Mitten in der Nacht werden ein paar von euch von einem leisen Geräusch aus dem Schlaf geweckt. Etwas schabt und kratzt an der Wand des Ganges entlang, an dem eure Kabinen liegen. Euch stellen sich die Nackenhaare auf und ihr erschaudert, denn viele von euch sind in ihrem Zimmer ganz alleine, da sie den anderen nicht mehr über den Weg trauen.
Mit angehaltenem Atem lauscht ihr in die Dunkelheit hinein und versucht auszumachen, in welche Richtung sich das Geräusch bewegt. Langsam wird es immer lauter und scheint euren Türen immer näher zu kommen, bis es mit einem Mal abbricht und die pechschwarze Nacht wieder von einer trügerisch sicheren Stille umfasst wird.
Plötzlich durchbricht ein lautes Heulen die vermeintliche Ruhe und lässt euch alle mit einem Satz aus euren Betten springen. Ohne lange darüber nachzudenken reißt ihr die Türen zu euren Kabinen auf und stürmt hinaus in den Gang, wo ihr euch schnell wieder zu einer ganzen Gruppe versammelt habt.
Mit klopfendem Herzen zählt ihr durch, ob jemand fehlt und werdet zum ersten Mal, seit eure Hufe diese entsetzliche Station betreten haben, auf eine angenehme Art und Weise überrascht. Denn eure Zahl ist vollständig, keiner von euch ist verschwunden und ihr seid alle unverletzt.
Gerade in dem Augenblick, als viele von euch erleichtert ausatmen, ertönt ein erneutes Heulen, das noch viel lauter geworden ist als beim letzten Mal. Und es scheint näher zu kommen! Ängstlich drückt ihr euch aneinander und bildet einen engen Kreis um das Fohlen, um es vor dem, was da auf euch zukommt, zu beschützen.
Aber obwohl die grauenvollen Schreie, die sich ganz danach anhören, als würde ein lebendiges Wesen zu Tode gefoltert werden, immer lauter und lauter werden, könnt ihr immer noch niemanden im Gang neben euch sehen. Inzwischen ist das Heulen so unerträglich für euch geworden, dass sich die meisten die Ohren zuhalten müssen, um noch halbwegs bei klarem Verstand zu bleiben.
Gerade als ihr meint, es nicht mehr länger aushalten zu können, brechen die Schreie auf einmal ab. Euch ist klar, dass die Kreatur, die so furchtbare Schmerzen erlitten hat, nun tot sein muss. Mit wachsender Panik starrt ihr weiterhin in den verlassenen Gang hinein und zuckt erschrocken zusammen, als plötzlich ein neues Geräusch ertönt.
Doch diesmal sind es keine Schreie, ganz im Gegenteil. Ein gespenstisches Wispern, das euch das Fell zu Berge stehen lässt, hallt durch die leeren Gänge der Station. Am ganzen Körper zitternd dreht ihr euch wie wild geworden hin und her, um die ungefähre Richtung ausfindig zu machen, aus der die unheimlichen Laute kommen. Doch es will euch einfach nicht gelingen, da das Geräusch aus allen Ecken und Winkeln des Ganges gleichzeitig zu kommen scheint.
Einige von euch haben es längst aufgegeben, dieses eigenartige Phänomen aufklären zu wollen, sie liegen am kalten Boden und halten sich wimmernd die Ohren zu. Schließlich verliert einer von euch die Nerven, rennt auf die nächstbeste Wand zu und hämmert wie wild geworden darauf ein.
Und da passiert es!
Mit einem Mal reißt er ein Stück gut getarnter falscher Wand von seiner Position und ein hochmoderner schwarzer Lautsprecher wird sichtbar. Als ihr euch von eurem ersten Schreck erholt habt, stellt ihr sehr schnell fest, dass die Geräusche unter anderem auch aus diesem technischen Gerät dringen.
Nun ist eure Angst verflogen und ihr beginnt damit, den Gang fieberhaft von einer Seite zur anderen zu durchsuchen. Dabei entdeckt ihr noch fünf weitere Lautsprecher, die sich in eurer unmittelbaren Nähe befinden und sich eindeutig als die Quelle der unheimlichen Laute herausstellen. Die Erleichterung steht euch allen ins Gesicht geschrieben, nachdem ihr erkannt habt, dass es eine ganz natürliche Erklärung für den soeben überstandenen Schock gibt.
Allerdings fragt ihr euch nun, was der Grund für die Anbringung dieser Lautsprecher ist, wer sie dort platziert hat und wer sie heute Nacht aktiviert hat, um euch zu erschrecken. Sollte die ganze Aktion am Ende vielleicht nur als Ablenkungsmanöver für eine andere schreckliche Tat dienen? Ihr wünscht euch nichts sehnlicher, als diesem lebendigen Albtraum hier unten zu entkommen...
Als ihr euch gerade dazu entschlossen habt, euch wieder in eure Kabinen zurückzuziehen, um noch ein wenig zu schlafen, schreien einige von euch plötzlich entsetzt auf. Denn ihr seid nicht mehr alleine unter euch. Jemand steht etwa zehn Meter von euch entfernt in der Mitte des Ganges und rührt sich nicht vom Fleck.
Es handelt sich um eine in einen schwarzen Mantel eingehüllte Gestalt, die für euch nicht weiter zu erkennen ist. Keiner von euch bewegt auch nur einen Muskel, denn ihr seid wie gebannt von ihrem unerwarteten Auftauchen. Die unheimliche Erscheinung macht mit einem Mal eine plötzliche Bewegung, die euch alle aus eurer Starre reißt, wirft euch etwas Rundes vor die Hufe, macht dann schweigend kehrt und galoppiert auf einmal wie vom Blitz getroffen davon.
