann sehr dunkelgrau bis schwarz mit roten oder grünen Akzenten gestaltet. Und alle kommen von unterschiedlichen Firmen.
Unter GNU/Linux geht das noch viel weiter. Einmal kann man da natürlich sehr, sehr viel mehr einstellen, so daß auch bei jeder Distribution gewisse Dinge anders voreingestellt sind. Und dann hat man bei sehr viel mehr Sachen die Wahl, wo man unter Windows nur eins zur Auswahl hat oder das eine zwangsweise vorgekaut kriegt. Das Paradebeispiel ist eben die grafische Umgebung. Da hast du eine riesengroße Auswahl – unter Windows hast du überhaupt keine, wiel es nur eine grafische Umgebung gibt, so daß viele Computernutzer sich das gar nicht vorstellen können, wie das ist, den ganzen grafischen Aufsatz frei wählen zu können.
Als damals Windows 8 mit der Metro-Kacheloberfläche rauskam, sagten einige: "Das sieht scheiße aus und ist unbedienbar, aber was soll man machen, so sieht Windows jetzt eben aus" und haben es so benutzt. Als kurz davor Ubuntu von Gnome 2 auf das Eigengezücht Unity umstieg, sagten viele: "Steckt euch euer Scheiß-Unity dahin, wo die Sonne nicht scheint, wir nehmen jetzt was anderes" und installierten statt dessen Kubuntu mit KDE 4. Oder Xubuntu mit Xfce4. Oder Lubuntu mit LXDE. Oder Linux Mint mit Cinnamon (ein Fork von Gnome 3, der weniger runtergeblödet ist). Oder Linux Mint mit MATE (ein Fork von Gnome 2, der weiterhin gepflegt wird). Oder Linux Mint mit einer anderen Desktopumgebung. Oder eine ganz andere Distribution, weil ihnen *buntu inzwischen zu fett geworden war. Niemand war gezwungen, Unity zu benutzen. Die Folge war, daß auf einmal sehr viel mehr Leute Mint installierten als Ubuntu.
Allerdings gibt es nur wenige Distributionen, die nur eine einzige Desktopumgebung anbieten. Bei denen ist die Desktopumgebung Teil des Gesamtkonzepts, z. B. Elementary OS, Chakra oder Bodhi. Ubuntu ist ein Sonderfall, weil da jede Variante mit eigener Desktopumgebung auch einen eigenen Namen hat. Offiziell gibt es Ubuntu (früher Gnome 2, dann Unity, inzwischen Gnome 3), Ubuntu Unity (da lebt die Unity-Version weiter), Kubuntu (Plasma, das ehemalige KDE) und Xubuntu (Xfce4). Inoffiziell gab und gibt es noch mehr: Lubuntu (LXDE), Fluxbuntu (Fluxbox) etc. Debian – eine der wichtigsten Distributionen überhaupt – gibt es mit diversen Desktopumgebungen als jeweils separate Installationsmedien zur Auswahl; beim Netinstaller wird man sogar während der Installation gefragt, welche Desktopumgebung man installieren möchte, wie z. B. auch bei Antergos. Auch Linux Mint und Manjaro gibt's unter demselben Namen mit jeweils eigenem Installationsmedium. Arch, auf dem Manjaro basiert, ist sogar so minimalistisch, daß man die Desktopumgebung
nach der Installation wählt, weil man sie selbst installieren muß.
Als jemand ohne jegliche Erfahrung mit all dem kann man folgendes machen: Man sieht sich Desktopumgebungen erstmal als Screenshots an. Dann lädt man sich ISO-Images von Live-Medien herunter und zieht sie sich auf DVD oder auf einen USB-Stick. Das ist nämlich bei vielen Distributionen auch ein Killerfeature gegenüber Windows: Man kann sie von DVD oder vom USB-Stick aus benutzen und testen, ohne sie zu installieren. Installieren kann man sie dann aus dieser Live-Umgebung heraus immer noch, wenn man will.
Wenn man sich nun zum Installieren entschlossen hat, braucht man Platz auf dem Rechner. Da wird wahrscheinlich noch Windows installiert sein. Nun hat man die Wahl: Entweder man behält Windows und installiert GNU/Linux dazu. Das nennt man dann Dual-Boot: Beim Starten des Rechners kann man auswählen, welches System man starten will. Oder man macht Windows platt und installiert nur GNU/Linux.
