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01.11.2024, 02:10



Russland wirklich so "böse"?
24.02.2022
Malte279 Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Es gibt ja auch die Überlegung, dass Putin sich vor "demokratischen Erfolgsgeschichten" wie in den baltischen Ländern fürchtet, da diese auch innerhalb Russlands in der Bevölkerung als Alternative zum System Putin wahrgenommen werden könnten. Mit den pro-europäischen Demonstrationen auf dem Maidan wurde diese Sorge für Putin sehr konkret.
Der Ansicht, dass keine Macht sich herausnehmen kann die Außen- / Bündnispolitik eines anderen Landes zu entscheiden wird von seiten der Unterstützer Putins ja gelegentlich entgegengebracht, dass die USA genausowenig ein Russisch-Mexikanisches Militärbündnis akzeptieren würden. Das mag stimmen, aber das Argument ist unvollständig wenn man dabei nicht berücksichtigt, warum z.B. Mexiko, anders als in der Ukraine offenbar kein besonderer Wunsch nach einem solchen Bündnis zur eigenen Sicherheit besteht (und das obwohl im 19. Jahrhundert die "Manifest Destiny" Politik der USA gewisse Ähnlichkeiten zur jetzigen Politik Putins aufweist).
Diesen Krieg und seine Folgen werden wir (auch wenn wir darauf hoffen, dass das absolute Worst Case Szenario aubleibt) in jedem Fall wesentlich deutlicher zu spüren bekommen als alle bisherigen Kriege von denen die meisten von uns nur sehr weit entfernte Zeitgenossen waren.
Was Russlands langfristige Perspektive angeht ist es einerseits wohl ziemlich sicher, dass Putin seine Macht zeitlebens (d.h. auch jenseits von 2036) vermutlich nicht mehr abgeben will. Es ist dabei eine wichtige Frage ob das Ego eines Putin es zulässt sich Gedanken um die eigene Nachfolge zu machen (sein engerer Kreis besteht ja auch quasi nur aus gleichaltrigen), oder ob es wenn er irgendwann stirbt ein riesgen Machtvakuum geben wird, bei dem unklar ist wer dannach das Zepter übernimmt.
In einigen Berichten wird ja die Hoffnung auf die "junge Generation" in Russland geäußert und das diese nach mehr Freiheiten streben könnte (was vermutlich wirklich eine Befürchtung von Putin ist). Allerdings bin ich diesbezüglich insbesondere durch die Kontrolle der Medien in Russland sehr skeptisch. Die NATO wird vermutlich auch bei Russen die nicht grundsätzlich Befürworter Putins sind wohl als eine Bedrohung angesehen die groß genug ist um (zusammen mit Nationalismus) Kritik an Putin eher still zu halten.

Bis April 2020 war mein Name hier Mike84.
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24.02.2022
Meganium Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(24.02.2022)RipVanWinkle schrieb:  Was verspricht er sich davon ein Land zu erobern dessen Einwohner es hassen werden Teil Russlands zu sein? Geht es ihm um sein Vermächtnis oder will er so verhindern, dass die Nato die Ukraine aufnimmt (was eigentlich mega unrealistisch ist)?
Meine Vermutung ist ja, dass beides der Fall ist. Putin geht den Weg, wieder ein Reich aufzubauen, ein Imperium. Nicht im Sinne der Sowjetunion, denn den Sozialismus lehnt er entschieden ab. Sondern ein Zarenreich. Und da gehört die Ukraine historisch bedingt dazu, wie auch in naher Zukunft eventuell Moldawien.
Und ein Landstrich, der sich der NATO anschließen könnte, was aufgrund demokratischer Instabilitäten in diesem Land garnicht in Frage gekommen wäre, würde garnicht in den Kram passen. Auch wird es ihm wohl missfallen, dass ein Landstrich, welches "den Russen gehört" bis vor einiger Zeit eine Demokratie herrscht, geht ja garnicht...

