22.08.2017 |
Firebird
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Angeblich, ist noch nicht bestätigt, will er ja 4000 weitere Soldaten nach Afghanistan schicken und nicht her abziehen, bis der Krieg gegen den Terror gewonnen hat. Das heißt wiederum, dass sich der Konflikt in dieser Region verschärfen und es zu größeren Zerstörungen kommen wird. Immerhin will Trump ja Terroristen töten und dazu muss er auch zerstören.
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22.08.2017 |
Mc Timsy
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Lord Zymix schrieb:Kann man Afghanistan nicht einfach mal in Ruhe und selbst die Situation regeln lassen?
Nach aktuellem Stand bedeutet dies: Die afghanische Regierung, dann ohne Verbündete, wird von den Taliban endgültig überrannt. Nachdem diese dann genügend Leute ermordet haben wird Afghanistan wieder ein de factoo fundamentalistisches Kalifat. Das Land kehrt zu dem Zustand zurück, den es seit den neunzigern hatte. Eine Exilregierung vertritt das Land bei den Vereinten Nationen und die nicht anerkannte Taliban-Regierung setzt brutalen Terror ein um ihre Besetzung des Landes aufrecht zu erhalten.
Ich kann jede Skeptsis gegenüber weiteren Militäreinsätzen nachvollziehen und habe Angst, dass Trump die Intensität des Konfliktes nur weiter anheizen wird. Aber man soll sich da keinen Illusionen hingeben. Es gibt hier kein "Afghanistan soll das in Ruhe selber machen". Das Land ist zu schwach, wie der großflächige Abzug der USA und der Alliierten bereits gezeigt hat und das Land war schon unter der ersten Taliban-Besetzung ein Problemfaktor in der Region. Abzug bedeutet: Rückkehr der Taliban! Wenn das für dich in Ordnung ist, dann ok. Und man kann definitiv die Ansicht vertreten, dass der Krieg dort nicht gewonnen werden kann und dieses Kalifat in Zentralasien einfach hingenommen werden muss. Aber dann sollte man das auch offen sagen und nicht so tun als würden sich die Afghanen friedlich zusammensetzen und ihre Probleme bei einem Glas Tee aus der Welt schaffen, wenn nur die ausländischen Truppen verschwinden würden.
Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -
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22.08.2017 |
Meganium
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
(22.08.2017)Mc Timsy schrieb: Ich kann jede Skeptsis gegenüber weiteren Militäreinsätzen nachvollziehen und habe Angst, dass Trump die Intensität des Konfliktes nur weiter anheizen wird. Aber man soll sich da keinen Illusionen hingeben.
Ich lese heraus, dass es eine Illusion sei, ohne eine militärische Intervention ein Land wieder zur Stabilität zu bringen. Militärische Intervention bedeutet auch ein möglicher Schusswaffengebrauch, u.U. gegen Zivilisten. Daher frage ich mich, warum man ein Land nicht ohne die Abrufbereitschaft von Waffen unterstützen kann. Klar hat man Angst, dass man beim Wiederaufbau eines Landes von Dschihadisten beschossen wird, aber sollte man nicht parallel auch versuchen, dieses Problem in Griff zu bekommen? Beispielsweise mit einem Lieferungsstopp von Waffen in Terrorgebieten? Deutschland ist ja ein Paradebeispiel dafür, dem Gegner Waffen zur Verfügung zu stellen. Dann kann man sich auch einen pazifistischen Weg suchen, das Land wieder aufzubauen und zu unterstützen.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.08.2017 von Meganium.)
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22.08.2017 |
Lord Zymix
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
(22.08.2017)Mc Timsy schrieb: Es gibt hier kein "Afghanistan soll das in Ruhe selber machen".
*Ich meinte man sollte Afghanistan in Ruhe lassen. Damit meinte ich das die USA mal abziehen soll, und natürlich auch jedes andere Land dort.
Das da dann nix "in Ruhe" beschlossen wird ist klar.