In letzterem Fall darf man natürlich auf gar keinen Fall vergessen, all seine Daten zu sichern. Sonst ist das Gejammer groß, daß Musik, Bilder, Videos, Dokumente, Spielstände usw. weg sind, weil der GNU/Linux-Installer sie natürlich nicht übernommen hat. Aber Daten sichern sollte man sowieso.
In ersterem Fall muß man dafür sorgen, daß auf der Platte Platz für GNU/Linux ist. Das heißt partitionieren. Und das heißt darauf achten, daß man beim Verkleinern von Partitionen keine Bereiche abschneidet, in denen Daten ist. Partitionen verkleinern ist, vorsichtig ausgedrückt,
sehr heikel, von aufwendig ganz zu schweigen. Man muß mit einem guten Defragmentierprogramm alle Daten in der Partition ganz an den Anfang schieben. Wenn man das im laufenden Windows-Betrieb macht, kann man's haben, daß es Daten gibt, die sich nicht verschieben lassen. Vielleicht wäre es unterm Strich einfacher, eine zweite Festplatte einzubauen. Glück hat man, wenn man eine vorinstallierte Kiste mit C:- und D:-Partition hat und die D:-Partition nie benutzt hat. Dann kann man die nämlich bei der GNU/Linux-Installation entfernen. (Geht alles im Installer.)
Benutzt man GNU/Linux dann, sei es als Live-System, sei es nach der Installation, gibt es natürlich auch noch eine Menge zu beachten. Das fängt an mit der Struktur des Dateisystems. Unixoide Systeme haben beispielsweise keine Laufwerke und somit auch keine Laufwerksbuchstaben. Es gibt einen einzigen Verzeichnisbaum für alles, in den physikalische Laufwerke – bis auf das Systemlaufwerk, das immer unter
/ eingehängt ist – an beliebiger Stelle hängen können.
Und der sieht auch noch völlig anders aus als unter Windows, zumal es auch nicht die Gepflogenheit gibt, alle Dateien einer Anwendung oder eines Spiels oder so in einem Ordner zusammenzufassen. Bei den ausführbaren Programmen ist es etwa so, daß Systemprogramme unter
/bin liegen und Anwenderprogramme unter
/usr/bin (teilweise gibt es auch noch andere Unterscheidungen). Bibliotheken liegen unter
/lib bzw.
/usr/lib. Andere Daten wie grafische Elemente, Klangdateien usw. liegen dann unter
/usr/share. Systemeinstellungsdateien liegen unter
/etc (GNU/Linux hat übrigens keine Registry, dafür jede Menge Konfigurationsdateien im Textformat). Und so weiter. Wenn man sich daran gewöhnt hat, findet man Sachen erheblich schneller als unter Windows, weil man immer genau weiß, wo sie liegen könnten.
Alle Nutzerdaten wiederum liegen unter
/home, genauer gesagt
/home/Nutzername, also beispielsweise
/home/pulsewave oder
/home/brony95. Und nur da hat man als Nutzer Schreibzugriff. Darunter gibt's dann auch wieder eine Struktur.
Dann gibt's noch ein paar kleinere Dinge, die man wissen muß:
- Der Admin heißt root. Und es gibt auch nicht immer ein root-Konto – Ubuntu und von Ubuntu abstammende Systeme haben keines mehr.
- Als normaler Nutzer kommt man auch an root-Rechte, wenn man sie braucht. Entweder meldet man sich auf der Konsole (das geht natürlich auch im Terminal unter einer grafischen Desktopumgebung) als Superuser (su) an; dann braucht man das root-Paßwort. Oder bei vielen Distributionen gibt es etwas, das nennt sich sudo. Das funktioniert im Prinzip genauso, aber mit dem Nutzerpaßwort. Grundsätzlich braucht man für sudo entsprechende Rechte, aber als Einzelnutzer auf Systemen mit vorinstalliertem sudo hat man die, sonst könnte man das System ja nicht warten.
- Unter unixoiden Systemen sind Dateinamen case-sensitive. Man kann im selben Ordner eine Datei namens Datei und eine namens datei haben. In den Systembereichen wird standardmäßig alles klein geschrieben, ebenso Benutzernamen und deren jeweiliges Home-Verzeichnis.
- Dateiendungen sind nicht zwingend nötig. GNU/Linux kann Dateitypen auf andere Art erkennen. Es gibt sie eigentlich nur, um für menschliche Nutzer die Dinge etwas angenehmer zu gestalten. Ausführbare Dateien, die unter Windows die Endung .EXE haben, haben generell keine Endung.
