Ich habe extra gewartet, bis ich wirklich Zeit finde, diesen Text zu schreiben, denn er wird ein wenig ausführlicher Sein.
Erstmal muss ich anmerken, das du einen sehr interessanten Werdegang hast
Jedenfalls habe ich in deinem Thread über die Wertevermittlung geschrieben, das ich technologiebegeistert bin, das die Möglichkeiten schier endlos sind, das es für mich das Spannendste ist, Linux auf einem Smartphone zu installieren, das sich die Technologische Welt so weit entwickelt hat, immer mehr Möglichkeiten eröffnet, seinen Geist zu vordern, immer was neues zu entdecken und neues zu erleben. Genial, nicht?
Nicht ganz.
Genauso wenig wie ich vor einem Jahr es auch nur erahnen würde, das ich mich mal in einem Forum über knuffige pastellfarbene Kleinpferde anmelde, hielt ich es vor zwei Monaten auch für undenkbar, das ich meine Meinung jeh ändern würde. Ich bin ein doch hochtechnologisierter Mensch, ich habe Alles, was man an Elektrosachen nur so haben kann (ausser einem Fernseher, da dort eh nur schrott läuft.) Und ich war glücklich. Meinte ich zumindest.
Doch als dieser Thread lief, habe ich angefangen, mich ein wenig über Minimalismus zu informieren, was dieses komische Zeug überhaupt ist. Ich habe diesbezüglich ein paar Beiträge gelesen und auch ein Paar Dokus und Vlogs angeschaut. Und es hat mich ein wenig zum nachdenken gebracht. Zwar halte ich diese Einstellung weiterhin für übertrieben, aber es gab da zwei Textpassagen, welche mich doch tief berührt haben (leider weiss ich nicht mehr, wo ich sie gelesen habe.)
Zitat:Schau dich im Zimmer um. Schau dir all die technischen Gegenstände an und frage dich, ob du glücklich bist? Stell dir anschliessend vor, sie währen weg. Wärst du dann weiterhin glücklich? oder eher Traurig? Oder gar noch glücklicher, weil ein Ballast fort ist?
Und auch dieser hier:
Zitat:Besitzt du einen Gegenstand oder übst du eine Tätigkeit aus, bei der du bewusst auf Fortschritt und technologie verzichtest? etwas, wo du die Ursprungsform erleben willst? Etwas, wo du dir durch diese verweigerung selber das leben schwerer machst, dich diese Reinheit und das Pure daran glücklich macht? Warum ist das so? Würde das auch anderswo klappen?
Und dann habe ich angefangen nachzudenken (in der Arbeit war grad nix los, da kann man sich ein wenig Tagräumereien erlauben
)
Jedenfalls lautet die Antwort Ja, ich bin glücklich mit meinem Laptop, meinem Gaming-PC, Meinem IPad, Meinem Smartphone, Meiner Gamingmaus und Gamingtastatur, Meinem Gamincontroller, Meinem Mikrofon, Meinem Zeichentablet, meinem alten Gameboy, den Nintendo 3ds, Meinem 24 Zoll Monitor und meiner ICade-Maschine fürs Ipad.
Als ich mir das alles so aufgezählt habe, bin ich doch ein wenig erschrocken.
Ich besitze soo viele Sachen, die ich im prinzip selten Brauche.
Und dann habe ich mich selbst gefragt, warum ich so viel Geld in meinem GamingPC reingesteckt habe, warum ich mir eine G15 Tastatur gekauft habe, das beste Gamepad, eine teuere Maus, Eine Teuere Soundkarte, eine teure Grafikkarte, zusätzliche Lüfter, warum ich den PC überhaupt übertaktet habe.
Weil ich Gamer bin?
ich besitze ja schliesslich 232 Spiele auf Steam.
Bei dieser Menge an Spielen müsste ich im prinzip ein Coregamer sein, der das Spielen liebt. Oder versuchte ich nur mir selber die Illusion aufzubauen, ich sei es.
Viele Spiele habe ich in diesen Bandles gekauft, die es immer zu Weichnachten gab, mit dem Hintergedanken, das ich sie mal Spielen werde, wenn ich mal wieder Zeit habe. Doch das trat selten ein. Immer wenn ich mal ein neues Spiel starten wollte, verging mir nach einer Stunde die Lust weiterzuspielen. Viele hab ich nichteinmal gestartet.
Es ist seltsam, ich hatte nie das bedürfniss verspührt, Sachen aus Frust zu kaufen (in einem Laden) Doch anscheinend passierte das bei mir bei Steam, und irgendwie habe ich es nicht gemerkt. ich habe damals auch sehr viel Gamemagazine gelesen und war immer Top informiert über alles. Das hat mir wirklich spass gemacht, mich zu informieren, aber selber zu spielen empfand ich als Langweilig. Und warscheinlich um diese Illusion aufrecht zu erhalten, schaffte ich mir all die Unnütze Hardware an und steckte viel zu viel Geld in den Computer, welches ich nichtmal Ansatzweise das Potenzial ausnutze.