Schonmal das hier angeguckt?

...
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24.02.2022
Dominik-Man Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Ich finde das, was der Putin da abzieht, ist einfach nur widerlich und schreklich. Dieser Mann ist eine Gefahr für den Frieden Europas und der ganzen Welt. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stark ich mit den Menschen in der Ukraine mitleide. FS sad Ich richte meine ganzen Gedanken an die Ukraine und ich bete zu Gott, dass das alles ein gutes Ende für die Ukraine nimmt. Aber eins steht fest: es werden unschuldige Menschen sterben. Und Schuld daran hat nur Putin allein.

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24.02.2022
Killbeat Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
jetzt gehts los
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24.02.2022
D4rkni9htblue Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Ich finde es nur traurig, was für Feindbilder in Russland von den "Medien" verbreitet werden. Sie fressen eure Kinder . . . Ich dachte im Informationszeitalter glaubt man so einen Humbug nicht leichtfertig.

Andererseits werden die Kritiker ja alle niedergeknüppelt und verhaftet. Davon gibt es doch relativ viele.

Ganzheitlich ist das Modell Russland am Bröckeln. Spätestens mit dem Tod Putins, wird es sich zeigen. Warscheinlich macht sich dann wer anders breit, wie das schon immer so war . . . Ob die Neue Jugend sich das gefallen lässt ist fraglich, siehe Myanmar als "Projekt".
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24.02.2022
Ayu Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(24.02.2022)Malte279 schrieb:  Es ist dabei eine wichtige Frage ob das Ego eines Putin es zulässt sich Gedanken um die eigene Nachfolge zu machen (sein engerer Kreis besteht ja auch quasi nur aus gleichaltrigen), oder ob es wenn er irgendwann stirbt ein riesgen Machtvakuum geben wird, bei dem unklar ist wer dannach das Zepter übernimmt.
Die Frage ist wer überhaupt noch an Putins Seite bleibt, den laufen gerade selbst seine größten Unterstützer weg weil er "geisteskrank" sei, wortwörtlich.

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24.02.2022
Malte279 Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Hmm... schön wäre es ja, aber in dem von Dir angeführten Artikel ist nicht von seinen größten Unterstützern die Rede die ihm weglaufen würden. Dort sind keine Anhänger von Putin oder in Russland einflussreiche Personen angeführt als diejenigen, die an seinem Geisteszustand zweifeln.
Ich würde den Optimismus in dieser Hinsicht sehr gerne teilen, aber leider Zeigt auch das Beispiel Trumps in Amerika wie weit Anhänger bereit sind den Geisteszustand ihres Idols für unanfechtbar zu halten, ganz egal was besagtes Idol tut.
Allerdings halte ich es bei Putin auch nicht für "Geisteskrank" (was so eine einfache Erklärung für alles ist), sondern für eiskalt kalkulierend, brutal, rücksichtslos und risikofreudig; wodurch das das ganze nicht besser wird.
Das Abfallen von wichtigen Verbündeten ("Verrat" in Putins Vokabular) ist wohl eine der großen Ängste Putins und er soll sie ja kürzlich noch mal auf sich eingeschworen haben. Anzeichen für ein Abfallen der Verbündeten / Oligarchen sehe ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht.

Bis April 2020 war mein Name hier Mike84.
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25.02.2022
Sairachaz Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Sind Russen böse? Sind Ukrainer böse?
Ich mag Menschen, selbst die fehlgeleiteten haben einen intrinsischen Wert.
Was ich hasse, sind Kriege, vor allem unter Brudervölkern. Nach einer blutigen europäischen Geschichte die ein und ein halbes Millenium umspannt, will man meinen, dass es möglich wäre, in Frieden zu leben.