- Zugriffsrechte werden unter unixoiden Systemen sehr viel einfacher gehandhabt als unter Windows. Es gibt jeweils einen Benutzer und jeweils eine Benutzergruppe, der etwas gehört. Für den Benutzer, die Gruppe und alle anderen gibt es jeweils Leserecht, Schreibrecht und Ausführrecht. Das sind neun Flags. In deinem Home-Verzeichnist hast standardmäßig nur du Schreibrechte, alle anderen haben nur Leserechte, und selbst die sind leicht abstellbar. root bzw. der Superuser darf immer alles. Mit dem verquasten, überzüchteten System unter Windows ist das nicht zu vergleichen.
- Dateien werden versteckt, indem dem Dateinamen ein Punkt vorangestellt wird.
- Last but not least: Ja, es gibt Dinge, die auf der Konsole schneller gehen als mit Mausklicks. Irgendwann gewöhnt man sich daran, und dann wird man auch so denken.
Eine Sache ist noch wichtig: Nicht alles an Hardware funktioniert unter GNU/Linux gleich gut. Die katastrophale Situation, die wir noch vor einigen Jahren mit WLAN-Adaptern hatten, hat sich mittlerweile ziemlich gelegt, zumal auch kaum mehr ganz neue WiFi-Chips nur mit Windows-Treibern auf den Markt kommen, die dann nicht einmal mit dem ndiswrapper laufen. Aber Drucker sind beispielsweise immer noch ein Drama. Viele Hersteller kümmern sich immer noch nicht um Kompatibilität zu irgendwas, was nicht Windows ist. Dann muß die GNU/Linux-Community den Windows-Treiber analysieren, reverse-engineeren und ihren eigenen Treiber bauen. Das geht aber nicht von heute auf morgen, so daß der Drucker dann schon einige Monate auf dem Markt ist oder gar nicht mehr gebaut wird, wenn es dann vielleicht irgendwann einen GNU/Linux-Treiber gibt. Auf der sichersten Seite ist man noch mit Hewlett-Packard (die nehmen's aber von den Lebenden), Canon und Brother sind auch nicht schlecht, während Epson möglicherweise noch Problemkind ist.
Generell immer wieder problematisch sind auch brandneue Laptops, weil da die Hersteller gern viel eigenentwickelte und anderweitig exotische Technik reingießen, die nur unter Windows laufen muß. Bis beispielsweise Switchable-Grafik einigermaßen funktionierte, das hat einige Zeit gedauert. Mit Laptops hat man also heute noch Fälle, wo ganze Maschinen nur mit Windows funktionieren. Es geht auch anders, etwa mit älteren, einstmals hochpreisigen ThinkPads. Die haben zumeist eine sehr gute bis hervorragende GNU/Linux-Unterstützung seitens IBM oder Lenovo selbst. Das sind außerdem solide Maschinen, nicht vergleichbar mit zeitgenössischen (oder heutigen) Consumer-Notebooks aus dem Discounter. Geh mal auf typische Geek- und Hacker-Veranstaltungen, und du wirst Unmengen an ThinkPads mit GNU/Linux sehen. (Ich selbst sitze gerade an einem W500, auf dem Debian läuft.)
(06.02.2018)brony95 schrieb: Kann ich Programme die unter Windows laufen problemlos auf Linux Instalieren?
Nicht immer.
Grundsätzlich geht das Installieren von Software unter GNU/Linux ganz anders als unter Windows. Unter GNU/Linux gibt es etwas, das nennt sich "Paketverwaltung". Davon sind übrigens der Apple App Store, der Google Play Store und Steam abgekupfert, bzw. das sind grafische Aufsätze auf eine Paketverwaltung mit eingebauter Kauffunktion. Die Paketverwaltung kommt einem erstmal komisch vor, weil man das von Windows nicht kennt, aber eigentlich ist sie tausendmal praktischer als die Art, wie Software unter Windows installiert und aktualisiert wird.
Installiert wird unter Windows – sofern man nicht den eingebauten App Store nutzt –, indem man sich seinen Browser schnappt, sich damit eine Downloadseite für das gewünschte Programm sucht, sich einen Installer in Form einer
*.EXE-Datei runterlädt, die dann doppelklickt und sich durch die Installation hangelt. Oder man kauft sich die Software auf CD oder DVD und installiert von der. Wenn es nicht gerade ein Browser ist oder Thunderbird oder eine der ganz wenigen anderen Ausnahmen ist, wird auch genauso upgedatet. Das ist nervig, und darum gibt es auf sehr vielen Windows-Maschinen Programme, die einmal installiert und nie aktualisiert wurden, auch wenn sie inzwischen so veraltet sind, daß sie unsicher sind. Wozu soll man sich den Aufwand antun, läuft doch auch so.