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22.08.2017 |
RipVanWinkle
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Zitat:Daher frage ich mich, warum man ein Land nicht ohne die Abrufbereitschaft von Waffen unterstützen kann. Klar hat man Angst, dass man beim Wiederaufbau eines Landes von Dschihadisten beschossen wird, aber sollte man nicht parallel auch versuchen, dieses Problem in Griff zu bekommen? Beispielsweise mit einem Lieferungsstopp von Waffen in Terrorgebieten? Deutschland ist ja ein Paradebeispiel dafür, dem Gegner Waffen zur Verfügung zu stellen.
Die Taliban werden nicht einfach verschwinden. Und versuchen keine Waffen dahin zu liefern wird die auch nicht aufhalten. Erstmal haben die schon welche und wenn die mehr brauchen, schmuggeln die sich welche herbei. Durch gutes Zureden allein wird man die Typen nicht los. Also keine Waffen irgendwohin liefern ist ja richtig, aber kurzfristig ändert das erstmal gar nichts und langfristig kann das auch nicht die Sache sein, die die Taliban in die Knie zwingt. Und wenn die Taliban halt alles hochjagen, was man da aufbaut und währenddessen weiter fröhlich Leute töten, dann ist man glaub ich nicht so motiviert den Afghanen vor Ort zu helfen. xD
Was den Artikel angeht: Natürlich kommen auch deutsche Waffen in den Besitz des IS, die Kurden z.B. wurden schließlich direkt von Deutschland versorgt. Im Krieg passiert das immer mal wieder, dass man Waffen von seinem Feind erbeutet. Und es ist ja auch nicht so, dass wenn Deutschland einmal Waffen an ein Land verkauft, dass die dann für immer genau dort bleiben. Sowas ändert sich halt, alte Sachen werden wieder aussortiert und weiterverkauft und irgendwo wird was geschmuggelt. Will man komplett verhindern, dass deutsche Waffen in die Hände von irgendwem Bösen geraten, dann hätte man niemals an irgendwen welche verkaufen dürfen. Und wenn, dann ists auch egal. An Kalaschnikows kommen die eh immer. Da wird Deutschlands "Schuld" mMn doch gerne mal überzogen. Aber ich schätze mal die Leute bedenken nicht, dass da auch irgendwo noch ein paar Gründe mehr hinterstecken und sehen einfach nur böse deutsche Waffenhersteller, die jedem, der eine Waffe will, auch eine in den Rachen stopfen.
Dost thou love life? Then do not squander time, for that’s the stuff life is made of.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 22.08.2017 von RipVanWinkle.)
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22.08.2017 |
Firebird
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Klar hat man Angst, dass man beim Wiederaufbau eines Landes von Dschihadisten beschossen wird
Genau hier würde dir Trump widersprechen und hat es auch. Ihn geht es nicht um Wiederaufbau, er will nur diesen Krieg gewinnen. Aufbauen sollen andere machen.
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22.08.2017 |
Mc Timsy
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Meganium schrieb:Ich lese heraus, dass es eine Illusion sei, ohne eine militärische Intervention ein Land wieder zur Stabilität zu bringen. Militärische Intervention bedeutet auch ein möglicher Schusswaffengebrauch, u.U. gegen Zivilisten. Daher frage ich mich, warum man ein Land nicht ohne die Abrufbereitschaft von Waffen unterstützen kann. Klar hat man Angst, dass man beim Wiederaufbau eines Landes von Dschihadisten beschossen wird, aber sollte man nicht parallel auch versuchen, dieses Problem in Griff zu bekommen?
Nicht irgendein Land. Afghanistan! Die Sicherheitslage im Land ist fürchterlich, die Regierung komplett überfordert und das afghanische Militär ohnehin nicht Herr der Lage.
Die Unterstützung Afghanistans auf zivilem Wege allein ist unmöglich, weil es dem Land an den notwendigen Strukturen fehlt. Grundsätzlich rennst du bei mir mit der Forderung nach friedlichen Lösungen die Türen ein. Aber ich stehe denen auch nicht im Weg. Wenn der afghanische Staat jedoch irgendeine Form von Leistungsfähigkeit entwickeln soll, dann braucht er neben massiver ziviler Hilfe auch einen ausreichenden Schutz vor Taliban und Warlords.