Es ist schon seltsam, ich habe stehts geglaubt, das ich mal Zeit finden werde, doch ich hab sie nie gefunden, da mich weitere Technologische fortschritte aufgehalten haben (youtube oder allgemein gesagt, das Internet.) Ich habe früher sehr viel Gelesen, doch seit vielen Jahren nicht mehr. Ich werde vom Computer gefesselt, kaufe Sachen für die Zukunft, die eh nie eintreten will, gebe gar das Lesen auf und
ich habe es selber nichtmal gemerkt.
Ich war nicht süchtig, denn wie gesagt, es hat mich schnell angefangen zu langweilen, auch bei Youtubevideos habe ich nach 2 Stunden freiwillig ausgeschalten. Doch ich hatte das Handy, den Laptop und das Ipad, wo ich dann nochmals ins internet ging, um was schnell "nachzuschauen", aber dann werde ich ganz bestimmt wieder mein Buch lesen
Tja, dann war er schon spät und ich ging schlafen
Und dann fing ich mich an zu fragen, warum zum Henker ich das alles habe, warum brauche ich drei Computer? Warum brauche ich GAmingequipment, wenn ich gar nicht spiele? Warum brauche so viele Spiele?
Und noch ein Erreigniss passierte, welches mich in dieser Einstellung prägte:
Ich habe mir den Rasberry Pi bestellt, ein MinimalsPC für 35 Euro. der kann faktisch nix, doch da liegt auch die Herausforderung, ihn so für seine Wünsche anzupassen, das er das macht, was man will. Er hat mir viele Stunden fröhlichen Linuxbastellspass erlaubt. Und es hat mir viel mehr Spass gemacht, mit der Limitierten Hardware zu experimentieren, als irgendwass auf dem richtigen PC unter Windows zu machen, wo man eh alles in sein allerwertestes geschoben bekommt.
Es ist einfach Langweilig, doch beim Rasberry Pi wird noch Gehirnschmalz erfordert, Die Komplexität, die Einfachheit und das Retrofeeling ergaben eine ganz eigene Atmasphäre, welche auf dem Normalen PC nicht zu toppen war. Es ist schon seltsam, das ich lieber auf einem MinimalstPC rumexperimentiere, als auf einer hochgezüchteten Killermaschine.
Und bezüglich des Zweiten Zitates,
Zitat:Besitzt du einen Gegenstand oder übst du eine Tätigkeit aus, bei der du bewusst auf Fortschritt und technologie verzichtest? etwas, wo du die Ursprungsform erleben willst? Etwas, wo du dir durch diese verweigerung selber das leben schwerer machst, dich diese Reinheit und das Pure daran glücklich macht? Warum ist das so? Würde das auch anderswo klappen?
Da habe ich früher mir auch keine Gedanken darüber gemacht, doch nun erkannte ich, das es da doch was gab. Und zwar mein Motorrad. Ich wollte immer einen Chopper. Einfach, Stilistisch, keine unnötigen Zusatzinfos, Nur Eisen und Chrome, einfach das "Pure" Fahrgefühl erleben ohne das irgendwo Elektronik rumpfuscht.
Die neueren Motorräder sind Optimiert, Windkanalgetestet, Haben teils sogar ABS.
Wärend meine Dragstar (Baujahr '97) Noch rustikal, Dreckig und Polternd daher kommt, halt noch "mit einer Seele" sind die Modernen Maschinen auf Konfort getrimmt. Besonders Deutlich wurde es mir, als ich eine Yamaha Fazer ausprobieren konnte. so was langweiliges bin ich noch nie gefahren
. Nein, ich will das Pure, Unbequeme Vibrierend des Motores spühren.
Diese Puristischen Gedanken hatte ich schon immer, nur jetzt habe ich ein wenig länger darüber nachgedacht. Ich bin glücklich mit meinem Minimalistischen Motorrad und wäre unglücklich, wenn es zu "technologisiert" wäre.
Und dies kann man gut auf den Alltag ummünzen.
Ich habe in Letzer Zeit versucht, einen Möglichst einfachen Lebenstil ohne Technologie anzuwenden, und siehe da, ich hab wieder mal Zeit, ein Buch zu lesen, Ich benutze ab jetzt nur noch Kerzen als Leuchtquelle (ist eh viel entspannter) und mache immer einen "Mitternachtsspaziergang"
Vor Zwei Monaten habe ich behauptet, Technologie bietet ungeahnte Möglichkeiten für die Persönlichkeitsentwicklung, und ja, das bietet sie tatsächlich, aber sie bietet auch gefahren und hat für mich eine Illusion aufgebaut, die mich extrem viel Geld gekostet hat.
Ich werde nun alles überflüssige Verkaufen (hat jemand interesse an einem 232 Spiele-Steamaccount?) und mir einen StromsparPC zulegen. Minimalist werde ich nicht, aber die Grundgedanken sind sicher nicht verkehrt.