All das gibt es unter GNU/Linux nicht. Da gibt es die Paketverwaltung. Die lädt die gewünschte Software aus einer voreingestellten Quelle herunter und installiert sie dann automatisch – also, wenn man sagt, daß sie das soll. Man wird auch nicht gefragt, was man wohin installiert haben will, denn das ist festgelegt. Auf dieselbe Art und Weise wird Software, die mittels Paketverwaltung installiert wurde, auch aktuell gehalten. Die Paketverwaltung kümmert sich um alles, was auf der Maschine installiert ist, vom Kernel über Systembibliotheken und Anwendungen bis zu Spielen – sofern es eben über die Paketverwaltung installiert ist. Mit entsprechenden Frontends wird sie noch einfacher zu bedienen, da kann man auch schon mal mehrere Sachen gleichzeitig in einem Rutsch installieren.
Dank der Paketverwaltung wird nicht nur alles aktuell (im Rahmen dessen, was die Distribution an Upgrades erlaubt) und sicher gehalten, sondern auch schlank. Anwendungen benötigen ja schon mal gewisse Bestandteile wie Bibliotheken oder dergleichen. Unter Windows werden die meistens mit den Anwendungen gleich mitgeliefert oder gar fest mit eingebacken, weil man dem Windows-Nutzer nicht zumuten kann, all diese Abhängigkeiten per Hand zu installieren. Das führt dazu, daß man diese Bestandteile nicht nur teilweise mehrfach auf der Maschine hat, sondern irgendwann uralte Versionen davon, die womöglich Sicherheitslücken ohne Ende haben.
Unter GNU/Linux werden diese Bestandteile tatsächlich separat installiert, und zwar nur ein einziges Mal. Die Paketverwaltung macht es möglich, denn wenn ich da ein Programm installiere, das gewisse Abhängigkeiten hat, überprüft die Paketverwaltung, welche Abhängigkeiten noch nicht installiert sind, und installiert die mit. Wenn ich beispielsweise etwas installiere, das das Grafiktoolkit Qt5 benötigt, und das ist noch nicht installiert, dann installiert die Paketverwaltung erst die nötigen Qt5-Bestandteile und dann das Programm. Wenn ich noch etwas anderes installieren will, das auch Qt5 braucht, guckt die Paketverwaltung wieder, was schon installiert ist, und installiert wieder nur das, was auch wirklich noch gebraucht wird. Und wenn ich alles deinstalliere, was Qt5 gebraucht hat, wird die Paketverwaltung die Qt5-Komponenten entweder als nicht mehr benötigt markieren oder gleich selbst mit deinstallieren. Die Paketverwaltung hilft also mit zu verhindern, daß der Rechner zumüllt.
Updates kommen übrigens bei den allermeisten Distributionen sehr häufig, gerade weil es viel gibt, was die Paketverwaltung updaten kann. Es gibt in aller Regel keine Patchdays, sondern die Updates kommen, wenn sie zur Verfügung stehen. Und das kann jeden Tag sein. Das ist nicht immer etwas Großes, sondern vielleicht mal ein paar Bibliotheken oder eine neue Version eines Browsers. Meistens rechtfertigt das nicht mal einen Neustart; den muß man nur machen bei gewissen grundlegenden Systemkomponenten und vor allem beim Kernel und selbst dann nicht sofort. Im Gegensatz zu Windows sagt dir GNU/Linux auch genau, was zu aktualisieren ist.
Um zu Windows-Programmen zurückzukommen: Gewisse Anwendungen gibt es sowohl für Windows als auch für GNU/Linux. Firefox, Thunderbird, Chrome (wobei man unter GNU/Linux eher Chromium verwenden würde), LibreOffice, GIMP, Inkscape, VLC und so weiter. Meistens liegt das auch alles in den Paketquellen – wenn es nicht sowieso schon vorinstalliert ist.
Wenn es etwas nur für Windows gibt, wozu die meisten Bezahlprogramme und vor allem AAA-Games zählen, wird es problematischer. Die laufen nämlich an sich nicht unter Windows. Dafür gibt es einen Kompatibilitätsaufsatz namens Wine (= Wine Is Not am Emulator), der es möglich machen soll, Windows-Anwendungen direkt unter GNU/Linux zu nutzen. Das ist allerdings Glückssache. Und gerade wenn du einen topaktuellen AAA-Titel mit superaufwendiger Grafik zocken willst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß er nicht läuft, weil Wine noch gar nicht daran angepaßt ist. (In seltenen Fällen hat man dagegen Glück, und er läuft unter Wine besser als auf derselben Hardware unter jedem Windows. Aber wie gesagt, das ist selten.)