Das wird mit Trump alles nicht kommen, denn wir reden hier letztlich auch von Kosten die keiner tragen will. Trump will ein bisschen Krieg spielen. Vielleicht können einige Gebiete von den Taliban zurückerobert und der afghanischen Regierung etwas Zeit erkauft werden, aber ohne ausreichende zivile Aufbauhilfe ist das alles maximal eine Verlängerung des Krieges und Mr. President hat ja bereits gezeigt, dass er nicht in der Lage ist die Folgen seiner Handlungen zu erfassen.
Mein Kommentar sollte auch nur darauf hinweisen, dass es keine einfache und angenehme Lösung in diesem Konflikt gibt. Die Schmugglerkanäle hat bisher noch niemand dicht machen können. Die Taliban sind auf dem Vormarsch. Ein rein militärische Lösung à la Trump schafft keine dauerhafte Stabilität, eine rein zivile Lösung ist entweder nicht umsetzbar oder wird letztlich nur in die Hände von Warlords und Taliban fließen. Ein schlagartiger Rückzug stellt vorraussichtlich den vorherigen Status als Taliban-besetztes Land wieder her.
Persönlich rechne ich auf lange Sicht mit dem letzteren Szenario und ehrlich gesagt, wenn keiner die Mittel in die Hand nehmen will, beziehungsweise kann, um die Sicherheit des Landes und seinen Aufbau zu gewährleisten, dann ist es aus meiner Sicht irgendwann notwendig die Niederlage zu akzeptieren und seine eigenen Verluste zu minimieren. Wohlgemerkt, auf Kosten der afghanischen Zivilbevölkerung. Diesen Umstand sollte man sich dabei aber immerhin bewusst machen. Und wie gesagt, zumindest beim Afghanistan-Konflikt kommt eine einfache, rein zivile Lösung nur in Frage, wenn man bewusst die Augen vor der aktuell unweigerlichen Konsequenz einer Rückkehr der Taliban-Diktatur verschließt.
Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -
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22.08.2017 |
Meganium
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
(22.08.2017)Mc Timsy schrieb: Nicht irgendein Land. Afghanistan! Die Sicherheitslage im Land ist fürchterlich, die Regierung komplett überfordert und das afghanische Militär ohnehin nicht Herr der Lage.
Die Unterstützung Afghanistans auf zivilem Wege allein ist unmöglich, weil es dem Land an den notwendigen Strukturen fehlt. Grundsätzlich rennst du bei mir mit der Forderung nach friedlichen Lösungen die Türen ein. Aber ich stehe denen auch nicht im Weg. Wenn der afghanische Staat jedoch irgendeine Form von Leistungsfähigkeit entwickeln soll, dann braucht er neben massiver ziviler Hilfe auch einen ausreichenden Schutz vor Taliban und Warlords.
Welche Strukturen fehlen denn? Unkorrupte Staatsoberhäupter? Eine Gewaltenteilung? Verhinderung oder Extremminimierung von Terrorzellen? Alles einrichtbar, kostet aber leider viel Geld und Afghanisten wird eventuell nach westlichen Standards aufgebaut. Natürlich wird dadurch der IS oder die Taliban im Untergrund weiter existieren, und versuchen weiter Anschläge zu verüben, so wie auch hierzulande die NSU oder in den USA der KKK.
Doch müssen wir uns fragen, welchen Weg wir auswählen müssen, um dieses Land wieder sicher zu machen. Machen wir es, indem wir weiterhin Ziele bomben, nur in der Hoffnung, dass die guten Versteckspieler der IS getroffen werden und dadurch Kollateralschaden entsteht? Oder sollen wir intelligentere Wege gehen, die die moderne und ethisch aufgeklärte Menschheit des 21. Jahrunderts unterstreicht?