Ich hasse die Nato dafür, dass sie Russland damals ausgeschlagen hat, Mitglied zu werden. Ich hasse die EU dafür, dass sie auf die Annäherungsversuche von Russland in ihrer Gründungszeit nur mit einer kalten Schulter reagierte. Ich hasse Putin dafür, dass er mit zwei Jahrzehnten Vorlauf keine friedliche Lösung für die Sicherheitsinteressen Russlands gefunden hat und ich hasse den Zeitgeist, der einige meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu bringt nach Blut zu lechzen und jede Form von diplomatischer Haltung als Appeasement zu verschreien.
Um die Frage des Threads zu beantworten: Russland ist nicht böse, einige Menschen in Russland verfolgen jedoch Absichten, die der Allgemeinheit großen Schaden zufügen.
Und nicht der Westen hat ein Interesse daran, Russland als böse zu verschreien, sondern Thinktanks und Individuen, die einen Kalten Krieg 2.0 als förderlich für ihre Absichten betrachten, was auch immer die sein mögen.

Ich bin der falschen Dichotomien, Informations- und Propagandakriege müde. An alle Geostrategen, Transatlantiker und Zaren da draußen:
Hört auf mich für nichts anderes als ein Gefäß für euer menschenfeindliches Gedankengut sowie eine willkommene Arbeitskraft zu halten!

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25.02.2022
Ayu Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(24.02.2022)Malte279 schrieb:  Das Abfallen von wichtigen Verbündeten ("Verrat" in Putins Vokabular) ist wohl eine der großen Ängste Putins und er soll sie ja kürzlich noch mal auf sich eingeschworen haben. Anzeichen für ein Abfallen der Verbündeten / Oligarchen sehe ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht.
Putin hat sich die eigenen Leute schon mehr als genug vergrault (der Typ versteht ja kaum noch was man ihm sagt, zeugt von nem guten mentalen Gesundheitszustand), selbst die Redakteure des Propagandablattes Russia Today haben sich schon gegen ihm gewendet, also viel bleibt nicht mehr übrig mit den zunehmenden Protesten in der Bevölkerung.  Shrug

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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.02.2022 von Ayu.)
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25.02.2022
Quantum Flux Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
"Putin spricht zur ukrainischen Armee

Der russische Präsident Wladimir Putin forderte die ukrainische Armee auf, die Macht in Kiew zu übernehmen und Präsident Wolodymyr Selenskyj und seine Regierung zu stürzen. "Nehmt die Macht in Eure Hände. Mir scheint, Verhandlungen zwischen Euch und uns wären einfacher", sagte Putin in einer an die ukrainischen Streitkräfte gerichteten Rede, die im russischen Fernsehen übertragen wurde.

Die Mitglieder der ukrainischen Regierung bezeichnete Putin als "Bande von Drogenabhängigen und Neonazis" und "Terroristen". Putin spricht dem unabhängigen Land Ukraine das Recht auf Eigenstaatlichkeit ab. Wiederholt sprach er von einer "Marionetten-Regierung" des Westens, die er "entnazifizieren" wolle. Der jüdische Präsident Selenskyj und seine Regierung sind durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen.

Der Ex-Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, meldete sich aus der Hauptstadt zu Wort. Er nannte den russischen Präsidenten Wladimir Putin "einfach verrückt" und "böse". Es sei einfach nur bösartig, in dieses Land zu kommen und Ukrainer zu töten, sagte Poroschenko dem US-Sender CNN. Der Ex-Präsident war in den Straßen von Kiew zu sehen, umgeben von ukrainischen Streitkräften. Poroschenko war von 2014 bis 2019 im Amt und hatte 2015 den Friedensplan für die Ostukraine mit ausgehandelt."