(06.02.2018)brony95 schrieb: Wie sicher ist Linux im Vergleich zu Windows?
Sehr viel sicherer – aus drei Gründen.
Erstens laufen private Windows-Maschinen fast immer mit vollen Adminrechten. Es gibt nur ein einziges Benutzerkonto, und das ist ein Adminkonto mit vollen Schreibrechten in allen Systemordnern und auch sonst überall. Vom Hersteller vorinstallierte Rechner haben nur dieses eine Konto, und auch wenn man Windows selbst installiert, wird einem nicht gesagt, daß das erste Konto, das man einrichtet, ein Adminkonto ist, das man nie,
nie,
nie für Alltagsaufgaben verwenden darf. Und so läuft immer alles mit Adminrechten. Höchstens meldet sich mal die UAC, die eingerichtet wurde, um die Gefahren einzudämmen, die damit einhergehen. Denn alles, was der Nutzer startet, läuft auch mit vollen Adminrechten. Und alles, was aus dem vom Nutzer verwendeten Browser heraus gestartet wird, läuft auch mit vollen Adminrechten. So haben Schädlinge es sehr einfach, sich tief ins System einzugraben.
Unter unixoiden Systemen (GNU/Linux, aber auch macOS, iOS und Android) gibt's das nicht. Da hat man als Nutzer
immer ein Konto mit eingeschränkten Rechten. Schreiben darfst du nur unter
/home/<Dein Nutzername> (entspricht unter Windows
C:\Users\<Dein Nutzername>). Überall sonst nicht. Überall sonst darfst du nur lesen, manchmal nicht mal das. Und alles, was unter deinem User gestartet wird bzw. aus Sachen gestartet wird, die unter deinem User gestartet wurden, hat auch nur eingeschränkte Rechte. Wenn jetzt irgendein hypothetischer Schädling vom Firefox automatisch runtergeladen und gestartet wird, läuft der auch nur mit eingeschränkten Rechten und kann am System genau gar nichts ändern.
Windows hat auch eingeschränkte Benutzerkonten. Aber ein Großteil seiner mangelnden Sicherheit kommt eben daher, daß die praktisch kein Schwein nutzt, weil mehrfacher und unbequemer Mehraufwand. Geht doch auch so™. Überall sonst kriegst du eingeschränkte Benutzerrechte zwangsverordnet.
Zweitens werden Sicherheitslücken viel schneller geschlossen. Es gibt nämlich keinen monatlichen Patchday. Patchday ist bei den meisten Distributionen jeden Tag. Wenn im System eine Sicherheitslücke ist, darf ich unter Windows auch schon mal auf den nächsten Monat warten, wenn wieder Patchday ist, und dann wird sie vielleicht geflickt. Unter Debian testing hab ich den Fix spätestens übermorgen.
Bei Anwendungen ist es bald noch drastischer. Die meisten muß man als Windows-User händisch updaten, indem man sich ebenfalls händisch die neue Version von der Herstellerseite runterlädt und das ganze Installationsprozedere noch einmal durchzieht. Es gibt nur wenige Ausnahmen, und die meisten davon sind Browser. Unter GNU/Linux kriege ich mit der Paketverwaltung rumsbums ohne weiteres Zutun die neueste Version installiert, wenn sowieso das System aktualisiert wird.
Drittens gibt es für Desktop-GNU/Linux kaum Schädlinge. Es lohnt sich einfach nicht, welche zu programmieren. Es ist zu schwierig, weil die Maschinen zu sehr zugemauert sind, es sind einfach nicht genug Maschinen da, die man infizieren könnte, und an GNU/Linux sitzen weit häufiger erfahrene, gewiefte User und weit seltener DAUs, die auf alles klicken, was bunt blinkt. Für 100.000 Windows-Rechner ist der Aufwand geringer als für 2.000 GNU/Linux-Maschinen. Da baut man dann doch lieber seine Viren und Trojaner Windows-only.
(06.02.2018)brony95 schrieb: Helft ihr mir oder werdet ihr mich, wegen meiner Unwissenheit, gnadenlos ignorieren?
Unwissenheit geht ja noch. Totale Ignoranz wäre viel schlimmer, auch die Forderung, daß man alles sofort vorgekaut bekommt. Aber dafür zeigst du ja zum Glück keine Anzeichen.