Nun denn, fangen wir erst mal mit dem analogen System an. Man will ja etwas Grundwissen vermitteln, damit man sich überhaupt einen Unterschied merken kann
Ich belasse es in deinem Fall bei dem 2-leiter Gleichstrom, auch wenn das komplizierter ist als das 3-leiter Wechselstrom. Allerdings sei gesagt, dass mein wissen etwas älter ist - es kann durchaus möglich sein, dass sich in Zwischenzeit viel verändert hat.
Als Beispiel stellen wir uns ein Oval mit 2 Ausweichgleisen, einem Abstellgleis mit seperater Weiche und 3 Signalen vor - sowie 3 Zügen (Gz, RE und RB). Reicht für den anfang... Ich denke mal, wenn du das etwas auf die Realität beziehst, dann wäre es wohl einfacher zu kapieren... Später mach ich da mal nen Versuch.
Analoger Betrieb
Wenn alles korrekt aufgebaut ist, passiert nix wenn alle Signale auf Rot stehen und man am Trafo den Strom aufdreht. Wenn man entsprechend 2 Weichen freischaltet (also in die Richtung, in der der Zug fahren soll, wenn die Strecke frei ist) und die entsprechenden Signale auf grün stellt (mit der Zugbeeinflussung und ent. Isoliertem Gleisabschnitt - sonst funktioniert das nicht), dann fährt der Zug mit der Geschwindikeit los.
Gehen wir davon aus, dass ein Güterzug (ich sage mal so - alle Loks sind 216er, dann ist's besser zu verstehen) auf dem Abstellgleis steht sowie 2 Personenzüge - einer mit 3 Silberlingen; den nennen wir RB1, einer mit 3 Dostos, der RE3 - auf den Gleisen 2 und 3 Stehen, und man die Weichen zum Gleis 2 Freischaltet, fährt dieser bei freigeschaltetem Signal auch los - gehen wir mal davon aus, dass der Zug in Richtung Uhrzeigersinn Steht, die anderen beiden gegen den Uhrzeigersinn. Also fährt der RE3 in Fahrtrichtung Lok, und man schaltet die weichen auf Gleis 3 um und das entsprechende Signal in die passende Richtung, dann fährt der RB1 falsch herum los.
Warum? Durch das 2-Leiter System ist's einfach erklärt: Eine Schine hat Plus, die andere Minus. Und deswegen fahren beide Lok's in die gleiche Richtung, egal ob wagen vor oder hinter der Lok hängen. Allerdings nur beim analogen System. Denn bei dem Fliest nur dann Strom, sobald der Trafo aufgedreht wird - und auch nur das und mit dieser Polarität, wie man es am Trafo angibt. Denn ein Polaritätswechsel erzeugt den Fahrtrichtungswechsel - links plus und rechts Masse wäre z.b. Fahrtrichtung links, rechts plus und links Masse Fahrtrichtung rechts.
Digitaler Betrieb
Nun wird's interessant. Der normale Trafo musste einem digitalen Steuergerät (z.b. der uhlenbrock intellibox) weichen. Nun hat jede Lok eine "Adresse"; wenn wir von der besagten Ausgangskonstellation mit dem RB1 und dem RE3 sowie dem GZ ausgehen, hat z.b. der RB die Nummer 12, der RE die Nummer 35 und der GZ die Nummer 80. Diese Nummern kennzeichnen die "Adressen", die in dem Steuergerät angegeben sind. Auch Weichen oder Signale können mit sogenannten "Decodern" - die für Digitalbetrieb in einer Lok sein müssen - und einer Adresse bezogen werden - Signal am Gleis 3 ist S3, die Weichen zum Abstellgleis W1 usw.
Stellt man nun S3 und W3, dann fährt der Zug trotz aufgedrehtem Trafo nicht. Warum? Nicht weil er kaputt ist, sondern weil er keinen Fahrtbefehl erhalten hat. Also Adresse 35 eingegeben und Trafo aufgedreht. Je nachdem, wie die Elektronik ausgelegt ist, wird das Spitzensignal entsprechend gesteuert (auch nur wenn man es vorher anwählte und einschaltete) und eine "Anfahr & Bremsverzögerung" sorgt dafür, dass der Zug nicht gleich in einer Sekunde auf Höchstgeschwindigkeit "schießt", sonder langsam auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigt. Wenn man jetzt auch noch die W3 auf Gleis 2 schaltet, kracht der RE bedingungslos in den dort stehenden RB - weil dieser keinen Befehl erhielt und dessen Signal auf Rot steht.
Wie man sieht, analog ist nicht einfach, digital auch nicht. Denn beim Digitalsystem stehen immer 22v Spannung an (naja, so ungefähr) - während beim analogen System die Spannung abnimmt, sobald man den Trafo von Anschlag voll auf 0 dreht.
Gibt man aber vorher die Adresse 12 ein und die Geschwindigkeit vor, dann beschleunigt dieser Zug ebenfalls - aber nicht in die gleiche Richtung wie der RE, sondern gegen den Uhrzeigersinn (und wenn man nicht aufpasst, baut man nen netten Unfall). Aber natürlich bei Zugbeeinflussung des Signals nur dann, wenn das S2 ebenfalls auf Grün steht.
Während die beiden Züge ihre runden drehen (und ohne halt am Bahnhof durchrauschen) kümmert man sich nun z.b. um den GZ - dessen weiche auf's Hauptgleis gestellt und mit der Adresse 80 den Fahrtbefehl erteilt. Dann aber stellen wir das S3 auf rot und der RE kommt davor automatisch zum stehen, während der RB weiter seine Runden dreht und der Gz sich da ebenfalls auf's Gleis mischt.
Wenn man weiss, was man macht, dann ist das fahren kein Problem. Sogesehen ist man hinter dem Trafo oder Steuergerät selbst ein FDL.
Exkursion beendet - nun ein kleiner versuch, das auf's RL zu beziehen. Ich weiss nur nicht, ob ich das so gut hinbekomme wie ich mir das wünsche.
[Vergleich zum Realen Betrieb]
Nun, die analoge Steuerung können wir uns wie folgt vorstellen (nur mal ein Bahnhof mit 5 Gleisen genommen - z.b. den hier: (Ich klau mir grade mal den Plan - der ist dafür ideal.)
(15.02.2014)Spreepony schrieb:
dann wäre das so, dass man die entsprechenden Signale auf Grün stellt und allen Zügen gleichzeitig in die gleiche Richtung - in dem Fall z.b. Berlin - die Fahrterlaubnis erteilt. Was dann passieren würde, brauch ich euch nicht erklären, oder? Das wäre das totale Chaos.
Da aber wohl erst der GZ in Gleis 1 abgeschickt wird (und der RB19 auf Gleis 4 muss warten!), damit man den RE 2 einfahren lassen kann (weichen und Signalstellungen lass ich mal aussen vor), damit der GZ auf Gleis 2 ebenfalls abfahren kann. derweil ist der Gz von gleis 1 hinter der ersten Blockstrecke und man lässt den RB19 fahren - der RE 2 muss auf Gleis 1 warten.
So ähnlich könnte man sich den "Digitalverkehr" vorstellen; jeder erhält seine eigenen Befehle - und nicht alle den gleichen (fahrt mit 100km/h nach links).
Ich hoffe nur, dass ich das gut erklären konnte und nicht allzuviele Fragen aufgeworfen werden.