Quelle: tagesschau.de

Entweder ist Putin frustriert über den erbitterten Widerstand, den die Ukraine liefert oder er verliert wirklich den Verstand. Er sollte mal ein Geschichtsbuch lesen, und zwar eins das er nicht selbst geschrieben hat.
Da würde ihm klar werden den jüdischen Präsidenten Selenskyj als Nazi zu titulieren schon aus historischem Kontext nicht sehr sinnvoll ist.
Aber Putin lebt ja in seiner eigenen kleinen hässlichen Welt, da geht wohl so was auch klar.
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25.02.2022
BlackT0rnado Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(25.02.2022)Sairachaz schrieb:  Sind Russen böse? Sind Ukrainer böse?
Ich mag Menschen, selbst die fehlgeleiteten haben einen intrinsischen Wert.
Was ich hasse, sind Kriege, vor allem unter Brudervölkern. Nach einer blutigen europäischen Geschichte die ein und ein halbes Millenium umspannt, will man meinen, dass es möglich wäre, in Frieden zu leben.

Ich hasse die Nato dafür, dass sie Russland damals ausgeschlagen hat, Mitglied zu werden. Ich hasse die EU dafür, dass sie auf die Annäherungsversuche von Russland in ihrer Gründungszeit nur mit einer kalten Schulter reagierte. Ich hasse Putin dafür, dass er mit zwei Jahrzehnten Vorlauf keine friedliche Lösung für die Sicherheitsinteressen Russlands gefunden hat und ich hasse den Zeitgeist, der einige meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu bringt nach Blut zu lechzen und jede Form von diplomatischer Haltung als Appeasement zu verschreien.
Um die Frage des Threads zu beantworten: Russland ist nicht böse, einige Menschen in Russland verfolgen jedoch Absichten, die der Allgemeinheit großen Schaden zufügen.
Und nicht der Westen hat ein Interesse daran, Russland als böse zu verschreien, sondern Thinktanks und Individuen, die einen Kalten Krieg 2.0 als förderlich für ihre Absichten betrachten, was auch immer die sein mögen.

Ich bin der falschen Dichotomien, Informations- und Propagandakriege müde. An alle Geostrategen, Transatlantiker und Zaren da draußen:
Hört auf mich für nichts anderes als ein Gefäß für euer menschenfeindliches Gedankengut sowie eine willkommene Arbeitskraft zu halten!

Kann ich nur so unterschreiben, beste Formulierung der Situation. Gut zu wissen das nicht alle der kanonischen Empörung der der kopflosen Hysterie vorrausgeht, miteinsteigen!

Die Show ist ziemlich schlecht.
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25.02.2022
Malte279 Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(25.02.2022)Ayu schrieb:  Putin hat sich die eigenen Leute schon mehr als genug vergrault (der Typ versteht ja kaum noch was man ihm sagt, zeugt von nem guten mentalen Gesundheitszustand), selbst die Redakteure des Propagandablattes Russia Today haben sich schon gegen ihm gewendet, also viel bleibt nicht mehr übrig mit den zunehmenden Protesten in der Bevölkerung.  Shrug
Das würde mich wirklich sehr freuen, aber bist Du Dir sicher, dass da der Wunsch nicht Vater des Gedankens ist? Woher hast Du es dass Redakteure der Russia Today sich gegen Putin wenden würden?
Das von Dir verlinkte Video zeigt den von Putin ziemlich eingeschüchterten Geheimdienstchef (ein Video dass auch in den Reportagen zur Zeit immer wieder auftaucht), aber woher hast Du den weitreichenden Widerstand gegen Putin?
In Berichten habe ich von Protesten gegen den Krieg u.a. in Moskau und St. Petersburg gehört, aber da war die Rede von ein paar hundert protestierenden (die dann wie mittlerweile üblich verhaftet und / oder niedergeknüppelt wurden). Den Mut dieser Protestierenden kann man nur bewundern aber Proteste mit dreistelligen Teilnehmerzahlen in Millionenstädten sind nicht die Art von weitreichendem Protest, die Putin gefährlich werden kann.
Ich würde mich wirklich freuen wenn Du recht hast Ayu, aber hast Du irgendwelche Quellen für Deine Einschätzung? Fake news helfen sonst nicht, egal wie positiv sie auch klingen mögen.

