Nerds, Geeks & Co

[Meganium]

(24.02.2015)zer0x schrieb:  Wenn er durch Schaltungsblick™ auch noch so komplexe Netzwerke sofort im Kopf analysiert und die Funktion sofort nur durch die Konstellation der Bauteile erkennt, dann ist er ein Nerd, denn das ist schon außergewöhnlich.

Oder eben anhand der Buchstabenkombination eines Bauteils sagen kann, um welchen Hersteller sich es handelt, mit wieviel Nennspannung das Teil betrieben wird, etc. etc., gar noch (skurril gesagt) am Geschmack erkennt, um welche Art von Bauteil es sich handelt.
Quasi ein Wetten-Dass...! ohne wetten zu müssen und ohne Thomas Gottschalk.

[Kara]

Demnach gibt es Nerds (fast) nur in technischen Berufen, weil in den meisten anderen Berufen außergewöhnliche Fähigkeiten und Wissen Grundlage für den Job sind?
Ein Latinist kann also zum Beispiel niemals ein Nerd sein, weil es einfach sein Beruf ist, alles und bis ins kleinste Detail über Latein zu wissen, und dass die untereinander auch mal Latein sprechen ist auch normal.

[cooglephish]

Das halte ich aber für eine sehr enge Definition des Nerdbegriffs bzw eine Gleichsetzung mit Genie, Hochbegabter etc. Dem würde ich entgegenhalten, dass der Nerd ein soziales Konstrukt ist, für das es keine einheitliche Definition gibt, wie man übrigens schon an den vielen unterschiedlichen Posts in diesem Thread sehen kann. Auch wäre ich vorsichtig damit, beispielsweise einen Techniker davon auszuschließen, nur weil er das weiß, was er für seinen Job wissen muss, denn es schließt ja nicht aus, dass dieser seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.

[Nic0]

Wikipedia schrieb:Nerd [...] ist ein gesellschaftliches Stereotyp, das besonders für in Computer, Science-Fiction oder andere Bereiche aus Wissenschaft und Technik vertiefte Menschen steht. Manchmal wird auch ein überdurchschnittlicher Intelligenzquotient (IQ) als begleitende Eigenschaft genannt.

Oxford Dictionary schrieb:A single-minded expert in a particular technical field

Dictionary.com schrieb:an intelligent but single-minded person obsessed with a nonsocial hobby or pursuit

Dann sollten diese Definitionen wohl mal überarbeitet werden oder eure Definitionen des Begriffs sind einfach falsch.

[Richelieu88]

(24.02.2015)Kara schrieb:  Ein Latinist kann also zum Beispiel niemals ein Nerd sein, weil es einfach sein Beruf ist, alles und bis ins kleinste Detail über Latein zu wissen, und dass die untereinander auch mal Latein sprechen ist auch normal.

Well... Jein. Ein Latinist SOLLTE das eigentlich können. In dem Fall stimmt es, das ist sein Beruf, den er auch nach Normalmaß ausführt und das nicht sehr viel mit dem Begriff "Nerd" zu tun hat.

Andererseits ist das vorbereitende Niveau in (Altsprachlich/Humanistischen) Gymnasien so weit runtergesetzt worden, dass eine gewisse Nerdigkeit alleine schon eine Folge des "Mehrwissenwollens über das Normalmaß hinaus" (so meine persönliche Definition) eine Folge daraus ist, um dem persönlichen Maß gerecht zu werden. Oder weil es halt Spaß macht  

Bei dem Kurs, den ich besucht habe, ist eigentlich nie fließend Latein gesprochen worden, sondern es wurde einfach nur stur übersetzt und Vokabeln gepaukt. Da war es schon etwas erheiternd, wenn man beispielsweise sich darüber austauschte, dass Automobil eigentlich Autocinetum heißt und die ein oder anderen "lustige Bildchen" (der Begriff "Meme" war damals noch nicht bekannt) die Runde machten.  
Aus Sicht der anderen, für die Latein nur Lernroutine war, die man nach dem Abschluss gleich wieder vergessen konnte, war das eigentlich schon nerdig gewesen. Auch der Lehrer, der eigentlich alles mögliche versucht hat (u.a. Spaßübersetzungen, Lateinparty), die Klasse dafür zu begeistern, hatte bald den Ruf eines Nerds (obwohl seine Methoden ein wenig starrer waren, aber was soll´s... ).

Als deutscher "Latein-Nerd" schlechthin gilt übrigens der Münchner Professor Wilfried Stroh aka "Valafriedus".

[Kara]

(25.02.2015)Richelieu88 schrieb:  Bei dem Kurs, den ich besucht habe, ist eigentlich nie fließend Latein gesprochen worden, sondern es wurde einfach nur stur übersetzt und Vokabeln gepaukt. Da war es schon etwas erheiternd, wenn man beispielsweise sich darüber austauschte, dass Automobil eigentlich Autocinetum heißt und die ein oder anderen "lustige Bildchen" (der Begriff "Meme" war damals noch nicht bekannt) die Runde machten.  
Aus Sicht der anderen, für die Latein nur Lernroutine war, die man nach dem Abschluss gleich wieder vergessen konnte, war das eigentlich schon nerdig gewesen. Auch der Lehrer, der eigentlich alles mögliche versucht hat (u.a. Spaßübersetzungen, Lateinparty), die Klasse dafür zu begeistern, hatte bald den Ruf eines Nerds (obwohl seine Methoden ein wenig starrer waren, aber was soll´s... ).

Mit "Latinist" meinte ich übrigens Leute mit mindestens einem Bachelor/Diplom/Staatsexamen in Latein Oder zumindest Latein-Studenten. Und deren Job ist es nunmal, alles perfekt zu können und sich dafür zu interessieren. Und die die ich kenne reden auch mal Latein untereinander, es gibt sogar ganze Seminare und Vorlesungen die komplett in Latein gehalten werden.

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Sonst könnte man ja auch genausogut argumentieren, dass jeder Geschichtsstudent der das erste Semester überlebt hat ein Nerd ist, und die Professoren sowieso. Natürlich sind unter den Studenten zunächst einige mehr wandelnde Lexika als andere, aber ich behaupte mal spätestens nach dem Bachelor sind es alle.

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(24.02.2015)cooglephish schrieb:  Dem würde ich entgegenhalten, dass der Nerd ein soziales Konstrukt ist, für das es keine einheitliche Definition gibt

Das wäre auch meine Meinung gewesen, dem hier aber einiges entgegengehalten wurde.
Und ich möchte dazu noch hinzufügen, dass eine Bezeichnung als Nerd, sei sie eine Selbstbezeichnung oder eine von außen, immer multikausal ist.

[mowny]

(23.02.2015)404compliant schrieb:  Aber schlimmer geht immer, ich kenne auch Industriesteuerungen, die noch unter DOS oder Windows 3.1 laufen.

Also Win 3.1 ist wirklich böse, aber was ist so schlimm an DOS? Singletasking hat manchmal auch Vorteile.