Vor kurzem erschien in den USA ein
Zeitungsartikel, der für einiges Aufsehen gesorgt hat. Es geht darin um Nazis, die in unserem Fandom aktiv sind, das eigentlich gegen wirklich alles steht was Nazi-Ideologien und Faschismus ausmacht. Nichtsdestotrotz ist die Präsenz von Nazis nicht nur in den USA sondern auch im deutschen Fandom eine traurige Realität. Die Bisherige Diskussion zu dem Artikel fand eher versteckt im
Nachrichten/Berichte über Bronies. Sammelthread. statt. Ich halte es für angemessen dass Thema etwas aus diesem Versteck herauszuziehen, damit mehr Leute das Thema wahrnehmen. Meine letzte Post aus dem oben erwähnten Thread möchte ich dafür hier noch mal im Anschluss posten. Vielleicht wäre es gut wenn der Diskussionsfaden aus dem Thread der weit über allgemeine Berichterstattung hinausgeht insgesamt hierhin verlegt würde.
Ich habe eine Weile verstreichen lassen bevor ich wieder in diesem Thread poste, vor allem in der Hoffnung darauf, dass sich vielleicht doch noch ein paar Leute mehr zu Wort melden und das vielleicht auch mit etwas mehr Inhalt, als einige der Posts die hier von der Moderation gelöscht wurden.
Bei den besagten Posts handelte es sich euberseuts um die Nennung von Namen von Postern, deren Posts in diesem Forum zu einem sehr hohen Anteil aus sehr bedenklichen Äußerungen bestehen und anderseits einem Post der vor allem belustigung darüber ausdrückte bei der man vermuten kann, dass der Poster die ganze Angelegenheit vor allem als eine Art Popcorn Entertainment betrachtet.
Warum solche posts gelöscht werden kann ich nachvollziehen und ich erkenne auch an warum Moderatoren und Admins von Bronies.de sich nicht von Mitgliedern "diktieren" lassen wollen (so vermutlich) die Auslegung, gegen welche User Sanktionen verhängt werden sollten.
Wodurch man es sich aber durchaus diktieren lassen sollte sind die
Forum Regeln, die ja von den Admins selbst erstellt werden. Ich verweise da insbesondere auf die Punkte 8, 9 und 10 der Foren Regeln.
Ich weiß, dass auf Grund dieser Punkte auch schon Nachrichten gelöscht worden sind, so dass ich gar nicht unterstellen möchte, dass die Regeln ignoriert würden. Aber ob die Anwendung konsequent ist, da bin ich unsicher (vielleicht auch weil die Anwendung der Regeln nach draußen hin eher intransparent ist, wofür es auch gute Gründe geben mag, da all zu viel öffentliches Aufhebens darum mit einiger Wahrscheinlichkeit regelmäßige Shitstorms provozieren könnte). Ich bitte das Team der Admins und Moderatoren aber darum wirklich zu prüfen, ob nicht in bezug auf einige Personen das zumutbare Maß an verstößen gegen die genannten Regeln überschritten worden ist und ob da noch ernsthaft mit einer positiven Verhaltensänderung gerechnet werden kann.
Die wirkliche Kritik, die ich aber los werden möchte ist das extrem laute Schweigen der ganz großen Mehrheit unseres eigentlich wunderbaren Fandoms. Ich habe bereits Beispiele für das real existierende Nazitum in der deutschen Brony community gegeben und für weitere ziemlich eindeutige Fälle die Online stattfinden (im Gegensatz zu den meisten von mir zuvor geannten Beispielen) braucht man nur durch einige der politischen Diskussionen hier in diesem Forum zu lesen.
Aber trotz all dieser Fälle wird zumeist entweder gar nichts gesagt, oder aber die Existenz dieser Probleme wird abgestritten, auf die USA beschränkt oder (wie hier im Thread nachzulesen) denjenigen sie solche Probleme Ansprechen wird "Bequemlichkeit" und "Schubladendenken" unterstellt. Die bequem ist aber wirklich nichts daran sich gegen solche Entgleisungen auszusprechen. Die Bequemlichkeit ist da gegeben, wo Leute sich zurücklehnen und nichts sagen, OBWOHL sie eigentlich gegen die Vereinnahmung unseres Fandoms durch Nazis sind.
Und ja, es SIND Nazis dabei. Wenn jemand (wie im vorherigen Beispiel beschrieben) bei einem Online Brony-meetup mit einer Figur Namens JUDENVERGASEN [schreibweise so übernommen] im Farbschema von KZ Häftlingsklamotten herumläuft dann ist dass nicht jemand der einfach nur spielen will.
Dummheit kann man hier nicht mehr als Ausrede gelten lassen, denn es ist in Deutschland nicht möglich nicht mitzubekommen was der Faschismus hier angerichtet hat.
Zahlen bringen das nicht nahe, weswegen ich hier ein Beispiel dafür bringen möchte dass es vielleicht etwas verständlicher Macht warum mich dieses Thema so Beschäftigt und warum ich wenig Bereitschaft dafür habe Dummheit der oder Gleichgültigkeit als Ausrede anzuerkennen.