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25.02.2022
Ayu Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(25.02.2022)Malte279 schrieb:  Das würde mich wirklich sehr freuen, aber bist Du Dir sicher, dass da der Wunsch nicht Vater des Gedankens ist? Woher hast Du es dass Redakteure der Russia Today sich gegen Putin wenden würden?
Braucht nur einen kurzen Blick auf die RT-Seite.
(25.02.2022)Malte279 schrieb:  In Berichten habe ich von Protesten gegen den Krieg u.a. in Moskau und St. Petersburg gehört, aber da war die Rede von ein paar hundert protestierenden (die dann wie mittlerweile üblich verhaftet und / oder niedergeknüppelt wurden). Den Mut dieser Protestierenden kann man nur bewundern aber Proteste mit dreistelligen Teilnehmerzahlen in Millionenstädten sind nicht die Art von weitreichendem Protest, die Putin gefährlich werden kann.
Es handelt sich nicht "nur" um hunderte, sondern tausende Demonstranten in ganz Russland.
Zitat:Ich würde mich wirklich freuen wenn Du recht hast Ayu, aber hast Du irgendwelche Quellen für Deine Einschätzung? Fake news helfen sonst nicht, egal wie positiv sie auch klingen mögen.
Und wenn dir das alles nicht reicht, ich kann dich auch gerne zu meiner Zoll-Kollegin in Russland weiterleiten.

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25.02.2022
Mc Timsy Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Mike279 schrieb:Diesen Krieg und seine Folgen werden wir (auch wenn wir darauf hoffen, dass das absolute Worst Case Szenario aubleibt) in jedem Fall wesentlich deutlicher zu spüren bekommen als alle bisherigen Kriege von denen die meisten von uns nur sehr weit entfernte Zeitgenossen waren.

Ich denke auch, für uns in Europa ist dieser Krieg der Beginn einer neuen fundamentalen politischen Fesstellung. In Putins Russland existiert ein Feind, der im Zweifel militärisch bekämpft werden muss. Diese Erkenntnis war auch vorher möglich, wurde aber von weiten Teilen der Politik und Gesellschaften aktiv vermieden, sodass es jetzt eigentlich umso schneller gehen muss. Massive Aufrüstung seitens der Nato, verstärkte sicherheitspolitische Zusammenarbeit der EU und, für die Länder, die wenigstens einem dieser Bündnisse noch nicht beigetreten sind, die ernsthafte Auseinandersetzung, ob man einem imperialisitsch auftretenden Putin im Zweifel alleine begegnen kann.

Ich schäme mich, dass wir als Europäer wie schon im Aufstand der Ungarn Anno dazumal, andere für die Werte bluten lassen die eigentlich die unseren sind. Ich erlaube mir im Moment aber einfach zu hoffen, dass die von mir schon an anderer Stelle kritisierte Appeasementpolitik aus Deutschland gegenüber dem Diktator in Moskau jetzt endlich ein Ende findet. Die Neuausrichtung wird Zeit und Ressourcen brauchen, nachdem man sich Jahrzehnte lang der Realität verweigert hat, aber der beste Tag etwas anders zu machen ist immer heute, also bleibe ich mal gerade betont optimistisch, dass wir bei zukünftigen Problemen dieser Art besser aufgestellt sind.