Ich gebe zu: Es ist durchaus schwierig, einen richtigen Weg zu finden, ohne den Einsatz von Schusswaffen. Wir sind derzeit in einer Gesellschaft, die immernoch mitten in der Gedankenwelt ist, dass militärische Einsätze mit Schusswaffengebrauch gerechtfertigt sind und Frieden bringen. Die Taliban bekämpft man nicht mit Pazifismus. Nachvollziehbar, trotzdem militaristischer Humbug und Weiterförderung von weiteren, militanten Taugenichtsen, die den Taliban in die Fußstapfen treten werden, sei es aus Rache, oder aus sonst irgendeinem Grund. Und das Spiel geht von vorne los. Ein perverser Teufelskreis. In einer grundlegend pazifistischen Gesellschaft hätte es keine Taliban geben, und es kämen auch keine Nachfolger.
Auch ich hätte anfangs erstmal keine Lösung parat. Aber er ist machbar, und jedes Mal, wenn wir vor dieser Aufgabe scheitern, greifen wir zu Mitteln aus dem 20. Jahrhundert zurück, wo in den Geschichtsbüchern sich eine Nation als strahlender Sieger brüskieren kann, und Opferzahlen weiterhin steigen werden.
Dass wir hier natürlich einen Trump als Kriegsführer haben, ist unumstritten, trotzdem gehe ich immer gerne davon aus, dass wir hier auch Staatsherren auf dem Planeten haben, die nicht ihren Militärfetisch ausleben wollen, und daheim vor 10 Zinnsoldaten masturbieren.
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22.08.2017 |
Firebird
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Wenn Trump aus der Geschichte lernen würde, wüsste er, dass der Krieg in Afghanistan nicht gewonnen werden kann, siehe zum Beispiel sowjetisch-afghanischer Krieg. Obwohl die SU direkt in der Nähe war, haben sie den Krieg nicht gewinnen können und da will Trump es schaffen?`Pure Fantasterei.
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22.08.2017 |
RipVanWinkle
Wonderbolt
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Wobei damals, als die SU Afghanistan angegriffen hat, die USA (und leider uch viele andere westliche Staaten) den Afghanen massiv Waffen zugeschustert haben, was die Islamisten dort ironischerweise damals groß gemacht hat. Damals waren da die Russen wohl noch die Bösen. Good job, Murica.
(Aber hey, mit dem Irak war es ja dasselbe)
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22.08.2017 |
Firebird
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Oder wir sehen uns die drei anglo-afghanischen Kriege des 19./20. Jh. an. Entweder haben sie nichts gebracht, die Briten zogen ab, weil eine Fortsetzung der Kriege zu kostspielig war oder es wurde so wenig erreicht, dass es schon als Erfolg deklariert wurde obwohl es eigentlich ein Hühnerschiss war. Noch eine Lektion für Trump. Wir sehen hier, wie sein Krieg in Afghanistan enden wird. Entweder wird es ein Endloskrieg ohne Erfolg oder zu kostspielig, dass es zum Abzug kommt.
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22.08.2017 |
Mc Timsy
Wonderbolt
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Meganium schrieb:Welche Strukturen fehlen denn? Unkorrupte Staatsoberhäupter? Eine Gewaltenteilung? Verhinderung oder Extremminimierung von Terrorzellen? Alles einrichtbar, kostet aber leider viel Geld und Afghanisten wird eventuell nach westlichen Standards aufgebaut. Natürlich wird dadurch der IS oder die Taliban im Untergrund weiter existieren, und versuchen weiter Anschläge zu verüben, so wie auch hierzulande die NSU oder in den USA der KKK.
Doch müssen wir uns fragen, welchen Weg wir auswählen müssen, um dieses Land wieder sicher zu machen.
Kurz gesagt, dieses Geld will keiner in die Hand nehmen. Aber selbst wenn: Nehmen wir an wir bauen in Afghanistan die beste Antikorruptionsbehörde der Welt auf. Ein Gerichtswesen, welches nach kurzer Zeit schon als Leuchtfeuer der Rechtsstaatlichkeit dienen könnte, ein exzellentes Bildungssystem und irgendeine Art von Wirtschaft, die das Land für die Zukunft vorbereitet. Das alles wird nichts bringen, weil die Taliban in der Zwischenzeit die afghanische Armee komplett aufgerieben haben und unser ganzer schöner Staatsaufbau für die Katz war.
