Crash Override schrieb:Die Lügen haben wir auch hier, nur passiert hier nichts nachdem sie ausgesprochen wurden - nennen wir es einfach "wir haben den Leuten etwas Futter hingeworfen damit sie uns wählen, aber mehr gibts für das (dumme) Volk nicht".
So. Jetzt kommen wir an ein Problem. Was du da beschreibst, ist eine rein subjektive Empfindung und auf denen lässt sich so gut wie nicht argumentieren. Denn im Grundsatz kann man mit dem Satz kaum mehr an der Realität vorbei gehen.
Was hierzulande in der Politik passiert lässt sich nicht mit Trump vergleichen, der vermutlich nicht einmal mehr in der Lage ist zu erkennen wenn er lügt. Für den ist das aussprechen von Unwahrheiten wahrscheinlich kompulsiv und in dem Moment in dem er es selber sagt, glaubt er es auch. Dazu kommt eine ganz Reihe an Enablern, die aus unterschiedlichen Gründen bei diesem Kampf gegen die Realität mitmachen.
Hierzulande hast du mehr oder weniger ehrliche Leute, aber abseits von der AfD arbeitet eigentlich keiner daran die Realität selbst anzufechten. Was hierzulande dagegen gerne mal passiert, ist dass die Menschen die nötige Verantwortung nicht richtig zuordnen können. Das ist ein Problem für sich, aber ein Politiker kann sich grundsätzlich erstmal nur für oder gegen etwas einsetzen. Ob es passiert liegt normalerweise außerhalb der Einzelentscheidung.
Zweitens. Hierzulande passiert eine ganze Menge. Man kann in jedem einzelnen Fall darüber streiten, weil es den Menschen manchmal zu viel, zu wenig, oder falsch vorkommt und ich persönlich bin auch kein Freund unserer aktuellen Regierung dahingehend. Aber wer berechtigte Frustration dahingehend übersetzt, dass dann Trumps Realitätsverweigerung und Inkompetenz als legitime Alternative angesehen wird beweist ein sehr beschädigtes Verständnis gegenüber Politik insgesamt und hat der Trump Seite auch bereits viel zu viel der dortigen Rhetorik geglaubt.
Aber, wie gesagt, wir haben hier ein kleines Problem. Natürlich kann man darauf hinweisen, dass Trump bereits mehr Lügen in seiner kurzen Amtszeit ausgesprochen hat als ein Großteil unseres politischen Establishments zusammen. Man kann zum x-ten Mal darauf hindeuten, dass Trumps Ideen völliger Schwachsinn sind und der Mann bislang von seinen Zielen so gut wie nichts umgesetzt bekommt. Man könnte auch auf die Dinge verweisen die hier in den letzten Jahren entschieden wurden. Ich habe aber leider das Gefühl, dass das nichts helfen würde, weil ich aus Erfahrung weis, dass dann immer nur das Tor verschoben wird. Weist man auf Trumps Lügen hin, dann wird eben irgendwas von Angela Merkel rausgekramt. Wenn man darauf eingeht, dann kommt eben die Untätigkeit in Politikfeld X zur Sprache und wenn man darauf eingeht, die kritisierbare Umsetzung von Y. Man argumentiert also meistens nicht wirklich, sondern stattdessen verschiebt eine Seite einfach immer weiter das Diskussionsthema, ohne sich mit dem Inhalt weiter auseinandersetzen zu wollen. Insofern würde es mich freuen, wenn das nicht auf dich zutrifft. Aber ich bin mir unsicher wie so eine "Diskussion" eigentlich anfangen soll. Letztendlich bedeutet deine Aussage ja nicht weniger, als dass du es akzeptierst permanent belogen und verarscht zu werden, wenn die entsprechende Person nur dabei behauptet die Probleme anzugehen, während aber objektiv nachprüfbar die Aktionen dieser Person schädlich für Leute wie dich und für das ganze Land sind. Im Grunde muss jemand noch nicht mal ein starker kompetenter Problemlöser sein, er muss nur häufig genug behaupten irgendetwas zu machen und schon wird die Demokratie mit ihrem Wunsch nach Rationalität, Kompromiss und Gewaltenteilung verachtet.
Vielleicht fangen wir mal so an: Kannst du mir eine Person nennen, die in der deutschen Politik nachweislich so viel lügt wie Donald Trump?
Dann kommen wir immerhin schon einmal weiter dabei welchen Maßstab du an die Wahrheit bei Politikern anlegst.
Den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen.
- Lucius Annaeus Seneca -