(31.07.2023)HeavyMetalNeverDies! schrieb: @eldur
Ist das ein Simulator? Habe mal irgend ein Video von so nem Teil gesehen, da konnte man wie IRL stundenlang warten bis der Kessel aufgeheizt ist, wenn man wollte.
So im Sinne von: "Ich mach mal die Lok klar. Und geh dann noch sechs Tassen Kaffee trinken, bevor ich losfahre."
Das ist schon eine Höllenarbeit gewesen.
Wenn schon kein Vorheizer da war - um 2:45 Uhr, damit man um 6 Uhr loslegen kann - dann durfte der Lokführer das gelegentlich auch mal alleine machen. Das war bei Nebenstrecken immer mal wieder der Fall. Dann heißt es, die Rauchkammer zu kontrollieren sowie den Wasserstand. Der Vorheizer ist übrigens der Lakai des Heizers, der zu faul ist, früh aufzustehen.
Dann wird erstmal vorgeglüht. Bei Dampflokomotiven ist es wichtig, erstmal von klein nach groß anzufangen. So schön erstmal mit Holz, und dann erstmal wenig Kohle hinzufügen. Sonst wird der Sauerstoff einfach zu schnell verbraucht, und die Brennkammer hat mehr Kohlenmonoxid oder -dioxid drin.
Und bei Kesseln auch ein großes Problem: Aufgrund der Fertigung dieser Kessel, wenn diese durch viel Kohle zu schnell warm werden, dehnt sich der Guss zu schnell und es entstehen Risse. Wer erinnert sich an mein letztes Nerd-Pamphlet von vor einem Jahr?
Aber anstatt 6 Tassen Kaffee zu trinken wird der Vorheizer oder gelegentlich der Lokführer die Dampflok schmieren. Schmieren ist wichtig, damit Teile beweglich bleiben. Das macht man am besten, wenn der Kessel schon leicht angewärmt ist. Besonders im tiefsten Winter, ich spreche von Temperaturen von -15°C und absoluter Dunkelheit ist ein warmer Kessel dann schon angenehm. Und bis ca. 10-13 Bar Betriebsdruck erreicht sind, je nach Bauart, können schonmal bis zu 3 Stunden vergehen. Genügend Zeit, um auch die Dampflokomotive und die angehängten Wagen sauber zu machen, wenn die nicht erst noch abgeholt werden müssen. Ich möchte garnicht erst wissen, wenn aus dem Wasserreservoir kein Wasser rauskommt. Weil es zapfenkalt ist und alles gefroren ist.... Einfach so ein Feuer unter das Reservoir? Viel Spaß, wenn du das auch noch machen musst.
Und erst, wenn die Lokomotive rollt kommt die sogenannte Bekohlung, das Nachscheffeln der Kohle, um den Betriebsdruck von 10-13 Bar aufrecht zu erhalten. Das macht aber i.d.R. der Heizer. Wenn das dann auch der Lokführer machen muss, dann ist es halt auch echte Sklavenarbeit. Aber kann mir gut vorstellen, dass hat es so tatsächlich vereinzelt auf Nebenstrecken gegeben. WIRKLICH Nebenstrecken, wo erstmal von einer Hauptstrecke eine Nebenstrecke abzweigt eines anderen Eisenbahnbetriebes, und dann auf dieser Nebenstrecke nochmal eine (manchmal nicht miteinander verbundene) Nebenstrecke desselben Betriebes existiert. Also sowas wie Magdeburgerforth - Altengrabow vor der Nazi-Zeit. Oder die Relation Lindenberg - Kreuzweg aus den Kleinbahnen der Kreise West- und Ostprignitz. Sowas sind eigentlich mehr Überlandstraßenbahnen gewesen vom Charakter her, die nur fünfmal am Tag verkehren statt alle 20 Minuten. Nur befeuert.
Wer Knochenarbeit machen will, keine Probleme hat nachts um 3 Uhr und -15°C OHNE System of a Down oder Kool Savas im Ohr zu arbeiten, und Stunden weg von der nächsten Stadt, der wird es großartig finden. Ich fände das eine Höllenarbeit.