Das Land begegnet neben allen anderen Problemen einer fundamentalen Sicherheitsbedrohung. Etwas, was sich im Falle von Korruptionsbekämpfung auch nur weiter verstärken würde. Und das hat nicht viel mit dem Unterschied zwischen 20sten und 21stem Jahrhundert zu tun. Wir haben heute auch nicht viel mehr Möglichkeiten als zurückzuschießen wenn wir angegriffen werden. Oder um die Situation der afghanischen Militärs besser abzubilden. Sich im eigenen Außenposten unter den Tisch werfen und hoffen, dass der seit zwei Wochen verspätete Versorgungstransport mal durch kommt.
Korruptionsbekämpfung, Rechtsstaatlichkeit und letztlich auch Demokratie sind grundsätzlich davon abhängig, dass der Staat sein Gewaltmonopol durchgesetzt bekommt. Wozu Afghanistan aber noch lange nicht in der Lage ist. Die Antwort darauf ist auf keinen Fall rein militärisch, aber so lange die Sicherheitslage nicht wenigstens wieder überschaubarer wird, werden alle zivilen Projekte zwangsweise im Sand verlaufen. Womit wir allerdings wieder bei der Problematik wären, dass niemand die benötigten Mittel in Afghanistan investieren will. Weder militärisch, noch zivil. Auch Trump will ja nur ein bisschen Krieg spielen und den starken Macker mimen. Um das "Problem", den Staat nach westlichem Vorbild aufzubauen brauchen wir da noch lange nicht reden, weil es erstmal an zu vielen Grundlagen fehlt.
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22.08.2017 |
Meganium
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
(22.08.2017)Mc Timsy schrieb: Kurz gesagt, dieses Geld will keiner in die Hand nehmen. Aber selbst wenn: Nehmen wir an wir bauen in Afghanistan die beste Antikorruptionsbehörde der Welt auf. Ein Gerichtswesen, welches nach kurzer Zeit schon als Leuchtfeuer der Rechtsstaatlichkeit dienen könnte, ein exzellentes Bildungssystem und irgendeine Art von Wirtschaft, die das Land für die Zukunft vorbereitet. Das alles wird nichts bringen, weil die Taliban in der Zwischenzeit die afghanische Armee komplett aufgerieben haben und unser ganzer schöner Staatsaufbau für die Katz war.
Auch mit deiner Annahme, wird ein großer Fehler begangen: Die Taliban noch so erstärkt lassen, dass ihr die Möglichkeit besteht, den Wiederaufbau zu sabotieren.
Zitat:Das Land begegnet neben allen anderen Problemen einer fundamentalen Sicherheitsbedrohung. Etwas, was sich im Falle von Korruptionsbekämpfung auch nur weiter verstärken würde. Und das hat nicht viel mit dem Unterschied zwischen 20sten und 21stem Jahrhundert zu tun. Wir haben heute auch nicht viel mehr Möglichkeiten als zurückzuschießen wenn wir angegriffen werden. Oder um die Situation der afghanischen Militärs besser abzubilden. Sich im eigenen Außenposten unter den Tisch werfen und hoffen, dass der seit zwei Wochen verspätete Versorgungstransport mal durch kommt.
Korruptionsbekämpfung, Rechtsstaatlichkeit und letztlich auch Demokratie sind grundsätzlich davon abhängig, dass der Staat sein Gewaltmonopol durchgesetzt bekommt. Wozu Afghanistan aber noch lange nicht in der Lage ist.
Wie gesagt, ist es sicherlich sinnvoller, das Problem an der Wurzel zu packen, und nicht oberflächlich herumzurasieren. Allerdings wirkt auch die militärische Präsenz für manch andere Militante provozierend. Da kann man noch soviele Stellungen zerbombt haben, mit vielen unschuldigen Zivilisten, und noch so sehr davon ausgehen, dass man alle Terroristen getötet hat, mit einer Provokation erreicht man im Grunde auch nichts, außer, die nächsten Terrormilizen der nächsten Generation zu fördern.