Auch für die Welt bedeutet die Invasion aber eine wichtige Änderung. Die Ukraine hat einst auf die bei ihr stationierten Atomwaffen der Sowjets verzichtet und im Gegenzug eine Garantie Russlands (sowie der USA und Großbritanniens) erhalten, dass ihre Staatlichkeit und territoriale Integrität erhalten bleibt. Russland hatte diesen Tausch schon in ein sehr schelchtes Licht gerückt, als es den dazugehörigen Vertrag mit der Krimannektion und dem Krieg in der Ostukraine gebrochen hat. Aber nun hat Russland der Idee einer atomwaffenfreien Welt den Todesstoß versetzt. Die Lektion für alle Länder ist jetzt: "Wenn du dir Atomwaffen beschaffen kannst, leg' sie dir zu und gib' sie niemals wieder her!"
Putin droht unverholen mit Atomwaffen, was bedeutet, dass die Drohung mit nuklearen Mitteln jetzt auch etabliert ist, als ein Weg einer Atommacht, einen Krieg gegen eine Nicht-Atommacht zu ermöglichen. Da die Nato darauf im Moment keine adäquate Antwort bieten kann, kann keine nationale Sicherheitsanalyse mehr eine Alternative zu einer eigenen Zweitschlagskapazität haben. Man kann natürlich erneut als Gesellschaft bewusst die Augen davor verschließen, aber Russland etabliert jetzt das Verhalten, dass Atommächte ihre Erstschlagsmöglichkeit als Drohung verwenden um konventionelle Militärhilfe auf Abstand zu halten. Jedes Sicherheitssystem, dass keinen glaubhaften eigenen Nuklearschirm anbieten kann, ist damit als Sicherheitskonzept gegen andere Atommächte wehrlos. Für alle "blockfreien" Staaten heißt das unmissverständlich, dass es keine Option zur Neutralität ohne eigene Atomwaffen gibt.
Das alleine dürfte uns in Europa noch einiges an Kopfzerbrechen in den kommenden Jahrzehnten bereiten. Manch einer würde gerne unabhängiger von den Amerikanern sein und die sind dank ihren eigenen radikalisierten Demokratiegegnern um Trump auch kein 100% sicherer Schutzpatron mehr, die französische Force de Frappe kann aber keinen ausreichenden eigenen Nuklearschirm anbieten, selbst wenn man die Briten mit ihren Atomuboten noch hinzunehmen würde. Für ein unabhängiges Europa wird damit in Zukunft auch ein wesentlich stärkerer europäischer "Doomsday-Button" benötigt.
Es ist wohl ein grundsätzliches Phänomen von Putins absurder Ukraine-Strategie, dass sie absehbar Europa erst einmal noch stärker an die USA bindet, da eine europäische Einheit bis zu dem Punkt eines europäischen Programmes für Massenvernichtungswaffen, momentan undenkbar ist und Putin die Attraktivität einer Hinwendung zu Russland als Alternative durch sein aggressives Verhalten vorerst zerstört hat. Der Mann war schon immer der effektivste Feind der russischen Nation und hat jetzt bestenfalls einen neuen Kalten Krieg ausgelöst für den sein Land nicht einmal ansatzweise die Soft-Power hat.
Das heißt nicht, dass dem Westen hier irgendwas geschenkt wird, da gibt es eine Menge Aufgaben die schnell erfolgen müssen und jede Menge Risiken zu scheitern, aber meine Güte, der Mann hätte vermutlich genau so gut den Beitritt der russischen Föderation zur Volksrepublik China erklären können, so wäre der einzig mögliche Gewinner in diesem Konflikt immerhin direkt ausgezahlt worden, statt über die nächsten zwanzig Jahre. Facehoof

Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -
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26.02.2022
404compliant Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Ich denke, wir stehen hier an einer Zeitenwende, und die hat Putin noch eher als wir selbst gesehen:

Deutschland hat schon im kalten Krieg von Russland Gas bezogen, schon 10 Jahre nach der Kuba-Kriese, 20 Jahre vor dem Verfall der Sowjetunion. Deutschland und Russland waren durch diese Verträge an einander gebunden, denn die einen waren abhängig von den Einnahmen, die anderen abhängig vom Gas.