Ich war am Dienstag bei der Verlegung einiger Stolpersteine in Castrop-Rauxel dabei. Da war beispielsweise eine Familie deutscher Juden (Vater, Mutter und drei Söhne) die nach den Wirren des ersten Weltkrieges das Gebiet verlassen mussten aus dem Polen gebildet wurde. Weil sie daher vom NS-Regime als Ausländische Juden betrachtet wurden hat man sie 1938 nach Polen verjagt. Als der Vater (ebenfalls noch vor dem Ausbruch des Krieges) zurückkehrte um noch einige Angelegenheiten zu klären wurde er Verhaftet und 1941 in Sachsenhausen ermordet. Die Mutter mit den drei Söhnen blieb in Warschau zurück, wo sie im September 1939 zusammen mit ihrem ältesten Sohn (11 Jahre alt) durch deutsche Bomben getötet wurde. Die beiden anderen Söhne (6 Jahre und 3 Jahre alt) blieben als Waisen zurück bis sie ebenfalls 1941 oder 1942 ermordet wurden.
Dies sind nur fünf von Millionen weiterer Beispiele warum man den Vertretern dieser "Ideologie" laut und deutlich widersprechen sollte, wenn man unser Fandom nicht dem berechtigten Vorwurf einer gewissen Mitläufer- und Duckmäuser Mentalität aussetzen will.
Man könnte natürlich einwenden, dass das was ich da oben beschrieben habe vor rund 80 Jahren war und ich die Leute heute nicht damit auf eine Stufe stellen sollte. Einerseits aber stellen diese Leute sich selbst damit auf eine Stufe (wie in den von mir genannten Beispielen sehr eindeutig zu sehen) und andererseits braucht man auch nicht einmal die ferne Vergangenheit zu bemühen.
Es werden Menschen auch heute ermordet. Wie viele Kinder Wachsen nach Hanau, Halle, München (die Liste ließe sich fortsetzen) ohne ihre Eltern auf; ihr Leben lang? Wie viele demokratisch gewählte Politiker werden noch bei Anschlägen getötet, schwer verletzt oder durch Drohungen und Einschüchterung zum Rücktritt genötigt werden müssen, damit auch hier wirklich annerkannt wird, dass dies weder eine Angelegenheit der Vergangenheit ist, noch etwas worüber man sich amüsieren sollte?
Last but not least wird ja sehr gerne das Argument aufgemacht, dass es ja im Geiste von "Love and tolerate" sei Nazis ihr Ding durchziehen zu lassen. Das müsse man halt tolerieren. Diese Behauptung ist unsinnig. Toleranz bedeutet nicht einfach zu allem still zu halten und sie bedeutet ganz sicher nicht es zuzulassen dass andere Menschen aktiv weggeekelt und ausgegrenzt werden (wie das durch Naziaktivitäten auf Stammtischen geschieht). Ein jüdischer, muslimischer, oder dunkelhäutiger Bronie würde es sich wohl sehr überlegen ob er zu einem Treffen geht wo eine Gruppe "Die Wacht am Rhein" grölt (kein hypothetisches sondern ein reales Beispiel). Diese Ausgrenzung zu akzeptieren, damit rechtsextremisten ihren Spaß haben können ist das Gegenteil von Toleranz und derlei zu unterbinden hat nichts mit Zensur zu tun!
In dem Umfeld wo ich aktiv bin ist es fast immer so, dass andere erst irgendetwas dazu sagen wenn ich mich darübere aufrege, und dass ich mich darüber aufrege wird zwar irgendwie verstanden, scheint aber vor allem doch mit einem gewissen Augenrollen wahrgenommen zu werden (man sieht dass etwas getan werden sollte, aber schöner wäre es doch irgendwie wenn alle einfach weiter kollektiv die Klappe dazu halten und so tun als gäbe es das Problem überhaupt nicht).
Wenn ich mich darüber aufrege wird gesagt dass ich "brenne". Das ist wohl nicht böse gemeint und angesichts meiner deutlich hörbaren Verärgerung über die bräsige Passivität gegenüber den Befürwortern von Mord und politischem Terror wohl auch kein völlig unangebrachter Begriff. Ich müsste aber viel weniger "brennen" wenn es nicht immer nur ganz, ganz vereinzelte Ausnahmen (im realen Leben habe ich es zwei Mal erlebt) sind bei denen ich höre wie andere wegen soetwas etwas sagen, ohne dass ich vorher "brennen" musste. Man brennt recht schnell wenn zu wenige Leute bereit sind auch mal einen Löscheimer anzufassen.
Deswegen hier mein Appell an alle die nicht mit der Vereinnahmung unseres Fandoms durch Nazis (und der daraus folgenden Rufschädigung für uns alle) einverstanden sind das auch mal klar und deutlich zu sagen. Denkt nicht nur für euch im stillen Kämmerlein dass ihr damit nicht einverstanden seit sondern schreibt es auch mal im Forum, sagt es gegenüber anderen und ignoriert es nicht einfach wenn dass nächste Leute im übertragenen Sinne Ponies in SS Uniform vorbeiparadieren lassen. Bei soetwas wegzuschauen oder es zum "nicht-Problem" zu deklarieren ist ganz sicher nicht im Geiste der Welt auf die unser Fandom aufgebaut ist.