Zudem man sich fragen sollte, in wie fern Afghanistan ein so anderes Land sein soll, als dass die Demokratisierungsmaßnahmen so komplex sind, dass diplomatische Verträge (war ja damals Mode) oder humane Aufklärung im Sande verlaufen sollen. Das Volk kann es nicht sein, sonst könnte man auch den Libanon oder den Irak mit ins Boot nehmen. Auch können wir Minusmenschen einer anderen Rasse, die barbarisch sind, ausschließen. Politische Ideologie? Deutschland wurde vom Krebs geheilt. Korruption? Möglich, aber kein Zögerungsgrund. Die Bedrohung der Taliban, die alles wieder sabotieren, wäre ein Grund, aber wie bereits erwähnt, sollte man schon intelligent handeln, und nicht mitten im Gefecht Demokratisierungsmaßnahmen anfordern, wo die Anzahl der Taliban noch so hoch ist, dass sie Einfluss haben. Oder mit provokanter Präsenz den Soldaten und seine Waffe als Mittel der Sicherheit zu verkaufen, obgleich die Waffe auch ein Symbol für Drohung und Einschüchterung ist, den sich nicht viele Menschen gefallen lassen. Weil warum soll auch eine Waffe eines G.I.s oder eines Blauhelmes beruhigender wirken, wenn ein ähnliches Geschütz von den Taliban benutzt wurde, um geliebte Mitmenschen zu töten?
Ich stelle mir ja gerne das Szenario vor, wie arabische Länder, zu fortschrittlichen und demokratischen Nationen werden, in denen der Militarismus klar abgelehnt wird. Wie einst Deutschland dadurch aufgeblüht ist und wie dadurch das Volk in ex-Jugoslawien mit den kleinen Staaten nun ein viel besseres Leben hat. Mit einer Prise demilitantem Auftreten sehe ich auch eine Zukunft für Afghanistan.
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22.08.2017 |
HeavyMetalNeverDies!
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
McTimsy schrieb:Wir haben heute auch nicht viel mehr Möglichkeiten als zurückzuschießen wenn wir angegriffen werden.
Wie wäre es mit Zahlungsverkehr über Swift sperren? Hätte man auch bei ISIS machen können, wird meines Wissens aber nirgends gemacht.
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22.08.2017 |
Lord Zymix
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
(22.08.2017)Meganium schrieb: Mit einer Prise demilitantem Auftreten sehe ich auch eine Zukunft für Afghanistan.
Ich sehe das Afghanistan für ewig (bis sich einmal die Politik der USA ändert) im Krieg sein wird. Anscheinend kann man ja nicht gewinnen, weil man selbst als USA zu unfähig (oder anscheinend nicht gewillt) ist den Krieg zu beenden.
Kann man sich halt raussuchen;
- Land ewig gegen die Taliban "verteidigen"
- oder es dem Lauf der Geschichte, ohne fremde Einflüsse übergeben
Aber man möchte halt nicht noch ein Anti-Amerikanisches Land auf dem Globus sehen.
Zudem sind die Nord-Korea Sanktionen ein Witz, die werden einfach von der USA geplant, und China macht mit. Komischerweise treffen die Sanktionen hauptsächlich China, da Nord-Korea "hauptsächlich" mit China handelt.
(Moment, das ist ja fast so wie bei Russland und der EU... Da treffen die Sanktionen der USA auch mehr die EU als die USA selbst)
Da könnte man ja fast schon ein Muster vermuten....
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22.08.2017 |
Firebird
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
(22.08.2017)Lord Zymix schrieb: Aber man möchte halt nicht noch ein Anti-Amerikanisches Land auf dem Globus sehen.