Aber nicht einem von euch kommt auch nur der Gedanke daran in den Sinn, die Verfolgung des Unbekannten aufzunehmen, da euch allen der Atem stockt, als ihr erkennt, was er euch da gebracht hat. Es ist der Kopf von Lunar Eclipse, die erst wenige Stunden zuvor durch einen voreiligen Entschluss von euch direkt vor euren Augen ertrunken ist.
Auch im Tod hatte die junge Stute nichts von ihrer wundervollen Schönheit verloren, nachdem sich das Wasser wieder aus der Schleuse zurückgezogen hatte, sah es einfach nur danach aus, als würde sie in einem tiefen Schlaf liegen. Doch nun ist davon nicht mehr viel zu erkennen, denn ihrem hübschen Gesicht wurden einige hässliche Verletzungen zugefügt.
Jemand oder besser gesagt etwas muss ihr mehrmals seine ausgefahrenen Krallen darüber gezogen haben, jedenfalls ist die junge Stute so verunstaltet worden, dass ihr sie kaum noch erkennen könnt. Aus dem geöffneten Maul von Lunar Eclipse ragt ganz eindeutig ein kleiner, weißer Zettel hervor, auf dem etwas geschrieben steht. Jedoch sieht sich keiner von euch dazu in der Lage, dem abgetrennten Kopf auch nur in die Nähe zu kommen. Zu schrecklich ist der Anblick, der sich euch da bietet, als dass ihr euch überhaupt noch von der Stelle rühren könnt.
Plötzlich ertönt ein Knacken über euren Köpfen, das euch alle zusammenfahren lässt. Ein scheußliches Gelächter hallt durch die Gänge der Station, gefolgt von der furchtbarsten Stimme, die ihr in eurem ganzen Leben jemals gehört habt. Sie klingt unvorstellbar schrill, boshaft und hysterisch und ist so unglaublich laut, dass ihr diesen Moment ganz bestimmt niemals wieder vergessen werdet.
"Na looos, worauf wartet ihr denn noch? Beeilt euch lieber mit dem Leeesen, nicht dass euch der klägliche Rest eurer Freundin auch noch davonrooollt! Es könnte sich doch für euch looohnen, zu erfaaahren, was ich euch zu sagen haaabe! Und denkt immer daraaan, bloß nicht den Kopf verliiieren!"
Und mit einem erneuten abscheulichen Lachen bricht die Verbindung ab und es ist wieder vollkommen ruhig um euch herum. Mit Tränen in den Augen wagt sich endlich einer von euch nach vorne, tastet vorsichtig nach dem Zettel und zuckt erschrocken zusammen, als er die zerfetzten Wangen der Toten streift. Ganz langsam und mit größter Mühe schafft er es schließlich, Lunar Eclipse den Zettel aus dem Maul zu ziehen, ohne sie ein weiteres Mal zu berühren, und kehrt zu eurer Gruppe zurück.
Die Nachricht ist in einer euch unbekannten Hufschrift verfasst, sie stammt also mit Sicherheit nicht von demselben Pony, das euch schon zweimal Informationen gegeben hat. In schiefen Buchstaben aus roter Farbe, von der ihr euch einredet, dass es sich bestimmt nicht um das Blut der jungen Stute handeln kann, steht dort folgende Warnung geschrieben:
Der Zettel schrieb:"Die letzte Warnung von mir war ein Fehlschlag, Lunar Eclipse hatte nichts mit den Morden zu tun. Ich hätte nicht raten sollen, aber mir blieb keine andere Wahl, denn ich will euch helfen.
Nun weiß ich aber mit absoluter Sicherheit, wer für die Morde an Shadow und Spinning Gadget verantwortlich ist! Ich habe den Verräter in euren Reihen enttarnt.
Es handelt sich dabei um Dr. Lupa Moon (Lupa), die nicht die ist, die sie zu sein scheint! Sie ist eine große Gefahr für euch und wird euch noch alle hintergehen, wenn ihr nichts gegen sie unternehmt.
Ich gebe euch mein Wort darauf, dass sie ein Changeling ist!"
Jemand, der euch helfen will
Ein leises Surren ertönt und das Licht beginnt zu flackern. Voller Angst drängt ihr euch alle in die nächstbeste Kabine und schließt die Tür hinter euch. Sofort beginnen unter euch die Diskussionen darüber, ob ihr dem unbekannten Schreiber dieser Botschaft Glauben schenken könnt.
Euch ist klar, dass ihr auf jeden Fall etwas unternehmen müsst, wenn ihr hier unten nicht einer nach dem anderen auf grausame Art und Weise umkommen wollt. Also fasst ihr schnell den Beschluss, auch heute wieder einen aus euren Reihen zu bestimmen, der euch verlassen muss.
Wen es wohl diesmal treffen wird?
Zusammenfassung der Ereignisse:
Es war eine ruhige Nacht, niemand ist von den Changelingen entführt worden.
Dr. Lupa Moon (Lupa) hat aufgrund von Mare Do Well (die den oben genannten Text zwar nicht selbst geschrieben, ihm aber zugestimmt hat) 2 Stimmen gegen sich.
Dies ist der Beginn von Tag 3, der bis zum 11.07.2014 um 19:30 Uhr laufen wird.