Heute, 50 Jahre später, ist das Ende des Gas-Zeitalters absehbar. Der Klimawandel wird die Bedeutung der Gas-Abhängigkeit schon in 10-20 Jahren stark relativieren, die russische Einnahmequelle wird verschwinden, und mit ihr die Macht, die Putin über den Gashahn ausüben kann. Vor diesem Hintergrund wird Putin vermutlich dies als letzte Gelegenheit gesehen haben, sich seinen Einfluss auf die Ukraine nach 8 Jahren noch zurück zu holen. Sein Einfluss auf Europa wäre in wenigen Jahren eh geschwunden, also bricht er bereits jetzt mit Europa und sichert seinen direkten Einflussbereich.

Ich gehe davon aus, dass Putin in der Ukraine eine Russland-freundliche Regierung installieren wird, die sich dann mit Pseudo-Wahlen an der Macht halten wird, vergleichbar mit Weißrussland. Die Frage ist, ob sich das ukrainische Volk dem noch fügen wird, nach 8 Jahren in Freiheit. Und, wie lange sich das russische Volk das noch gefallen lässt, was Putin abzieht.

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26.02.2022
Quantum Flux Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(26.02.2022)404compliant schrieb:  Ich gehe davon aus, dass Putin in der Ukraine eine Russland-freundliche Regierung installieren wird, die sich dann mit Pseudo-Wahlen an der Macht halten wird, vergleichbar mit Weißrussland. Die Frage ist, ob sich das ukrainische Volk dem noch fügen wird, nach 8 Jahren in Freiheit. Und, wie lange sich das russische Volk das noch gefallen lässt, was Putin abzieht.

Genau das ist sein Ziel, aber der heftige Widerstand seitens der ukrainischen Armee und der Bevölkerung haben seine Pläne Europa und die Welt vor vollendete Tatsachen zu stellen zur Makulatur werden lassen.
In seiner "Kriegserklärung" hat er quasi die totale Auslöschung der ukrainischen Kultur angekündigt.
Was bleibt dann noch außer Widerstand bis zum letzten Atemzug. Er hat sich einen Partisanenkrieg aufgebürdet, der außer Kosten an Mensch und Material nichts bringen wird.
Wir können nur hoffen, das er keinen Atomschlag gegen Widerstandshochburgen einsetzen wird um den Krieg doch noch schnell zu Ende zu bringen.
Aber bei diesem senilen alten Mann, der in der Vergangenheit festsitzt, darf uns nichts mehr überraschen.
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26.02.2022
Ayu Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Mit jedem vergehenden Tag steigen auch die Unruhen in der russischen Bevölkerung, denn keiner will seine Söhne in den Selbstmord schicken, was sie aber jetzt müssen:
Zitat:The Kremlin is hiding the reality of the country’s attack on Ukraine from its own people, even cracking down on news outlets that call it a “war.”

Even so, more public figures with ties to the state spoke out against the war, including a lawmaker in Russia’s rubber-stamp Parliament. Business owners tried to assess the consequences of an economic crisis that appeared already to be beginning, even before sanctions were fully in place.

“Those who shout that Putin is great and bravo to him are no longer shouting as loud,” said Lalya Sadykova, the owner of a chain of beauty salons in St. Petersburg. “They’re in shock from what is happening, from how quickly prices are changing and how suppliers are stopping deliveries.”

A hint of the potential opposition came on Saturday when Mikhail Matveyev, a Communist lawmaker who had voted to endorse Mr. Putin’s recognition of the Russian-backed separatist territories, wrote on Twitter that he had been tricked.

Tatyana Yumasheva, the daughter of former President Boris N. Yeltsin who helped bring Mr. Putin to power, posted an antiwar message on Facebook.

And beyond the economic impact of the war, many Russians could not yet imagine coming to terms with living in a country that had launched an unprovoked assault on its neighbor. A steady stream of people came to the Ukrainian embassy in Moscow on Friday, bringing flowers. A police officer prevented a woman from also leaving a small sign that said: “Yes to peace.”
Übrigens lässt Putin aus Paranoia aktuell auch Schiffe von uninvolvierten Ländern angreifen, u.A. Japan, kommt garnicht gut an.