Dafür ist es denke ich schon zu spät. Die Taliban ist auf dem Vormarsch und scheinen nicht aufzuhalten und die sind nicht gerade amerika-freundlich. Ich denke eh nicht, dass Trump es schafft, diesen Trend auf Dauer zu wenden. Eher werden die Taliban stärker, da die Amerikaner wieder mehr Soldaten senden werden, was als Provokation gesehen werden könnte.
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23.08.2017 |
Mc Timsy
Wonderbolt
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Meganium schrieb:Auch mit deiner Annahme, wird ein großer Fehler begangen: Die Taliban noch so erstärkt lassen, dass ihr die Möglichkeit besteht, den Wiederaufbau zu sabotieren.
Und wie hast du vor die Taliban zu schwächen, ohne mit militärischen Maßnahmen vorzugehen?
HMND schrieb:Wie wäre es mit Zahlungsverkehr über Swift sperren? Hätte man auch bei ISIS machen können, wird meines Wissens aber nirgends gemacht.
Erstens stelle ich mir gerade vor, wie jemand auf dich während einer Aufbaumaßnahme in Afghanistan schießt und wenn du Hilfe anforderst erklärt man dir, dass alles in Ordnung kommt, man habe gerade den Zahlungsverkehr der Angreifer über Swift gesperrt.
Womit wir zum zweiten Problem kommen: Die Taliban sind keine Bank. Es gibt im Swift-Netzwerk keinen Eintrag: "Taliban", oder "IS", den man einfach gerade mal löschen könnte und das Problem wäre erledigt. Man kann versuchen einzelne Finanzierungswege aufzudecken und daran beteiligte Konten sperren, vielleicht mal Mittelsmänner verhaften. Aber das ist verdammt schwierig und deckt dann auch nur halbwegs legale Kanäle ab. Schmugglerrouten kannst du damit kaum beikommen. Darüber hinaus kann der US-Präsident erstmal recht wenig über SWIFT machen, denn die Organisation ist Europäischem Recht unterworfen.
Lord Zymix schrieb:Zudem sind die Nord-Korea Sanktionen ein Witz, die werden einfach von der USA geplant, und China macht mit. Komischerweise treffen die Sanktionen hauptsächlich China, da Nord-Korea "hauptsächlich" mit China handelt.
(Moment, das ist ja fast so wie bei Russland und der EU... Da treffen die Sanktionen der USA auch mehr die EU als die USA selbst)
Da könnte man ja fast schon ein Muster vermuten....
Das Muster ist sogar ziemlich klar erkennbar. Du hast dich nicht ausreichend mit der Entstehung beider Sanktionen beschäftigt!
Die Sanktionen des Westens gegen Russland sind genau so von den Europäern getragen, wie von den Amerikanern. Es gibt genug Mitglieder der EU, die eine panische Angst vor Russland haben. Wobei, wie soll man den Polen beispielsweise einen Vorwurf machen, hat Russland doch in seinem letzten großen Westmanöver den Abwurf einer Atombombe über Warschau geprobt und lässt sein Militär gerade das Szenario durchspielen, mit Panzerbataillionen über die polnische Grenze zu kommen und die Region für Nato-Verstärkungen ins Baltikum unpassierbar zu machen.
Die Sanktionen treffen natürlich auch Europa. Wir sind näher dran. Aber die Sache ist dem Sicherheitsbedürfniss unserer eigenen Mitglieder geschuldet.
Was Nord-Korea angeht: Die Sanktionen sind nicht nur von den USA geplant und China setzt sie um. Die sind durch den Sicherheitsrat gegangen. China ist dort eine Veto-Macht und hätte sich problemlos dagegen stellen können, wenn es dies für notwendig befunden hätte. Interessanterweise vergessen aber viele Menschen gerne, dass auch die anderen Veto-Mächte heutzutage die Politik der Verhinderung neuer Atommächte unterstützen. Zumindest innerhalb der Vereinten Nationen, illegale Kanäle seien da mal ausgeklammert.
