GalaCon und die Bahn. Eine Story für sich.
1.: Die Hinfahrt
Ich hab's ja ein bißchen weiter, so ganz von Hamburg aus. Und ICE ist langweilig für das, was es kostet.
Ich wollte ja eigentlich den Morgen schön in einem SBB-EC von Hamburg-Harburg nach Mannheim und ab da im profanen IC weiter nach Stutengarten. Allerdings hat mich der Automat in einem Anfall geistiger Umnachtung meinerseits (und vielleicht auch, um die Leute wegzuhalten von überlegenem ausländischen Rollmaterial) auf einen dieser Quer-durch-Hessen-ICs gebucht, die zwischen Hamburg und Flankfurt die ehemaligen IRs ersetzen und in ähnlicher Reihung fahren, also mit nur einem Wagen 1. Klasse, Bistro und 7 Wagen 2. Klasse. In meinem Fall lief an der Spitze übrigens der abgeranzte Insektenfriedhof 101 122.
Sagen wir mal so, so sah ich zum ersten Mal seit dem 2012er WWU wieder die hessische Wallapampa. Ich bin natürlich wieder 1. Klasse gefahren, und der einzige reine 1.-Klasse-Wagen (vor allem auch der einzige mit Klima in der 1. Klasse, beim ARkimbz ist ja nur das Bistro klimatisiert) war ein Abteilwagen. Aber auf der Relation fährt eh kaum einer 1.-Klasse, weil die ganzen Businesskasper lieber den ICE nehmen. (An dieser Stelle gebe ich zu bedenken, daß die DBAG keine ICs mehr mit drei Wagen 1. Klasse fährt, aber alle ICE 1 auf vier Wagen 1. Klasse umgebaut hat – na ja, dreieinhalb, der Servicewagen ist ja nur ein halber.)
Das erste Foto des Tages entstand schon im frühen Morgenlicht in Harburg in Form von
HHPIs oller 29005, einer der ersten Class 66 in Deutschland. Kennt ihr ja, die Filly unter den Dieselloks. Sie ist billig, sie ist häßlich, sie ist überall, und niemand mag sie. Leider war das Licht nicht gut genug für die HHPI-Kieswagen, die ich auch noch hätte mitnehmen wollen.
Mein Plan sah vor, im Zug zu frühstücken. Auch deshalb wollte ich SBB-EC fahren, weil man bei Mitropa Suisse leckerlecker was zu futtern kriegt. Im Bistro bekam ich dann den Standardspruch zu hören: "Kühlungsausfall." Déjà-vu: Das hatte ich vor zwei Jahren in einem WRmz 133 mit eigentlich komplett neu eingerichteter Küche. Beide Male übrigens in einem Zug, der gerade in Hamburg übernachtet hatte, wo also die Vorratskühlung mitnichten vor der Hitze kapitulieren konnte. Ich dachte noch so, daß DB Fernverkehr die Kühlanlagen seiner Speisewagen nur bei regulären HU der ganzen RIGA-Garnitur in Neumünster wieder zum Laufen bringt, weiß aber inzwischen, daß der Spruch auch gern gebracht wird, wenn das Catering mal wieder nicht so funktioniert hat, wie es soll, und ganz einfach keine Vorräte vorhanden sind.
Ich hatte keine große Lust, die etwa fünf Stunden bis Flankfurt zu hungern. Also schnappte ich mir mein Smartphone und filzte die Unterwegsstationen hinter Kassel nach Alternativfahrmöglichkeiten, denn in Flankfurt hätte ich laut Plan eine Stunde Aufenthalt gehabt. Ich hätte in Marburg aussteigen (auch schon weit genug, um bis dahin nichts zu futtern), mir da mein Frühstück besorgen und im
429er Flirt der Hessischen Landesbahn weiterfahren können. Hab mich natürlich schlaugemacht, was da fährt, rausgefunden, daß seit 2012 Flirts verkehren, und meine erste Reaktion war: "
SCHWIIIIIIIIZ YAY, FLIRT FAHREN!"
Kam dann doch anders. Everything went better than expected. Der Bistrochef kam ungefähr auf Höhe Uelzen zu mir ans Abteil und erwähnte, daß er alle Zutaten für ein City-Frühstück da hatte. Never mind, daß die Hälfte davon gekühlt werden muß. War zwar kein Schweizer Frühstück, aber auch nicht unlecker, und tatsächlich, alles an Aufstrich war gekühlt. WTF?