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27.02.2022
Railway Dash Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Ich verstehe nicht, warum es in der russischen Armee immer noch so viele willfährige Knechte gibt, die seine Befehle ausführen. Damit meine ich nicht die einfachen Soldaten, die Mannschaftsdienstgrade, die haben keine Wahl. Wohl aber die Offiziere.

Wenn die auch nur den Hauch von Ehrgefühl und militärischem Pflichtbewußtsein hätten, würden sie sich samt ihrer Einheiten umdrehen und die Waffen gegen den Diktator selbst richten. Warum tun sie das nicht?

Von deutschen Offizieren wurde nach dem Ende des 2. Weltkriegs Rechenschaft zu genau dieser Frage verlangt, warum sie die verbrecherischen Befehle eben nicht verweigert haben und nicht gegen den Diktator Hitler aufgestanden sind.

Und genau diese Frage müssen sich die russischen Offiziere heute stellen lassen.

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27.02.2022
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RE: Russland wirklich so "böse"?
(27.02.2022)Railway Dash schrieb:  Ich verstehe nicht, warum es in der russischen Armee immer noch so viele willfährige Knechte gibt, die seine Befehle ausführen. Damit meine ich nicht die einfachen Soldaten, die Mannschaftsdienstgrade, die haben keine Wahl. Wohl aber die Offiziere.
Das Militär ist immernoch eng verknüpft mit Werten, wie Heldentum, ein exklusives, kameradschaftliches und oftmals patriotisches Wir-Gefühl (Korpsgeist), dem Gefühl je höher der Dienstgrad desto höher der Wert, und einer gewissen Nähe zum obersten Führer. Wer nach der Wehrpflicht, wenn es die gibt, weiterhin eine Karriere beim Militär anvisiert, der entscheidet sich freiwillig für den Militarismus und all seinen Risiken, seinen Kollateralschäden und möglichen Gewissenskonflikten.

Zumal es, je nach autoritären Grad eines Staates, mitunter sein kann, dass Offiziere bei Befehlsverweigerung im mildesten Fall jahrelang ins Straflager gehen müssen, im härtesten Fall exekutiert werden.

Nur wenige russische Offiziere werden also wohl aktiv diesen Krieg hinterfragen. Die wenigen Offiziere werden das denken, was der Großteil der russischen Bevölkerung hält. Denn viele Russen sind garnicht mal so scharf auf einen Krieg mit "Brüdern", höchstens Putin und seine treuesten Anhänger. Doch direkt werden Offiziere nicht sagen, was sie denken. Die lassen sich lieber "weit weg" versetzen und versuchen auf diese Weise zu desertieren.

...
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27.02.2022
Quantum Flux Offline
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RE: Russland wirklich so "böse"?
Man darf auch nicht vergessen, durch die Staatspropaganda denken viele russische Soldaten, sie würden als Befreier eines, von einem "Nazi-Regime", unterdrückten Volkes antreten.
Aber anstatt mit Blumen empfangen und bejubelt zu werden, schlägt ihnen nichts als Hass entgegen. Der beherzte Widerstand seitens der ukrainischen Armee, ziviler Milizen und Bürgerwehren war für viele ein Schock.
Schließlich hat die Ukraine alles zu verlieren, Rußland aber nur wenig zu gewinnen.
Aber die Staatsmedien in Rußland haben immer noch die größte Einflussnahme auf die Meinung der Bevölkerung.
Viele dort wissen ja nicht mal das Krieg herrscht. Es wäre nur eine Militäroperation im Donbass-gebiet.
Auch gäbe es noch keinen einzigen Gefallenen zu beklagen.
Erst wenn andere Informationen einer breiteren Öffentlichkeit zu teil werden, könnte die Stimmung kippen.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.02.2022 von Quantum Flux.)
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