Du kannst davon ausgehen, dass bei diesen Sanktionen China schon sehr genau weis, welche Entscheidung es da getroffen hat. Wie gesagt, Veto-Macht. Hätten die Chinesen kein eigenes Interesse an der Entscheidung gehabt, dann hätte es keine neuen Sanktionen gegeben.
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- Lucius Annaeus Seneca -
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23.08.2017 |
Lord Zymix
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Also China möchte nicht das Nord-Korea (Chinas Verbündeter) Atomwaffen besitzt und somit stärker wird.
Stattdessen möchte China seinen Verbündeten und sich selber durch Sanktionen im Handel bestrafen, obwohl dieser vermutlich nicht dazu führt das Nord-Korea damit aufhört.
Und die Sanktionen gegen Russland werden verhängt damit man sich hauptsächlich selber und Russland schwächt. Damit Russland nicht auf die Idee kommt anzugreifen?
Gut, kann man zwar so hinnehmen, aber ich sehe bei den vorgenannten Dingen nur das sich jeder selber Schwächt (in der Leistung der Wirtschaft) außer die USA (die schwächt sich natürlich auch, aber im Verhältnis zu den anderen Ländern, geht diese als Sieger hervor).
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23.08.2017 |
Firebird
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
Trump will seine Mauer übrigens imme rnoch und wenn er die so finanziert wie angekündigt, bricht er ein Wahlversprechen. Denn der Kongress soll die Mittel billigen und somit wären Steuergelder der US-Amerikaner jenes Mittel der Finanzierung, das Trump eigentlich nicht wollte.
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23.08.2017 |
Meganium
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RE: Donald Trump als 45. Präsident der USA
(23.08.2017)Mc Timsy schrieb: Und wie hast du vor die Taliban zu schwächen, ohne mit militärischen Maßnahmen vorzugehen?
Ich habe nur eine allgemeine Antwort, ohne eine direkte Lösung preisgeben zu können. Habe ich vorher schon nicht gekonnt. Ich strebe auf jeden Fall eine Maßnahme vor, die gewaltfrei und im Sinne der Menschenrechte bleibt. Ich habe nicht umsonst mehrere Jahre auf philosophischen/ethischen Plattformen mich mit Leuten unterhalten, nur um am Ende die Gewalt als Möglichkeit anzubieten. Wie es die 2010er-Kids sagen würden: "Ein No-Go!"
Natürlich kann man jetzt sagen, die Taliban legen keinen Wert auf ethische oder gar menschliche Maßnahmen. Wie soll es sonst sein, so, wie die sich verhalten. Jedoch sehe ich zwei Dinge als gültig an: Zuerst mal, nur weil ihr Sinn von Menschlichkeit barbarisch ist, oder im Allgemeinen eine Greueltat begangen wurde, bedeutet das nicht, dass ein anderer seinen Sinn von Menschlichkeit ablegen muss. Nichts anderes ist die Todesstrafe in den USA.
Zweitens, ist auch der Taliban kein Mörderroboter, auch wenn er so indoktriniert wurde, er ist immernoch ein Mensch. Abweichend nach Menschenrechten zu handeln, nur weil der andere sich so verhält, ist nichts weiteres, als einen anderen als Menschen zweiter Klasse zu sehen. Nicht umsonst wird eine Abweichung der Haltung angewandt.
Ich selbst handele halt sehr nach philosophischen und ethischen Ansätzen, daher suche ich auch nach Lösungen, die konform und zufriedenstellend für den/die Menschen im Allgemeinen sind. Abweichungen davon sind ein No-Go und wenn eine Abweichung nicht ausweichbar ist, enthalte ich mich einem "Urteil". Eine Möglichkeit ist durchaus die, die Heavy gebracht hat, allerdings muss ich auch dir Recht geben, dass es sehr schwierig ist, den Geldhahn und die Versorgung zuzudrehen. Ob eine Lösung schwierig oder gar unmöglich ist, befasst sich die Theorie erstmal nicht.
Wir könnten mal, wenn der Thread dazu passend ist, ein Gedankenexperiment starten: Einem Terroristen, der überwältigt wurde, Wasser zum Trinken geben?
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