Gefrühstückt hab ich komplett im Bistro, weil das im Abteilwagen mit Klapptischchen etwas suboptimal gewesen wär. Mutmaßlicherweise war statt der Vorratskühlung die Klimaanlage außer Gefecht, denn das Übersetzfenster gegenüber dem Tresen war komplett runtergeschoben. Ich ließ mir beim Frühstücken Zeit und war sogar hinter Hannover noch am Futtern. Da ging's nämlich auf die NBS. Mit 200 Sachen und offenem Übersetzfenster über eine Strecke, auf der Ende der 80er, Anfang der 90er offiziell nur druckertüchtigte Fahrzeuge zugelassen waren. Supi. Wie durch ein Wunder kam uns nicht in irgendeinem Tunnel auch noch ein ICE mit 250 Klamotten entgegen.
In Marburg kamen wir direkt neben dem FLIRT zum Halten, den ich alternativ zu nehmen gedachte, und der sich schön in der Sonne präsentierte, als wolle er mir sagen: "Vergiß den ollen IC und steig bei mir ein!" Da hatte ich aber keinen Bock mehr, meine Unmengen an Gepäck aus dem IC zu wuchten, und freute mich eher auf einen einstündigen Fuzz in Flankfurt.
Der erwies sich als nicht überwältigend ergiebig, aber interessant.
VT2E der HLB/Taunusbahn (die Dinger könnte ich in der Hamburger Gegend ständig fuzzen, wurden sie doch für die AKN aus Hochbahnwagen umgefrokelt und haben immer noch dieselben murksigen Außenschiebetüren wie die DT2 und DT3, aber die Taunusbahn-Version hatte ich noch nicht),
VIAS/Odenwaldbahn-ITINO,
HLB-LINT (ja, ich hab auch 'n LINT abgeschnappt), 423er Quietschie in RMV-"Sonderanstrich",
VIAS-FLIRTs in 3- und 4-teilig und ein bißchen lokbespanntes Regio-Material nach der Abfahrt Richtung Mannheim. Die HLB-FLIRTs standen bzw. fuhren leider ungünstig.
Da saß ich nämlich in einem Buntlingszug. Der einzige 1./2.-Klasse-Wagen lief mit den Abteilen rechts, ich hatte eins von nur zwei Abteilen im Zug für mich alleine und fuhr auf Flankfurter Gebiet praktisch ständig mit Fenster runter.
In Niederrad hatten wir den ersten Zwischenhalt (ich dachte noch so, ey, das ist ein RE, da erwarte ich, daß der auch mal irgendwo durchfährt), bei dem eine Doppeleinheit Heilige ETs (420 303/421 303/420 803 + 420 805/421 305/420 305, also eine gerade in der Verschrottung befindliche Serie) auf der S8 nach Wiesbaden von hinten angeschlichen kam, fast optimal in der Sonne. Die würden zwar nach uns losfahren, aber schneller beschleunigen und uns einholen. Also Kamera geschnappt und auf die Hl. ETs gewartet. In der Ca.-90°-Kurve zwischen Niederrad und Stadion holten sie uns ein, und bei mir ging das Dauerfeuer los. Am Stadion fuhren wir nur knapp hinter den Hl. ETs ein und kreuzten bei der Gelegenheit eine Doppeleinheit mit 420 931/421 431/420 431 an der Spitze. Hinterm Stadion gab's noch ein paar Nachschüsse auf unsere Verfolger.
In Mannheim war wieder Umsteigen auf einen IC angesagt. In der Wartezeit traf ich sonnenseitig auf den EC, mit dem ich eigentlich kommen wollte (und der inzwischen ca. +20 hatte), und den völlig verwahrlosten Flickenteppich 406 082 "Köln" als ICE nach Paris.
Das Bistro in diesem IC hab ich nicht getestet.
Das nächste Mal hab ich die Kamera bei der Einfahrt nach Stutengarten gebraucht – für 103 235, Baby! Komplett mit Pufferverkleidungen und rundum aufgeschraubten Aluminium-Keksen! Die auch irgendwo auf eine Probefahrt mit Dostos wartende 245 hab ich nicht erwischen können.
In Stutengarten, wo immer noch der gesamte Nahverkehr der DB gehört, ging es erst zum Schotten™, dann gab's noch eine Bombtranz-Paralleleinfahrt mit 101 007 und 146 212. Sonst gab's nichts zu fuzzen, was ich nicht die letzten zwei Jahre schon erwischt hätte.
2.: In Stutengarten und um Stutengarten herum
Leider ohne Kamera ist mir an den GalaCon-Tagen so einiges begegnet. Am Sonnabend traf ich auf dem Weg nach Lubu kurz hinterm Hbf auf eine Velaro-Doppeltraktion. Direkt vorm Pragtunnel stand tagelang (und steht vielleicht immer noch) eine MRCE-schwarze nagelneue Vectron. Eine weitere MRCE-Vectron stand in Kornwestheim am Pbf, noch am Sonnabend gesellte sich eine zweite dazu.
Ach ja, mal so am Rande: Lubu wird nicht mehr von Hl. ET angefahren. Nein, auch nicht von den neuen 430. Statt dessen gibt's Quietschies.
3.: Die Rückfahrt, die abenteuerliche
Zurück ging's ungefähr so, wie ich hinfahren wollte: erst IC, dann umsteigen auf SBB-EC, nur daß das Umsteigen in Bonn stattfinden und ich somit wieder in klassischem deutschen TEE-Material am Rhein langfahren sollte. Besonderheit: eine Fernreise mit zwei lokbespannten Fernzügen, die beide keinen Steuerwagen hatten.
Ab Stutengarten fuhr ich zunächst mit dem IC 2012 "Allgäu", einem der wenigen ICs, die durch Stutengarten durchgehen. Der kam demzufolge hinter zwei 218 rein (218 494 und 464), von denen ich erstere noch aus Lübecker Zeiten kannte, als sie noch einen Pielstick-Motor hatte.
Wie hätte es anders sein können – im Bistro gab's mal wieder nichts außer Heißgetränken, statt dessen kam eine Minibar durch den Zug. Egal, hatte spät gefrühstückt, da konnte ich also bis Bonn durchhalten.
Am Rhein war das Wetter mal so richtig schön wechselhaft. An der Loreley hatten wir perfekten Sonnenschein (und ich war zu verpennt, um die Kamera rauszuholen). Dafür fuhren wir kurz vor Remagen mitten im
Desastro-Mainline-Revier in ein ziemlich festsitzendes Gewitter, das uns bis Bonn erhalten blieb, wo nur mit viel Glück das aus meinem Kleidersack (mit Anzug und Trenchcoat drin) lugende kleine Octavia-Plushie nicht naß wurde und der Zug obendrein +8 oder so hatte.
Zumindest mußte ich nicht meine Gepäckunmengen auf einen anderen Bahnsteig wuchten, denn die Fernzüge nach Norden fahren in Bonn Hbf vom Hausbahnsteig. Essenfassen wurde dadurch erleichtert, daß EC 8 angekündigt wurde mit +30 und der Bahnhofsschotte™ einen ebenerdigen Zugang vom Hausbahnsteig aus hat.
Mit nur noch +25 kam er dann auch. Aber das war mal ein Zug. Was die Schweizer da Anfang der 90er haben bauen lassen, lecker. Besser noch als das deutsche TEE-Material. Nur Vis-à-vis-Bestuhlung (muß man mögen; bei den TEE-Großraumwagen konnte man früher und inzwischen nicht mehr die Sitze umdrehen, heute sind sie auf fast komplette Reihenbestuhlung festgelegt), dadurch sehr brauchbare Tischchen unter den Fenstern, so daß Tavi während der Fahrt rausgucken konnte, ohne daß ich sie festhalten mußte, und irgendwie mehr Platz, wohl auch deshalb, weil die Schweizer die Klimakanäle nicht bis unter die Fenster haben ziehen lassen. Noch dazu fährt die SBB ihre ECs auf dieser Achse immer noch mit drei Wagen 1. Klasse, auch wenn's inzwischen alles herkömmliche Großraumwagen sind, seit die Eurofima-Wagen weg vom Fenster und die Panoramawagen nur noch im Binnenverkehr im Einsatz sind.
Unterwegs ist uns wieder einiges an Zeugs begegnet, aber ohne Kameraeinsatz. Natürlich wieder FLIRTs vom
eigens für Abellio gebauten zweiteiligen Zwergflirt bis hin zu
Fünfteilern von eurobahn und WestfalenBahn.
Bei der Einfahrt in Dortmund fuhr direkt neben uns ein
Lintsalot der NordWestBahn. Einen letzten LINT gab's dann noch
von Erixx in Buchholz.
Wenn ich nicht in Bonn schon was zu essen gehabt hätte, hätte ich mir im Speisewagen demonstrativ hinter Osnabrück für einen guten Zwanni einen Teller Geschnetzeltes mit Spätzli servieren lassen.
In Bremen war's dann vorbei mit den FLIRTs, da gab's statt dessen (zu 30-40% besprühte)
Coradia Continental, also Verwandte der Mopsgesichter.
Aus diversen Gründen hatten wir in Hamburg dann +40, nicht zuletzt, weil die Strecke Münster–Dortmund nur eingleisig ist und wir einen IC passieren lassen mußten (vorher hat ein eurobahn-FLIRT brav auf uns gewartet).
(01.08.2014)Lauron schrieb: Das Flirten mit Eisenbahnfahrzeugen ist zu unterlassen!
Nnnope. Hier wird weitergeflirtet. Aber gebaggert wird hier nicht.
(01.08.2014)Lauron schrieb: Grüße aus einem Stadler Flirt 3
Guck an, unser LINT-Fan probiert Schweizer Schoggi auf Schienen.
(01.08.2014)Odinsson schrieb: Also diesmal hab ich recht, das is nu wirklich ne überlandstraßenbahn
Allerdings, lieber nen Flirt als nen Talent 2 oder 422/423/425/426/430
Ich glaub, ich leiste mir mal 'n Niedersachsenticket oder SWT und fahr mal nach Osnabrück, einfach so zum Flirtfahren.
Ich hab am Wochenende FLIRTs von 5 EVUs in 4 Längen gesehen, aber glaubt ihr, ich kam dazu, mit einem davon mitzufahren? (Wie gesagt, hätte ich auf dem Weg nach Flankfurt machen können.)
(01.08.2014)Lauron schrieb: Städter tfz sind rotz
Lieber einen lautlosen Stadler als was Quietschendes und Heulendes von Bombtranz oder schlecht gedämpfte Unterflurdiesel bei Alstom.
Und die RhB fahren auf so ziemlich allen Strecken Stadler-Neubautriebwagen (Allegra a.k.a. Meterspur-Flirt) als alles Mögliche vom Vorortverkehr bis als Lok für den Glacier-Express.
(02.08.2014)Spedy56 schrieb: (02.08.2014)JaCDesigns1 schrieb: Mhmm.. ich kenne sie ja nur aus der Wiener S-Bahn, bin aber dabei auch schonmal mit von Baden nach Wien gefahren. Die Sitze sind um längen besser als hier in Hamburg und die haben sogar im Gegensatz zu unserer S-Bahn überhaupt ein Klosett und haben sogar Durchgänge!!!
Dabei hören sie sich an wie die alten S-Bahnen in Hamburg (BR470-472, wobei nur die 472 noch heute fährt )
Wien und Wiener Umland fahren die Kisten, darum fahren sie ständig bei uns herum. Wenn man im Motorwagen sitzt ist es zwar etwas laut, aber ich mag irgendwie dieses singen der Motoren. Ich muss mal unsere Lokis fragen, wie die zu fahren sind im Gegensatz zu den neueren. Das Klosett wird wahrscheinlich daher kommen, das die Kisten auch teilweise als REX verkehren.
Das beste "Tatzlagerfeeling" hatte ich vor 7 Jahren im belgischen AM62 zwischen Aachen und Liège. 3000 V Gleichstrom, Schaltwerk Marke "Vintage", Mindestgeschwindigkeit ca. 6 km/h oder so, die Kisten fuhren schlagartig an.
(02.08.2014)Spedy56 schrieb: Desiro gibts auch mit Stromabnehmer.
http://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_Desiro_ML
Da is auch der Artikel der ÖBB dabei.
Kommt man auf der Linken Rheinstrecke nicht dran vorbei.
Die Rechte Rheinstrecke gehört inzwischen den FLIRTs.
(04.08.2014)JaCDesigns1 schrieb: Ich will nen Kiss in Hamburg!
Gieps nich. Statt dessen kriegen wir zwischen Hamburg und Kiel/Flensdorf den
TWINDEXX Vario vom Bombtranz inklusive Chaos durch das Flügeln in Neumünster, weil die ganzen DAUs mal wieder nicht peilen, daß sie im falschen Zugteil sitzen.
*einen Dosto-Quietschie erwart, weil Bombtranz keine geräuschlosen Antriebe kann*
Zumindest sollen die RB, die jetzt ab Allzunah fahren, ab Dezember
Nordbahn-FLIRTs werden.
(05.08.2014)Lauron schrieb:
Grüße von Atze Feuchtwanger
Welches ESTW hat's dieses Mal gegrillt? Harr harr.
Ach ja, was ist jetzt eigentlich der Fanclubzug? Lokbespannt können wir ja aus Platzgründen nicht mehr.