HMND schrieb:Eine Umweltpolitik des 20. Jahrhunderts würde die USA langfristig zurück werfen. Gerade China holt in Punkto Umweltpolitik sehr stark auf. Es wird auch Europa überholen, einerseits deswegen weil China erlebt hat was es bedeutet in stark umweltbelasteten Städten leben zu müssen, andererseits weil Chinas Reformen nicht durch gewaltige bürokratische Hürden blockiert wird. Europa hat zusätzlich mit innerpolitischen Problemen zu kämpfen, welches die politische Zusammenarbeit gefährdet, wenn nicht wieder auf ein früheres Level zurück wirft. Wie auch immer, Europa wird sich wahrscheinlich in Zukunft mehr Richtung Osten orientieren müssen.
Die USA wird wahrscheinlich auf ihrer "einsamen ökonomischen Insel" sitzen bleiben, weil sie weder Europa, noch dem Rest der Welt was bieten können wird. China wird als der neue Gewinner hervorgehen.
Och Mensch Heavy, woher genau kriegst du eigentlich dein Weltbild zusammen?
Ok. Erstmal. Wir Europäer kennen die Sache mit den Umweltschäden sehr genau. Deswegen merkst du heute nicht mehr so viel davon. Unsere entsprechende Episode ist bereits ein Teil der Vergangenheit. Es gab auch in Europa Zeiten, da haben Städte mit ihren Fabrikanlagen geworben, weil die Arbeit bedeuteten und die ein oder andere Chemie-Gemeinde kämpft noch immer mit ihren Schwermetallablagerungen und Benzin-Seen. Da haben die Chinesen uns keinerlei Erkenntnisse vorraus, die sind nur neu dabei, während man im Westen bereits einen ordentlichen Teil der sichtbaren Schäden beseitigen konnte.
Nun, es stimmt, dass die Chinesen sehr flott bei der Sache mit alternativen Energieträgern sind. Sind sind leider auch noch immer mit Abstand die Nummer eins bei der Errichtung neuer Kohlekraftwerke im Jahr und haben es mit ihrer protektionistischen Handelspolitik und Wirtschaftsspionage ja auch gut geschafft die Konkurrnezbetriebe in anderen Teilen der Welt vom Markt zu drängen, sodass heutzutage die Chinesen entscheiden, wer diese Energieträger schnell und billig haben kann.
Europas Energiepolitik kämpft auch weniger mit bürokratischen Hürden, als vielmehr mit der klasischen Problematik einer Energiesicherheit und den mit einem Energiewandel verbundenen Kosten. Wirschaftliche Probleme sind in vielen Staaten noch immer die absoluten Investitionsbremsen und in Deutschland versucht die Politik idiotischerweise die Kosten der Energiewende zu verschleiern, was den ganzen Prozess verlangsamt.
Aber was zur Hölle meinst du denn dann schon wieder damit, dass Europa sich "mehr nach Osten orientieren" müsste? Da gibt's nichts zu lernen. Für alternative Energieträger brauchen wir Rohstoffe und Bauteile, die China erfolgreich gestohlen und dann monopolisiert hat. Zu diesem Zweck gibt's aber Geldzahlungen, da braucht es keine Orientierung irgendwohin. Ebenso ist das US-Bashing hier relativ fehl am Platz. Letztendlich haben die USA nach wie vor die größte, irgendwann dann eben die zweitgrößte Wirtschaftsmacht des Planeten zu bieten, sowie den noch immer mächtigen Dollar, dessen Machtbasis im Moment niemand, nichtmal die Chinesen angreifen will. Auf dem Energiemarkt gibt's keine Entscheidung zwischen USA und China zu fällen, es ist eine Frage wie wir in Europa unsere Sachen organisieren wollen, womit wir beim letzten Thema wären.
Um deiner Unsicherheit mit Russland etwas entgegenzuwirken. Wenn es um saubere Energie geht kannst du das Land vergessen. Russland nutzt viel lieber seine fossilen Brennstoffe und versucht so gut es kann die Entwicklung von anderen Energien in Europa und Asien zu behindern, damit die Leute dort schön weiter russisches Öl und Gas verbrennen. Der komplette Staat hängt von den Einnahmen mit diesen Rohstoffen ab, daher wird niemand die Marktmacht dieser staatliche Konzerne angreifen wollen, indem irgendwelche großen Alternativen dazu aufgebaut werden. Am Ende würden die Leute noch aufhören genug Öl zu kaufen...
Aber aus der Position über die Energiepolitik eine Aussage über die komplette Wirtschaftsentwicklung machen zu wollen ist schon sehr mutig. Ich freue mich über jedes Watt, welches die Chinesen nicht in Kohlkraftwerken produzieren, weil es erstmal besser für das Weltklima ist und die Europäer könnten auch mal gebrauchen, dass sie aus den Dauerkrisen rauskommen, damit sie sich gemeinsam an einen sinnvollen Energiewandel begeben können. Aber die Chinesen kämpfen mit ihrer Immobilienblase, die Russen bleiben vom Ölpreis abhängig und wo der Isolationismus der Amerikaner hinführt bleibt erstmal abzuwarten. Aber die Wirtschaftsleistung dieser Akteure wird nicht ausschließlich durch die Nutzung sauberer Energien bestimmt.
Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -